Hähnchen-Spülmittel zerstört Marketing-Kampagne

von | 23. Mai 2011

Der zweite Modelcontest des Versandhauses "Otto" auf "Facebook" ist vorbei - Ende der Woche stehen die Gewinner fest. Bereits den ersten Wettbewerb verbuchte das Unternehmen als Erfolg. Als "Gewinnerin" wurde ein BWL-Student in Frauenkleidern gekürt. Dass nicht jede Marke so souverän mit dem schwer vorhersehbarem Willen der Netzgemeinde umgeht, zeigt aktuell der Wettbewerb von "Pril".

Am letzten Freitag endete die Teilnahmefrist für den „Otto“-Modelcontest auf „Facebook“. Aktuell sucht der Versandhandel jeweils fünf Männer und fünf Frauen für den Katalog „Otto-Streetbook“. Die 20 Frauen und 20 Männer mit den meisten Stimmen im Online-Voting werden gemeinsam mit jeweils fünf Männern und Frauen, die von „Otto“ ausgewählt werden, am 28. Mai 2011 zum Casting eingeladen. Eine Jury wählt dann die zehn Gewinner und Gewinnerinnen aus. Patrick Pikelj, einer der Top 20, modelt nebenbei bei einem Fashion- und Showteam. „Ich mache mit, weil ich schon immer mal in einem Katalog abgebildet werden wollte. Und wenn ich entdeckt werden sollte, wäre das ein netter Nebeneffekt“, begründet er seine Teilnahme.

„Brigitte“ machte letztes Jahr das Rennen


Beim ersten von „Otto“ veranstalteten Modelcontest im November letzten Jahres gewann „Brigitte“, die eigentlich Sascha Mörs heißt. Der BWL-Student aus Koblenz machte sich mit seinen zwei Mitbewohnern einen Spaß und reichte ein Bild von sich mit blonder Perücke, Rock und Spaghetti-Top ein. Durch kräftige Eigenwerbung gelang ihm der Sieg. Brigitte alias Sascha zierte zwei Wochen lang das „Facebook“-Profilbild des Versandhändlers, der daraus einen Marketingvorteil zog, schließlich sprachen viele „Facebook“-User über die Aktion.

Andere Versandhäuser haben eine andere Einstellung zu Online-Model-Castings. „Wir buchen unsere Models nur über seriöse, professionelle Model-Agenturen“, heißt es etwa beim Versandhändler „Baur“. Modelagenturen hingegen schauen mittlerweile öfter auch im Netz nach geeigneten Models. „Über das Internet erreicht man eine deutlich größere Masse an potentiellen Models“, begründet Sonia Götz, Geschäftsführerin und Agenturchefin der Modelagentur „i-models“ ihr Vorgehen. Die Ausschussquote sei zwar im Internet deutlich höher, die Erfolgsquote aber durch die große Auswahl an Models auch.


Hähnchen-Spülmittel kam – bei Contestveranstalter – nicht gut an

Spülmittelhersteller „Henkel“, der für seine Marke „Pril“ ebenfalls einen Wettbewerb bei „Facebook“ gestartet hat, ging mit Voting-Ergebnissen weniger souverän um. Gesucht wurde ein neues Design für die Spülmittelflasche. Auch absurde Motive waren dabei, wie beispielsweise der Spruch „Schmeckt lecker nach Hähnchen“, lustige Comicgesichter oder Bratwürste. Diese Entwürfe lagen in den Votings meist vorn. Mitten im Wettbewerb änderte „Pril“ dann aber das Vorgehen. Die Designs wurden nun geprüft bevor sie online gingen und angeblich gefälschte Stimmen wurden gelöscht. Am Ende des Wettbewerbs kündigte „Pril“ an, dass die Votes der Top-Designs nun bereinigt wurden. Es folgten wütende Proteste der „Facebook“-User. Die Aktion wurde als „verlogene Kampagne“ oder „Wahlbetrug“bezeichnet.

<h3>Bianca Emmert</h3>

Bianca Emmert