Viele Deutsche erhielten in letzter Zeit von Verwandten, Freunden oder Kollegen eine Mail, in der vor einer HIV-Infektion im Kino gewarnt wird. In dieser Mail wird von einem Ereignis berichtet, was sich angeblich in Köln ereignet habe: „Vor einigen Wochen hat sich in einem Kino eine Person auf etwas Spitzes gesetzt, das sich auf einem der Sitze befand. Als sie sich wieder aufgerichtet hatte, um zu sehen, um was es sich handelte, hat sie eine Nadel gefunden, die in den Sitz mit einer befestigten Notiz gestochen war: ‚Sie wurden soeben durch das HIV infiziert‘.“ Zu solchen Vorfällen sei es auch in anderen Städten gekommen. Dabei seien „auch Nadeln in den Geldrückgabe-Aussparungen von öffentlichen Automaten“ gefunden worden. Diese Mail solle jeder an alle Bekannten weiterleiten und sie damit warnen. Gezeichnet war diese Mail mit Frank Richert von der Polizeidirektion Hannover. Sogar Adresse und Telefonnummer waren angegeben, was der ganzen Mail einen sehr authentischen Eindruck verlieh.
Schlechter Scherz
Beim Anruf der angegebenen Nummer meldet sich allerdings nur eine automatische Sprachansage, die jedem Anrufer sofort mitteilte, dass es sich bei der Mail nur um einen sehr schlechten Scherz handele. medien-mittweida.de hat nachgehakt und mit der Polizeidirektion Hannover gesprochen. Die Nachricht über eine solche Infektion sei bereits vor einem Jahr in einem Chatroom aufgetaucht, was eine kleinere Welle von Nachfragen ausgelöst habe. Vor einigen Wochen sei diese Mail in Umlauf gekommen und habe sich wie ein Lauffeuer über ganz Deutschland verteilt. Zu Beginn erhielt die Polizeidirektion Hannover sechs bis acht Anrufe pro Tag zu diesem Fall. Da diese Flut an Anrufen wegen eines Scherzes so nicht mehr zu bewältigen war, entschied sich die Polizeidirektion die Sprachansage zu schalten. Die Anrufe wurden dann nicht mehr gezählt. Die Polizei Hannover hob allerdings im Gespräch hervor, dass „HIV auf diesem Weg nicht übertragen werden kann. Es stirbt nach kurzer Zeit an der Luft ab.“ (Übertragung des HI-Virus) Was den Täter oder das Motiv zu dieser Tat betrifft, tappt die Polizei allerdings im Dunkeln.
Motiv unklar
Auch Neurologe Dr. Georg Ziethe kann in Hinsicht auf das Motiv nur mutmaßen: „Es gibt doch viele Menschen mit den teils unmöglichsten (oder auch gängigen) Aktivitäten, die dabei leicht sich und andere oder gar viele gefährden – einfach Idioten. Es kann aber durchaus auch sein, dass der „Mensch ärger dich“-Effekt bei Kettenmails hier an zweiter Stelle steht. Auch zum Beispiel Raser im Straßenverkehr sind ein schöner Vergleich. Da muss kein großer Unterschied zum Trojanerbau und Kettenmails sein.“ Fest steht also nur eins: Wieder einmal wurde das Vertrauen und die Angst der Deutschen für einen schlechten Scherz ausgenutzt.