Die Idee zum Erfolgsspiel

von | 20. März 2012

Video- und Computerspiele gibt es unzählige auf dem Markt und es werden täglich mehr. medienMITTWEIDA hat sich angesehen, wie Konzepte für Bestseller-Spiele entstehen.

Die Spieleentwickler „Yager“, „Zeroscale“ und „Spellbound“ berichten, wie Ideen für ein Erfolgsspiel entstehen.

Die Spieleentwickler „Yager“, „Zeroscale“ und „Spellbound“ berichten, wie Ideen für ein Erfolgsspiel entstehen.

Video- und Computerspiele gibt es unzählige auf dem Markt und es werden täglich mehr. medienMITTWEIDA hat sich angesehen, wie Konzepte für Bestseller-Spiele entstehen.

Die Grundlage für ein erfolgreiches Spiel ist immer erst einmal die Idee. Als wichtiger Bestandteil des Spieleentwickler-Alltags gehört sie zum Tagesgeschäft. Dass erfolgreiche Spieletitel immer nur von anderen Games abschauen, ist dabei ein Vorurteil: „Wir erarbeiten ständig neue Konzepte. Dabei geht es nicht nur um neue Spielmechaniken, sondern auch um die Kombination aus bewährten Elementen mit neuen Inspirationen“, erklärt Timo Ullmann, Geschäftsführer von „Yager Development“. Das 1999 in Berlin gegründete Unternehmen hat sich auf die Erstellung von Multi-Plattform-Action-Spielen spezialisiert.

Retro ist in: Gefragt ist die Neukombination bestehender Elemente

Auch bereits umgesetzte Konzepte sind für weitere Spieleentwicklungen wichtig. „Auch wenn die Idee alt  oder bewährt ist, kann zumindest die Umsetzung neuartig sein“, erklärt der Managing Director von „Zeroscale“ Martin Rode . Das Spiel-Studio agiert parallel auch als Publisher und veröffentlichte Spiele wie „Germanys next Topmodel“ oder „Skate City Heroes“. Natürlich werde auch viel kopiert. Gerade das Zurückgreifen auf bekannte Spielelemente kann einen Titel zum schnellen Markterfolg führen. „Bewährte Konzepte werden immer wieder neu benutzt und in ein neues Kleid gesteckt. Häufig kommen diese sogar von alten ‚C64‘- oder ‚Atari‘-Spielen“, sagt Rode.

Endgegner Spieleverlag: Publisher behindern Kreativität

Die Publisher, also die Verleger, sind unter Spielern oft als kommerzorientiert verschrieen, sie stünden wirklich innovativen Ideen im Weg. Dan Olthen kann diesen Vorwurf aber nicht nachvollziehen. „Ein Publisher entsteht meist aus einem Developer, der entschieden hat seine Spiele selbst zu vertreiben und sich später dazu entwickelt, die Spiele anderer mit zu verlegen“, erzählt der Producer von „Spellbound Entertainment“. Das Unternehmen brachte unter anderem Action-Spiele wie „Desperados“ oder „Helldorado“ heraus. „Der Publisher geht also schon mit einem gewissen Grundfundus an Ideen an die Developer heran und lässt diese dann entwickeln“, so Olthen.

Weitere Ideen kommen bei einem Publisher oft auch aus der Marketing-Abteilung. „Diese sondiert den Markt nach interessanten Themen – sei es aus Büchern, Filmen, Comics, Musik und selbstverständlich Konkurrenzprodukten“, erklärt Olthen. Bei einem guten Konzept gehe es darum, menschliche und kulturelle Gemeinsamkeiten zu finden und diese in eine gute Geschichte oder sogar nur ein aussagekräftiges Bild zu packen. „Mit anderen Worten: Menschen mögen Spaß. Es geht nur darum den gemeinsamen Nenner für Spaß zu finden und diesen dann umzusetzen“, erläutert der Producer sein Erfolgsrezept. „Spiele-Publisher haben in den vergangenen Jahren den Massenmarkt neu definiert und Spieler gewonnen, die zuvor – zumindest elektronisch – nicht gespielt haben. Denken Sie nur an die ‚Browser-Games‘ und jetzt auch an die ‚Mobile-Games’“, sagt Martin Rode von „Zeroscale“. Es gelte die Regel: Je größer die Masse, desto einfacher müssen die Spiele sein.

Chancen einer Idee stehen 1:50

Im Laufe der Planung für ein Videospiel werden sehr viel mehr Ideen und Konzepte entwickelt als letztlich umgesetzt werden können. „Das ganze ist ein iterativer Prozess, der auch schon mal recht schmerzvoll für alle Beteiligten sein kann. Ungefähr eines von fünfzig Konzepten hat die Chance umgesetzt zu werden“, schätzt „Yager“-Geschäftsführer Ullmann. Das Unternehmen entwickelte das gleichnamige Action-Computerspiel „Yager“. Aktuell arbeiten die Entwickler an „Spec Ops: The Line“, das am 29. Juni weltweit erscheinen wird.

Auch bereits aussortierte Ideen haben in einigen Spieleschmieden eine wichtige Funktion. „Wir bewahren alle auch noch so verrückten Ideen auf, um immer mal wieder neue Inspirationen zu finden“, erklärt „Spellbound“-Producer Olthen. „Bildlich gesprochen graben wir nach Gold und verfeinern die Suche, bis wir dann nur noch mit dem edlen Metall erfolgreich zur Tat schreiten können.“

Sicherer Profit geht vor riskante Konzepte

Selbst ein bewährtes Konzept schützt  nicht vor einem Flop. „Im ‚AAA‘-Bereich, sind die Investitionen sehr hoch und die Entwicklungszeiten recht lang, eine Garantie auf den Erfolg ist das aber noch lange nicht“, beschreibt Ullmann von „Yager“.  Das hat aber auch Kehrseiten: Ist ein Konzept bewährt, gibt es schließlich bereits Spiele mit diesem Konzept und damit auch Konkurrenz, von der die Entwickler sich absetzen müssen. Dabei bilden die Titel, deren Erfolg wahrscheinlich ist, die Grundlage für Innovationen. „Der sichere Profit ist prinzipiell dazu da, Möglichkeiten für ausgefallenere Projekte zu schaffen und stellt auch die Verantwortung für die wirtschaftliche Sicherheit der Arbeitnehmer dar“, sagt Producer Olthen.

Junge Autoren gesucht

Die Entwickler sind dabei händeringend auf der Suche nach jungen Spieleautoren. „Diese Industrie lebt von neuen Ideen und frischen Blickwinkeln. Deshalb freuen wir uns immer, jungen, talentierten Entwicklern die Möglichkeit geben zu können an Projekten zu arbeiten“, berichtet Olthen. „Natürlich kann ein Einsteiger nicht erwarten, gleich der Autor für die nächste Großproduktion zu werden, aber auch im Bereich Story gibt es so viele Aufgaben, dass es durchaus die Chance gibt, auch mit wenig Erfahrung an einem großen Projekt mitzuarbeiten“, ergänzt „Yager“-Geschäftsführer Ullmann.

Text: Lorena Gasteyer, Bild: Yager, Zeroscale und Spellbound, Bearbeitung: F. Pfennig

<h3>Lorena Gasteyer</h3>

Lorena Gasteyer