Mit Rucksack und Abenteuerlust sammeln Couchsurfer auf ihren Reisen unvergleichliche Erfahrungen und schauen hinter geputzte Touristenfassaden. Das wollt ihr auch? Was ihr beim Couchsurfing erleben könnt und beachten solltet, lest ihr hier.
Couchsurfer können jede Nacht auf einem anderen Sofa, in einer anderen Wohnung übernachten. Das heißt nicht, dass sie mehrere Wohnungen haben. Statt Geld für Hotels oder Hostels auszugeben, schlafen sie bei Fremden, wenn sie auf Reisen sind. In der Regel zahlt man als Couchsurfer nichts für seine Übernachtung, erlebt dafür aber Land, Leute und Kultur viel authentischer. Meistens bieten die Gastgeber nicht nur eine Couch an, sondern unternehmen auch etwas mit den Couchsurfern. Wer Couchsurfer werden will, braucht nur einen Internetzugang. Denn Couchsurfing ist ein Online-Gastfreundschaftsnetzwerk. Auf Couchsurfing.de können sich Reisende eine Unterkunft suchen und Gastgeber ihre Couch als Schlafplatz anbieten.
Wie es ist, auf eine solche Weise zu reisen, können nur die Couchsurfer selbst am besten beschreiben. Wir haben vier von ihnen dazu befragt, was man beim Couchsurfing erleben kann und wie es sich anfühlt, bei Fremden zu wohnen.
Christina Höhnen, 21 Jahre:
Ich bin für ein halbes Jahr mit zwei Freundinnen durch Australien gereist. Meistens haben wir gezeltet. Nur in den Großstädten ging das nicht. Als wir keine Lust mehr darauf hatten, uns mit zehn Fremden Hostelzimmer zu teilen, sind wir auf Couchsurfing umgestiegen. Klar hat man es beim Couchsurfing auch mit Fremden zu tun, aber es ist trotzdem persönlicher. Einmal sind wir bei einem Anästhesisten gelandet, der in einem Hotelapartment gewohnt hat. Ein anderes Mal haben wir bei einem Meeresbiologen in einer durchgestylten Einzimmerwohnung übernachtet. Er hat uns mit zu einem Surfkurs genommen, für uns gekocht und uns durch die Stadt geführt. Dafür haben wir für ihn ‚German Food‘ gekocht. Wir hatten auf jeden Fall riesiges Glück mit unseren Gastgebern.
Peter Fischer, 27 Jahre:
Wenn ich mit Couchsurfing reise, habe ich immer viel mehr das Gefühl, wirklich das Land bereist zu haben. Ich komme in Kontakt mit Einheimischen und lerne viel mehr über deren Kultur und Leben. Bisher wurde ich eigentlich immer freundlich aufgenommen und habe mich gefühlt, als würde ich bei Freunden übernachten. In Spanien hat mich zum Beispiel ein Gastgeber mit zu seinen Freunden genommen. Obwohl wir uns erst seit 10 Minuten kannten, haben wir uns unterhalten, als wäre ich da zuhause. Ich nehme auch selbst Couchsurfer auf und unternehme etwas mit ihnen. Wenn ich nicht verreisen kann, hole ich mir so auch ein bisschen den Urlaub nachhause.
Sophie Röhrig, 23 Jahre:
Couchsurfing habe ich das erste Mal probiert, als ich mit einer Freundin durch Frankreich gereist bin. Wir brauchten einen Schlafplatz, hatten aber kein Geld für ein Hotel oder Hostel. So sind wir in einem Studentenwohnheim gelandet. Das Zimmer war so klein, dass das Bett von der Decke hing. Man musste es erst herunterlassen und hat dann über dem Schreibtisch geschlafen. Wir haben kaum zu zweit in das Zimmer gepasst. Unsere Gastgeberin hat bei einer Freundin übernachtet. Ich fand es bemerkenswert, dass sie, obwohl sie selbst so wenig Platz hat, uns bei sich hat schlafen lassen. Daran sollte man sich ein Beispiel nehmen.
Sarah Müller, 20 Jahre:
Das Schöne an Couchsurfing ist, dass man die Einheimischen kennenlernt. Meine Gastgeber haben mich immer sehr herzlich aufgenommen und sich die Zeit genommen, mir die Stadt zu zeigen und Sightseeing-Tipps zu geben. Dadurch war ich nicht alleine auf meinen Reisen und habe neue Leute kennen gelernt. Meine Gastgeberinnen in Wien hatten mir nicht nur einen Platz zum Schlafen gegeben, sondern auch für mich gekocht. Das hätte ich wirklich nicht erwartet. Immerhin zahlt man den Gastgebern für die Übernachtung kein Geld. Ich würde auch gerne Couchsurfer aufnehmen. Aber leider habe ich im Moment nicht genug Zeit, um etwas mit ihnen zu unternehmen. Denn das macht Couchsurfing auch aus.
Couchsurfer wagen auch immer einen Schritt ins Ungewisse. Niemand weiß vorher genau, wo und bei wem er landet. Um bösen Überraschungen vorzubeugen, haben unsere Couchsurfer ein paar Tipps für euch:
- Ihr solltet eure Übernachtungsanfragen persönlich und individuell formulieren. Dann ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass ihr von eurem favorisierten Gastgeber eine positive Antwort bekommt.
- Schaut euch vorher die Online-Profile eurer potentiellen Gastgeber oder Gäste an. So könnt ihr besser abschätzen, ob ihr gemeinsame Interessen und Gesprächsthemen habt. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann vorher auch mit seinem Gastgeber oder Gast telefonieren bzw. skypen.
- Fragt nach, welche Unterkunft euch erwartet. Wenn es eine WG ist: Sicherstellen, dass auch die Mitbewohner einverstanden sind.
- Sagt einem Freund oder eurer Familie, wo und bei wem ihr übernachtet.
- Falls ihr euch trotzdem mit eurem Gastgeber oder Gast unwohl fühlt, solltet ihr gehen, beziehungsweise den Gast darum bitten, zu gehen. Ihr seid schließlich zu nichts verpflichtet.
- Seid auf jeden Fall offen für neue Leute, spontan und auf Überraschungen gefasst.
Oder seid ihr schon als Couchsurfer gereist? Dann schreibt uns, welche Erfahrungen ihr dabei gesammelt habt.
Text: Anne Kluge. Fotos: Vanessa Schwaar, Christina Höhnen, Peter Fischer, Anne Kluge, Sarah Krause.