Ihr Kinderlein kommet

von | 27. Februar 2010

Sächsische Hochschulen werben 2010 verstärkt gemeinsam um ausländische Studenten. So sollen tschechische Gymnasiasten durch Sachsen touren und an den Hochschulen umworben werden.

Saskia Langhammer leitet das Auslandsamt der Hochschule Mittweida und veröffentlichte gestern eine Übersicht über Doppelabschlussprogramme in Sachsen. Bei einem solchen Angebot studiert ein Ausländer sowohl in seiner Heimat als auch an einer sächsischen Hochschule und erhält von beiden Ausbildungsstätten einen Abschluss. Laut Langhammer „ein europäischer Trend“. Der Trendsetter wäre dann sicher Universität Leipzig mit 36 Partnern im Ausland, während andere Hochschulen nur wenige oder keine solcher Studiengänge anbieten. Für die Hochschule der Bildenden Künste in Dresden sind Doppelabschlüsse uninteressant, meint die dortige Auslandsreferentin Urte Hintelmann.

Das Ranking dürfte auch die Sächsische Wissenschaftsministerin Sabine von Schorlemer interessieren, denn „mit diesem Programm positionieren wir uns im internationalen Bildungswettkampf“, so Langhammer. Derzeit durchlaufen etwa zwei Dutzend Studenten in Mittweidaer die partnerschaftlichen Studien. Ab dem Wintersemester sollen Angebote für chinesische und peruanische Studenten hinzukommen.

Werbefahrt durch Sachsen

Ein anderes Projekt fordert noch Machtgerangel: In der dritten Juniwoche rollen Gymnasiasten aus Tschechien mit dem Bus durch Sachsen, besuchen täglich eine andere Hochschule und übernachten auf deren Kosten. Hier finden wir den ersten Streitpunkt: Welche Hochschulen dürfen sich den potentiellen Studenten präsentieren und in welcher Reihenfolge? Christiane Hinrichs, Auslands-Chefin von der HTWK Leipzig macht ihre Zusage von der Route abhängig: „Wenn wir die sechste Hochschule wären, dann denke ich, würde ich das nicht machen.“ Das Tour-Programm wäre ihr bis zum sechsten Tag zu umfangreich, schließlich müssen die Gymnasiasten viele neue Eindrücke verarbeiten.

Die Westsächsische Hochschule Zwickau wäre gern dabei, wurde aber von Frau Langhammer ausgeplant. Monika Katz, Leiterin des Akademischen Auslandsamts: „Ich werde mich dafür einsetzen, dass die auch in Zwickau vorbeikommen. Das Problem sehe ich darin, dass, wenn da nur 15 Leute in dem Bus sitzen, der Aufwand vielleicht ein bisschen groß ist“, sagt Katz. Sie erwägt auch, mit den Vertretern aller Hochschulen nach Tschechien zu fahren und dort für ein Studium in Sachsen zu werben. Andernfalls hätte sie ein Problem mit dem Kosten-Nutzen-Verhältnis.

Seit dem 25. Februar 2010 tagen die Leiter sächsischer Auslandsämter im Senatssaal der Hochschule Mittweida. Sie tauschen ihre Erfahrungen aus, verfeinern oben benannte Pläne und lernen Mittweida kennen. Mit jedem Studienahr wird es wichtiger, Ausländer zu einem Studium in Sachsen zu bewegen, da die Zahl Sächsischer Studienanfänger kleiner wird.

Die Leiter der Auslandsämter der sächsichen Hochschulen. Foto: Martin Glass

<h3>Sebastian Opitz</h3>

Sebastian Opitz