Hexahydrocannabinol

HHC – Legaler Rausch mit Gefahren?

von | 16. Juni 2023

Obwohl HHC momentan auf Social Media trendet, wird dabei kaum über die Gefahren des Legal Highs aufgeklärt.

Auf Instagram, Tiktok und anderen Plattformen wird HHC von kleineren Influencern oft als legale Alternative zu herkömmlichen Cannabis beworben. Dadurch werden gerade jüngere Konsument:innen auf die Substanz aufmerksam. Auf eventuelle Nebenwirkungen, Langzeitwirkungen oder Gefahren wird hier aber selten bis gar nicht hingewiesen.

Hexahydrocannabinol

HHC, oder auch Hexahydrocannabinol, ist ein aus Hanf synthetisiertes oder vollsynthetisch hergestelltes Cannabinoid, welches dem momentan noch illegalen THC in seiner chemischen Zusammensetzung und seiner Wirkung ähnelt. HHC-Produkte werden im Internet und inzwischen auch in vielen Spätshops und Headshops verkauft. Im Rahmen der Recherche zum Thema HHC hat medienMITTWEIDA mit Richard gesprochen. Er hat über ein halbes Jahr HHC konsumiert und teilt seine Erfahrungen: „Zuerst bin ich auf HHC gestoßen, nachdem ich es auf einer Webseite entdeckt habe. Danach habe ich mich informiert, welche Risiken und welche Nebenwirkungen auftreten können. YouTube-Videos haben gleichermaßen dafür gesorgt, dass ich Interesse an HHC entwickelt habe.”

Wie wird HHC synthetisiert?

Im Gegensatz zum natürlich in der Hanfpflanze vorkommenden THC ist HHC nur in sehr geringen Mengen in beispielsweise CBD Blüten enthalten. Um also eine Menge zu erhalten, die beim Konsum eine Wirkung zeigt, muss HHC in Laboren synthetisiert werden. Die Synthese von HHC funktioniert, indem aus CBD zunächst Delta-8 oder Delta-9-Tetrahydrocannabinol gewonnen wird. Dieses reagiert dann mit Wasserstoff und einem Katalysator wie Palladium zu HHC. Außerdem ist eine vollsynthetische stereoselektive Herstellung aus verschiedenen Stoffen wie Citronella oder Olivetol möglich, was bedeutet, dass die Synthese ausschließlich anhand physikalischer Reaktionen und ohne Beisetzung anderer chemischer Stoffe funktioniert.

Die Herstellung von HHC unterliegt kaum Regulierungen. Die Endprodukte müssen lediglich einen THC-Wert von 0,2 Prozent aufweisen und dürfen nicht vollsynthetisch hergestellt werden. Da HHC laut Anbieter:innen meist nur halbsynthetisch aus CBD gewonnen wird, liegt hier eine Gesetzeslücke, die den legalen Verkauf zulässt. Außerdem ist es möglich, dass fertige Produkte Unreinheiten und Überreste der Synthese enthalten. Diese Restprodukte können je nach Art und Konsumform gesundheitsschädlich sein. Die Transparenz darüber, ob solche Unreinheiten in den Produkten enthalten sind, schwankt zwischen den Anbietern. „Du weißt halt nicht, was drin ist. Es gibt keine Qualitätskontrollen, selten mal Laborberichte zur Reinheit der Produkte, aber das kommt auch auf den Anbieter an”, meint Richard hierzu.

In welchen Formen wird HHC auf dem Markt angeboten?

HHC kann in verschiedenen Formen gekauft und konsumiert werden. Zum einen gibt es mit HHC behandelte Hanfblüten. Diese weisen einen THC-Gehalt von unter 0,2 Prozent auf, wodurch sie in die erwähnte legale Grauzone fallen. Im Gegensatz zu THC in herkömmlichen Cannabisblüten kommt HHC nicht natürlich in diesen Blüten vor. Stattdessen werden Nutzhanf oder CBD-haltige Hanfblüten mit HHC behandelt. Diese Behandlung unterscheidet sich jedoch von Verkäufer:in zu Verkäufer:in. Der Wirkstoffgehalt der behandelten Blüten liegt hier meist zwischen 25 und 45 Prozent. Richard erinnert sich an seine ersten Erfahrungen mit den Blüten: „HHC-Blüten in Joints schmecken wirklich sehr komisch. Die Wirkung hat auch komplett unterschiedlich lang angehalten, mal 30 Minuten, mal 3 Stunden.” Diese Blüten werden oft in auffällig designten Plastiktüten verkauft. 

Aufgrund einer Vielfalt an Geschmacksrichtungen und ihrer eher unauffälligen Form haben auch HHC – Pens an Popularität gewonnen. Auch Richard hat diese für eine Weile genutzt: “Vapes fand ich am angenehmsten vom Feeling her, die haben auch echt lang gewirkt. Da war dann nur das Problem dass da die Versuchung groß war öfter dran zu ziehen, weil es eben so wahnsinnig einfach war sich keinen (Joint) bauen zu müssen.” Die Konzentrate innerhalb dieser Vapes weisen oft einen wesentlich höheren HHC-Anteil auf, welcher bei ca. 45 Prozent anfängt und je nach Modell und Anbieter bis zu 99 Prozent ausfallen kann. Je nach Marke wird das HHC hier mit weiteren legalen Cannabinoiden wie CBD, CBG, CBC und Terpenen ergänzt. Auch die Transparenz darüber, was genau neben HHC noch in den Vapes enthalten ist, schwankt stark. So können neben den oben genannten Stoffen auch unbekannte und schädliche Stoffe enthalten sein. 

