Einen Tag lang nichts kaufen? Das klingt leichter als gedacht, denn streng genommen zählen neben den offensichtlichen Einkäufen auch der Verbrauch von Wasser, Benzin und Strom dazu. Die Website buynothingday.co.uk fordert den Leser auf, Fragen wie: „Brauche ich das wirklich?“, „Kann ich es mir vielleicht von jemandem borgen?“, oder „Ist es aus erneuerbaren Ressourcen hergestellt, und ist es recyclebar?“, zu antworten. Jedes Mal, wenn wir etwas kaufen, treffen wir eine Entscheidung, etwa so als würden wir wählen gehen. Wollen wir wirklich Schokolade, die durch Kinderarbeit entstanden ist? Äpfel, die aus Neuseeland eingeflogen werden? Unterstützen wir mit unserem Kauf internationale Monopolisten, oder lieber den kleinen Bäcker um die Ecke?
Neben dem „was“ spielt aber auch das „ob“ eine Rolle. Laut greenpeace-magazin.de waren bereits am 25. September die theoretisch für ein Jahr zur Verfügung stehenden natürlichen Ressourcen verbraucht. Trotzdem sind unsere Supermarktregale immer noch zum Bersten voll, während eine Milliarde Menschen hungern muss. Diese aktuelle Zahl der FAO, der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, sind neuer Rekord. Noch nie seit der statistischen Erfassung der Hungernden gab es so viele Menschen, die nicht genug zu Essen haben.
Aus einer Idee wird eine internationale Bewegung
Erfunden wurde der Buy Nothing Day von Ted Dave. Der Kanadier initiierte 1992 den ersten „Kauf-Nix-Tag“. 1995 griffen die amerikanischen „Adbusters“, eine konsumkritische Organisation, die Idee auf und warben auf ihrer Website dafür, so schreibt es buynothingday.de. Durch das Internet wurde die Idee immer mehr verbreitet und ist heute vor allem in Ländern Amerikas, Europas und in Japan bekannt. Während in Nordamerika der Tag nach Thanksgiving, dieses Jahr der 27. November, zum Buy Nothing Day erklärt wurde, ist es in allen anderen Teilen der Welt der letzte Samstag im November. Diese Tage sind traditionell sehr umsatzstark, da die „Weihnachtseinkaufsaison“ beginnt.
Im Gegensatz zu anderen internationalen Tagen, wie dem Welt-Aids-Tag, fehlt dem „Kauf-Nix-Tag“ jedoch die größere gesellschaftliche Anerkennung. Das liegt vielleicht daran, dass keine zentrale Organisation dahinter steht. Zwar gibt es Gruppen, wie die „Adbusters“ oder „Konsum Global“, die den Tag unterstützen, doch liegt der Schwerpunkt eher auf kleinen, dezentralen, individuellen Aktionen. Diese können sehr unterschiedlich ausfallen. Vom persönlichen Verzicht, über Konsumleichen-Straßentheater, Plakataktionen oder meditierende Weihnachtsmänner – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. „Es geht darum, den Menschen ins Gewissen zu reden, ihnen zu verdeutlichen, welchen absurden Stellenwert Konsum in unserer Gesellschaft einnimmt“, sagte dazu Luise Thieme gegenüber medien-mittweida.de. Sie gehört zu einer Buy Nothing Day-Initiative aus Dresden, die für den 27. und 28. November unterschiedliche Aktionen in der Dresdner Innenstadt plant.
Es geht um Leben und Tod
„Alle sieben Sekunden stirbt irgendwo auf der Welt ein Kind unter zehn Jahren an Hunger“, schreibt der ehemalige UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Jean Ziegler, in seinem Buch „Die neuen Herrscher der Welt“. Jeder sollte sich bewusst werden, dass seine Kaufentscheidungen – und wirklich jede einzelne – wirtschaftliche, ökologische und soziale Auswirkungen hat. Durch sie können Leben und Natur gerettet werden oder eben nicht.