Walt Disney interessierte sich schon immer fürs Zeichnen. Im ersten Weltkrieg noch als Sanitäter tätig, arbeitete er ab 1919 in einen Werbestudio. 1923 gründeten schließlich die Brüder Roy und Walt das „Disney Brothers Cartoon Studio“, das 1926 in „Walt Disney Studio“ umbenannt wurde. Der Durchbruch gelang 1927 mit der Erfindung von „Micky Mouse“. Die Trickfilme waren zu dieser Zeit lediglich im Vorprogramm eines Kinofilms zu sehen. Unzufrieden mit dieser Situation plante der leicht größenwahnsinnige Walt Disney den ersten abendfüllenden Zeichentrick-Film überhaupt. Er investierte viel Geld und noch mehr Zeit, bis schließlich 1937 „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ in die Kinos kam.
Die Dunkle Seite des Walt Disney
Um die Person Walt Disney ranken sich viele Gerüchte. Das kurioseste ist, er habe sich nach seinem Tod kryonisch einfrieren lassen. Eine Kapsel mit seinem Leichnam wurde aber nie gefunden. Außerdem soll der Zeichentrickpionier an Depressionen gelitten haben. Doch wirklich bestätigt wurde das nie. „Die Familie hat das Private möglichst aus den Schlagzeilen herausgehalten, um den Nimbus der heilen Welt, der zum Disney-Konzern gehört, nicht zu gefährden“, erklärt „FAZ“-Redakteur und Walt-Disney-Biograf Andreas Platthaus. „Aber wenn es so gewesen sein sollte, dann war das wohl darin begründet, dass Disney kompromissloser Perfektionist war“, erklärt Platthaus weiter.
Der Anti-Kommunist Disney, der stets am amerikanischen Traum festhielt, soll zudem Kontakte zum „FBI“ gehabt haben, um seine eigenen Mitarbeiter über kommunistische Aktivitäten zu bespitzeln. Dass er tatsächlich Kontakte zum US-amerikanischen Geheimdienst hatte, ist nicht unwahrscheinlich. Zu Zeiten des Kalten Krieges traf dies auf viele amerikanische Unternehmer zu. Spitzelberichte Disneys sind jedoch nie aufgetaucht. „Er hat aber nach dem Krieg bei den durch McCarthy initiierten Senats-Anhörungen zu angeblichen kommunistischen Umtrieben in der Filmindustrie ausgesagt und dabei auch Einzelne belastet“, ergänzt Platthaus.
Mäuse für die Politik
Der Medienmogul Disney versuchte auch politisch Einfluss zu nehmen. Er unterstützte die konservativen Republikaner finanziell und somit auch seinen Freund und späteren US-Präsidenten Ronald Reagan. „Ohne seine Zuwendungen wäre es für Ronald Reagan schwerer gewesen, kalifornischer Gouverneur zu werden und damit seine politische Karriere zu beginnen“, erklärt Platthaus. Disney unterstützte 1960 sogar Richard Nixon bei der Präsidentschaftswahl gegen Kennedy.
Trotz seines politischen Engagements wurde Disney mit dem Vorwurf konfrontiert, er sei Antisemit. „Film-Zeit.de“ schreibt sogar von ideologischen Verbindungen zum Nationalsozialismus. Der Antisemitismus in den USA der 30er Jahre sei aber mit dem im Hitler-Deutschland praktizierten nicht zu vergleichen, sagt der Disney-Biograf Platthaus: „Disney war als aufstrebender Studioeigentümer ein heftiger Kritiker der vor ihm etablierten Hollywood-Konzerne, die fast alle in jüdischem Besitz waren.“
Das Amerika-Ideal des Walt Disney war jedoch eher christlich geprägt. NS-Sympathien seien dagegen nicht belegt. „Als er 1938 Leni Riefenstahl empfing, die von fast allen anderen Hollywood-Größen geschnitten wurde, geschah das aus Bewunderung für die Filmemacherin, nicht für Hitlers Propagandafrau“, verteidigt der Disney-Biograf die Handlung Disneys. 1943 produzierte Walt Disney sogar auf eigene Kosten den abendfüllenden Anti-NS-Propagandafilm „Victory through Air Power“. Dieser Film sollte zu einer rücksichtsloseren Kriegsführung in Europa führen.
Die Studios nach Walt Disney
Der in Deutschland erfolgreichste Disney-Film „Das Dschungelbuch“, war der letzte Film, bei dem Walt Disney persönlich mitwirkte. Nachdem er 1966 an Lungenkrebs starb, mehrten sich die finanziellen Misserfolge des Unternehmens mit Filmen wie „Robin Hood“ und „Bernhard und Bianca“. 1984 wurde schließlich ein großer Anteil der „Walt Disney Productions“-Aktien von Investoren aufgekauft, die damit die Kontrolle über das Unternehmen übernahmen.
Mittlerweile gehören zur „Disneys“-Animationsabteilung die 3D-Pioniere von „Pixar“. Der Kopf hinter Pixar, John Lasseter, ist ein großer Fan der alten Disney-Klassiker. Dies merkt man laut Platthaus vor allem im erzählerischem. „Wenn man sich ‚Rapunzel‘ oder auch ‚The Princess and the Frog‘ ansieht, dann ist da auch wieder viel vom anarchischen Spaß der vierziger Jahre zu spüren, und das bei klassischen Märchen-Variationen“. Auch wenn viele ältere „Disney“-Fans die neueren Produktionen anprangern, der Erfolg des Traditionsstudios bleibt weiterhin bestehen. Walt Disney wäre stolz auf sein Unternehmen.