Cannabinoide und Terpene

CBD ist ein Cannabinoid, welches entkrampfend, angstlösend, entzündungshemmend und potenziell sogar antipsychotisch wirken kann. Es kommt natürlich in der Hanfpflanze vor. CBG ist ein Übelkeit hemmendes Cannabinoid, welches ebenfalls natürlich in der Hanfpflanze vorkommt. CBC ist ein beruhigendes natürlich in der Hanfpflanze vorkommendes Cannabinoid. Terpene sind natürlich vorkommende Stoffe, die den Duft und Geschmack einer Pflanze bestimmen.

Ergänzend dazu gibt es ebenfalls Edibles, also verschiedene Lebensmittel wie Gummibärchen oder Sirups, welche eine bestimmte Menge an HHC enthalten. Diese wirken, wie auch normale Edibles mit THC, um etwa eine bis drei Stunden zeitversetzt zur Einnahme. Zu seiner Erfahrung erzählt uns Richard: “Edibles haben meist erst nach einer Weile gewirkt, haben dann aber auch etwas länger angehalten, teilweise den ganzen Abend. Von der Intensität her, waren sie aber gut vergleichbar mit dem High von einem Joint.” Sobald sich die Wirkung voll entfaltet hat, hält sie im Vergleich zum Rauchen oder Verdampfen der Substanz auch wesentlich länger an, in einigen Erfahrungsberichten ist von bis zu zwölf Stunden die Rede.​

Etikett HHC-Sirup, Credit: Johann Lagotzki

Wie genau wirkt HHC?

Zur genauen Wirkweise von HHC ist bisher eher wenig bekannt. Es ist davon auszugehen, dass es sich ähnlich wie THC im Gehirn an die CB1– und CB2-Rezeptoren bindet und dadurch seine bewusstseinsverändernde und schmerzlindernde Wirkung entfaltet. Für Richard hat sich das erste Mal HHC so angefühlt: “Das erste Mal HHC war gar nicht mit Cannabis zu vergleichen. Die Wirkung war viel intensiver und viel körperbetonter als bei normalem Cannabis. Außerdem hat HHC dafür gesorgt, dass man sich gefühlt hat, als wäre ich nicht ganz bei Sinnen, sondern wie in einer anderen Welt. Ich musste nach dem ersten Joint beziehungsweise nach der ersten Hälfte pausieren, weil die Wirkung so ungewohnt stark war.” Grundsätzlich ist die Wirkung bewusstseinsverändernder Substanzen höchst subjektiv, was heißt dass jede Person die Wirkung der Substanz etwas anders wahrnimmt. Eine ungefähre Wirkweise zeichnet sich allenfalls anhand zahlreicher Erfahrungsberichte im Internet ab. 

Gerade Edibles und hochprozentige Vapes könnten hier eine ernste Gefahr darstellen, da sie so gut wie keinen Ausgleich zu der psychoaktiven Wirkung von HHC durch andere antipsychotisch wirkende Cannabinoide wie CBD haben. Dadurch kann es schnell passieren, dass sich Konsument:innen überschätzen und unangenehme Nebenwirkungen auftreten, welche je nach Person mehrere Stunden anhalten können. Richard hat diese Nebenwirkungen ebenfalls wahrgenommen: „Also, während des Rausches hatte ich manchmal so ein elektrisches, aufgebrachtes Gefühl. Ich hatte auch krasse Probleme damit, mich auf irgendwas zu konzentrieren oder zu fokussieren. Mir war auch ganz häufig kälter, nachdem ich einen geraucht hatte. In der Zeit, in der ich HHC regelmäßig konsumiert habe, hatte ich außerdem tiefe depressive Verstimmungen. Das ist nicht nur auf HHC zurückzuführen, es hat es aber definitiv nicht besser gemacht.”

Welche Nebenwirkungen kann HHC haben?

Kurzzeitige Nebenwirkungen des HHC-Konsums gehen momentan hauptsächlich aus Erfahrungsberichten im Internet hervor. Konsument:innen berichten von physischen Nebenwirkungen wie Bluthochdruck, Herzrasen, Übelkeit und Schwindel bis hin zu Angstzuständen, Paranoia oder allgemeiner Unruhe. Die Langzeitwirkungen und das Abhängigkeitspotenzial der Substanz sind momentan kaum erforscht. Richard nimmt diese folgendermaßen wahr: “Als ich damit aufgehört habe, hatte ich zunächst diesen Drang wieder zu rauchen. Zusammen mit Entzugserscheinungen. Langfristig würde ich sagen, dass ich mich nach der Zeit, in der ich konsumiert habe, definitiv schlechter konzentrieren kann.”

Wie gefährlich ist HHC?

Im Fazit geht der Konsum von HHC mit einigen Risiken einher. Fehlende Qualitätskontrollen sorgen dafür, dass nicht immer klar ist, ob das konsumierte Produkt frei von schädlichen Stoffen und Restprodukten der Synthese ist. Kurz-und Langzeitwirkungen sind kaum erforscht und lassen sich allenfalls aus subjektiven Erfahrungsberichten erahnen. Gerade jungen Leuten wird das Produkt auf verschiedenen Plattformen als legale und sichere Alternative beworben. Sicher ist, dass der Konsum dieser Produkte ebenso wie der des momentan noch illegalen Cannabis zu Kurz-und Langzeit Nebenwirkungen führen kann. Vor allem, wenn er regelmäßig stattfindet. Für Richard ist klar, dass der Konsum Auswirkungen haben kann und mit Vorsicht zu genießen ist: „Ich denke, dass die mentalen langfristigen Auswirkungen bei jedem anders sind, ich würde aber davon abraten, HHC regelmäßig zu konsumieren, da es echt nicht sicher ist, welche Auswirkungen das Ganze hat.”

Text, Titelbild & Bilder: Johann Lagotzki

<h3>John</h3>

John