Am Set bei „Im November“

von | 23. Januar 2012

Mittweidaer Studenten produzieren derzeit einen Kurzfilm, der die Probleme einer ostdeutschen Familie zur Wendezeit zeigt. Professionelle Schauspieler unterstützen das Projekt.

Vor der Weitzelstraße 10 in Mittweida strahlen zwei große Scheinwerfer in das Küchenfenster einer Erdgeschosswohnung. Während draußen Minusgrade herrschen, erwärmen weitere Beleuchtung und sonstige Technik die kleinen Räume auf über 30 Grad.

Die Kehrseite der Wiedervereinigung

Ein Filmteam aus Studierenden der Fakultät Medien hat die kleine Straße in Campusnähe ausgesucht, um ihrem Kurzfilm „Im November“ zu drehen. Die jungen Filmemacher wollen mit dem Projekt  auf einzelne Schicksale zur Wendezeit aufmerksam machen, die ihrer Meinung nach bisher in den Medien nicht genug beachtet wurden. So kämpft eine Mittweidaer Familie im Film mit dem Verlust des Arbeitsplatzes und weiteren persönlichen Krisen.

Medienmanagement-Studentin Clara Stammermann leitet das Projekt zusammen mit der Regisseurin Josefine Hennel und der Kamerafrau Janine Pätzold. Dabei werden sie nicht nur von Kommilitonen und Medienprofis, wie der ersten weiblichen Tagesschau-Moderatorin, Barbara Dickmann, unterstützt. Auch Mittweidaer Unternehmen und Privatpersonen helfen, indem sie Requisiten und Drehorte bereitstellen. So hat eine Oldtimervermietung dem Team für die Dreharbeiten einen Wartburg geliehen.

Zufriedene Profi-Schauspieler

Der Film- und Theaterschauspieler Anton Grünbeck sitzt zurück gelehnt in einem Sessel im Aufenthaltsraum. Den Bezug zu seiner Rolle kann der Bayer nur indirekt herstellen. „Ich war zwar in den siebziger Jahren in der ‚DKP‘ (Deutsche Kommunistische Partei, d.R.)“, sagt er. „Eine direkte Beziehung zur DDR hatte ich aber nie, also auch keine wirklichen Probleme.“ Plötzlich unterbricht die Regisseurin mit der Anweisung „Ruhe, wir drehen“ das soeben begonnene Gespräch.

Heute wird eine Abschiedsszene gedreht. Die junge Evelyn Steger, gespielt von Christina Lindner, verlässt die DDR in Richtung „Westen“. Der braune Wartburg steht zur Abfahrt bereit vor der Tür. „Diese Produktion ist sehr professionell. Sie könnte genauso gut von ‚ARD‘ oder ‚ZDF‘ gemacht sein“, sagt Anton Grünbeck.

Die Welttournee der Theateraufführung „Ben Hur Live“, in der der Schauspieler zu sehen ist, pausiert gerade. „Deshalb habe ich Zeit für diesen Kurzfilm so früh im Jahr“, sagt Grünbeck. Eine Gage erhält er in Mittweida nicht. „Das ist bei Kurzfilmen absolut üblich. Ich möchte junge Künstler unterstützen und weiß, wie schwierig es ist, gute Schauspieler zu finden“, fährt der Film-und Theaterprofi fort. Dann wird Anton Grünbeck zum Set gerufen. Er schaut durch das Küchenfenster nach draußen, während seine Filmtochter gerade zusammen mit ihrem Freund in den braunen Wartburg steigt.

<h3>Tobias Weiß</h3>

Tobias Weiß