Internet macht Redakteure faul

von | 7. März 2011

Das Internet bietet gerade für Journalisten zahlreiche neue Möglichkeiten zur Informationsgewinnung. Unterdessen beklagt Albrecht Ude, Lehrbeauftragter an der Universität Mainz, dass die erweiterten Möglichkeiten nicht genutzt werden. Die Qualität der Recherche nehme trotz besserer Möglichkeiten nicht zu.

Die Bedeutung des Internets als Recherchemittel steige stetig, so Albrecht Ude, freier Journalist und Lehrbeauftragter der Universität Mainz. „Es sind immer mehr Angebote im Internet zu erhalten und immer mehr Dokumente werden im Internet auch exklusiv publiziert“, sagt Ude. Aus der Datenflut ergeben sich aber auch Nachteile. Ude: „Was die Faulheit und Uninspiriertheit der Recherchierenden angeht, glaube ich, die Leichtigkeit der Internetsuche verführt dazu, sich nicht mehr genügend Gedanken zu machen.“ In einer Studie der Universität Leipzig stellten Forscher schon 2008 fest, dass das Internet am häufigsten genutzt wird, aber die kürzeste Nutzungsdauer aller Recherchemittel aufweist.

Trotz der allgemeinen Forderung nach besserer Recherche, wird sie im allgemeinen wenig gewürdigt. Marcus Lindemann, Trainer für Recherche an der Akademie für Publizistik Hamburg, äußerte im Recherche-Blog, es würden oft Fehler gemacht, diese aber nicht korrigiert. „Ohne Rückmeldung zur Qualität der Fakten gibt es keinerlei Anreize, besser zu recherchieren“, gibt er zu bedenken. In Teilen zeigt dies schon Leipziger Studie aus dem Jahr 2008. Sie ergab, dass Recherche weniger als die halbe Arbeitszeit in Anspruch nimmt. Neben Suchmaschinen werden dabei vor allem andere Onlinemedien aufgesucht. Die eigene Berichterstattung bezieht sich also mehr und mehr auf bereits berichtetes.

Das Web bietet mehr als nur Suchmaschinen

Dabei bietet das Internet mehr Möglichkeiten, als über Google Sekundärrecherche zu betreiben. „Man spricht vom sogenannten Deep-Web, von dem Google eben nichts mitbekommen kann und andere Suchmaschinen auch nicht. Diese werden immer wichtiger nach meiner Erfahrung“, so Ude. Andere Recherchewerkzeuge sind zum Beispiel durch Redakteure bearbeitete Kataloge. Eine enorme Informationsfülle lässt sich auch in Datenbanken finden. Etliche Datenbanken sind allerdings auch nicht frei zugänglich.

Die Qualität von Dokumenten im Internet variiert zudem sehr stark. Um Informationen zu verifizieren, gibt es eine grundsätzliche Regel, betont der Ude: „Nachschauen, wem gehört die Website eigentlich und seit wann gibt es sie.“ Die Leipziger Studie zeigt dennoch, dass die Untersuchung von Informationen immer mehr vernachlässigt wird, wörtlich heißt es: „Überprüfen findet nur noch eingeschränkt statt.“

 

Jörg Lehmann

<h3>Jörg Lehmann</h3>

Jörg Lehmann