Der Markt für Handyspiele boomt trotz einer hohen Anzahl von illegalen Downloads. medienMITTWEIDA hat nachgefragt, wie sich die Branche gegen die Spielepiraterie schützen will.
Obwohl mittlerweile über 80 Prozent der Handy-Gamer ihre Spiele illegal im Internet downloaden, erzielt die Industrie einen riesigen Umsatz. Die Gewinne der „iOS“- und „Android“-Spieleentwickler haben sich nach Ermittlungen des Statistik-Anbieters „Flurry“ seit 2010 fast verdoppelt. Der Gesamtumsatz lag 2011 bei umgerechnet 2,51 Milliarden Euro. Trotz illegaler Nutzung ist die Game-Industrie von hoher wirtschaftlicher Bedeutung. „Für uns als Entertainment-Dienstleister gehören Games zu den bedeutendsten Content-Kategorien“, versichert Frank Legeland, der Marketing-Sprecher von „Mondia Media“. Sein Unternehmen bietet digitale Entertainment-Inhalte an.
Indirekter Kopierschutz durch das „Freemium“-Modell
Schon 2009 berichtete „Fishlabs“, ein Entwickler und Publisher für mobile Spiele, auf der eigenen Website über sein defizitäres Ergebnis: „Es gibt keinen wirksamen Kopierschutz für Handy-Games, sie werden massenhaft über das Internet illegal heruntergeladen. Es gibt circa zehn mal mehr illegale Downloads unserer Handy-Games als legale und das sind nur die, von denen wir Kenntnis haben.“
Viele Spiele-Anbieter versuchen illegalen Downloads mittels des „Freemium“-Modells entgegen zu wirken. Hier werden zunächst kostenlose oder sehr günstige Spiele angeboten, die allerdings nur durch kostenpflichtige Inhalte erweitert werden können. Die niedrigen Preise sollen den Anreiz zum Kauf verstärken. Laut Statistik-Anbieter „Flurry“ hat dies den Markt mittlerweile völlig verändert. Anstatt sich eine mobile Konsole zu besorgen, nutzen die User nun ihre „Smartphones“ und laden sich günstige Spiele aus den App-Märkten.
Piraterieschutz durch geschlossene Systeme
Lizenzschlüssel sind ebenfalls eine Lösung gegen die zunehmende Spiele-Piraterie. „Anbieter wie ‚Apple‘ versuchen mit geschlossenen Systemen wie der ‚iTunes‘-Welt ein eigenes Ökosystem inklusive Piraterieschutz zu erwirken“, berichtet Legeland von „Mondia Media“. Auch Konzepte wie „Free-to-Play“ könnten als eine Art Schutzmechanismus angesehen werden. Hier wird versucht mit kleineren Transaktionen einen noch relevanteren Umsatz zu generieren. Das Geschäftsmodell bezieht sich besonders auf Browserspiele und Online-Shooter, Handy-Games können meist ohne monatliche Beiträge gespielt werden.
Einen Gewinn erzielen die Anbieter oft über Werbung oder kostenpflichtige Zusatzangebote. Auch Premium-Mitgliedschaften und virtuelle Güter für das Spiel fallen darunter. Diese müssen jedoch mit echtem Geld über eine Spielwährung bezahlt werden.
Verdienste für Entwickler sind zu gering
Dem „Verband der deutschen Internetwirtschaft“ zufolge verdienen die Entwickler von Handyspielen im Durchschnitt zu wenig. Die großen Gewinner seien immer noch die „Application Stores“. Romano Pfefferkorn, selbstständiger Entwickler des „iPhone“-Games „Orbalus“, bestätigte den Verlust durch illegale Downloads: „Einen Tag nach der Veröffentlichung des Spiels war es überall zum Download für ‚gejailbreakte‘ Handys verfügbar, obwohl der offizielle Preis schon sehr niedrig angesetzt war.“ Nutzer von „gejailbreakten“ „iPhones“ können unabhängig von „iTunes“ Spiele aus dem Netz laden. „Viele Gamer sind nicht einmal dazu bereit, bescheidene 79 Cent für ein Handyspiel zu bezahlen“, bedauert Pfefferkorn.
Text: Joao Oliver Crawford Cabral-Mocarski, Video: Pavel Caraus, Joao Oliver Crawford Cabral-Mocarski, Sprecher: Joao Oliver Crawford Cabral-Mocarski, Holger Klose, Jonna Hoffmann.