Interview

Let’s talk about Vielliebe – Wir sind Poly

von | 28. Januar 2022

Wie sieht eine Liebeswelt ohne das Konzept der Monogamie aus? Ein Paar über seinen Weg – los von Ängsten hin zu vollstem Vertrauen.

“Monogamie ist nichts für die Ewigkeit” oder “Monogamie liegt nicht in der Natur des Menschen” solche Aussagen liest und hört man immer öfter. Inzwischen wird die Institution einer herkömmlichen Ehe, wie wir sie kennen, zunehmend infrage gestellt. Saskia und Maik haben das auch getan und führen inzwischen seit sechs Jahren ein Leben fernab der Monogamie in Form einer polyamoren Ehe. Warum sie sich dazu entschieden haben, wie sie dennoch ihr gemeinsames Leben gestalten und ob es sie wirklich langfristig glücklicher macht, haben sie medienMITTWEIDA im Online-Interview erzählt.

Definitionen – Monogamie, Offene Beziehung, Polyamorie, Polygamie

Das ist die uns am ehesten bekannte Beziehungsform, in welcher eine Ehe mit nur einem einzigen Partner geschlossen wird.

In dieser Form öffnet sich ein Liebespaar hinsichtlich des sexuellen Aspektes. Beide Partner einigen sich darauf, auch außerhalb ihrer Beziehung Sex mit anderen haben zu dürfen. Allerdings wird eine emotionale Bindung außerhalb der eigenen Partnerschaft ausgeschlossen.

Das Wort setzt sich zusammen aus poly (griech. für viel) und amor (lat. für Liebe) und ist die Zwischenform einer offenen Beziehung und der Polygamie. In dieser Beziehungsform lebt eine Person in mehreren Liebesbeziehungen gleichzeitig und alle Beteiligten wissen auch darüber Bescheid.

Hier geht es um die sogenannte “Vielehe”. Das bedeutet, im Gegensatz zur Polyamorie sind alle Beteiligten an Institutionen gebunden und befinden sich somit in einer Ehe. Diese Form ist in einigen Kulturen aufzufinden.

Ihr beide führt eine polyamore Ehe – wie kann man sich das vorstellen und wie lange führt ihr eure Beziehung schon so?

Maik: Willst du? 

Saskia: (nickt) Wir sind jetzt seit 10 Jahren zusammen und seit sechs Jahren offen. Wir sind quasi so rein gestartet, dass wir unsere Beziehung körperlich öffnen, aber ich habe dann ziemlich schnell gemerkt, dass es nicht das ist, wonach ich suche. Beziehungsweise konnte und wollte ich das gar nicht trennen, also meine Emotionen zu Körperlichkeiten mit den Menschen und dann hat sich das immer mehr in die polyamore Richtung entwickelt. Und seit einem halben Jahr habe ich noch einen festen Partner.

Maik: Genau, und verheiratet sind wir jetzt seit zwei Jahren.

Saskia und Maik auf ihrer Hochzeit, Bild: Saskia Hentschel

Wolltet ihr beide die Beziehung öffnen oder musste sich eine Seite überzeugen lassen?

Saskia: (Pause, lacht dann) Die Idee kam von mir.

Maik: Als wir das erste Mal darüber gesprochen haben und Saskia quasi mit dem Gedanken auf mich zukam, hat mich das auf jeden Fall auch erst mal verletzt. Ich fand das total blöd, weil ich dachte „Was ist das jetzt für ein Scheiß, reiche ich dir jetzt nicht?“. Dann haben wir aber immer wieder darüber gesprochen. Irgendwann war diese Verletzung nicht mehr da und dann fand ich die Idee auch schon ganz interessant.

Woher kam das Bedürfnis eure Beziehung zu öffnen?

Saskia: Für mich ist es daraus entstanden, dass ich es unlogisch fand. Ich habe mir eine Beziehung gewünscht, in der Maik mir alles erzählt, was er empfindet, sich wünscht und andersrum genauso. Ich fand es unlogisch, dass wir für immer zusammen sein werden, wenn wir nicht auch mit anderen Menschen intim werden, weil wir zusammengekommen sind, als ich 17 war. Und ich sah das jetzt nicht so, dass da nicht irgendwann das Bedürfnis aufkommt, auch noch mal andere Menschen kennenzulernen. Ich hatte auch in manchen Situationen das Gefühl, unsere Beziehung ist so ein bisschen “stuck“ und hab voll daran geglaubt, dass, wenn wir schöne Erfahrungen mit anderen Menschen machen und uns gegenseitiges Gönnen lernen, sich das positiv auf unsere Beziehung auswirken wird.

Maik: Das Bedürfnis, auch mal etwas mit jemand anderem zu haben, das hatte ich auf jeden Fall auch schon lange. Und das ist, glaube ich, auch einfach normal, dass man auch andere Menschen interessant findet. Ich habe zu der Zeit auch in einem großen Club an der Bar gearbeitet und mich vorher immer voll mies beim Flirten gefühlt und hatte dann auch irgendwie Lust, das auszuleben. 

Habt ihr Regeln für eure Beziehung aufgestellt und wenn ja, wie sehen oder sahen diese aus?

Maik: Als wir uns entschlossen haben, die Beziehung zu öffnen, wussten wir noch gar nicht, was überhaupt das Konzept „offene Beziehung“ ist, sondern waren an einem Punkt, wo wir beide Lust hatten, das auszuprobieren. Dann saßen wir gemeinsam in unserer Lieblingscocktailbar, haben etwas getrunken, darüber geredet und eine Liste mit den Regeln geschrieben. Da standen dann Dinge drauf wie „Nichts mit Kollegen oder Kolleginnen, keine Freunde und Freundinnen, keine Gefühle erlaubt und höchsten ein bis zwei Mal sehen” Was gab’s noch? Fällt dir noch was ein? (schaut zu Saskia) Der Zettel war voll. (lacht)

Saskia: Bestimmte Personen wurden ausgeklammert. (Maik lacht zustimmend) Ja, ich glaube, die einzige Regel, die sich an mich richtete, war der Punkt mit den Gefühlen für andere Menschen und sonst haben sich alle Regeln so ein bisschen um dich herum gebaut. Also es kam eher von mir und meinen Ängsten, die ich damals hatte.

Wisst ihr gegenseitig von allem Bescheid, was dort in der Beziehung passiert?

Maik: Doch, doch. Wir wissen eigentlich schon sehr genau, was bei dem anderen gerade abgeht, glaub ich, ja.

Saskia: (lächelt) Ja, voll. Früher war das ein bisschen verbunden mit „Ich muss mich darauf verlassen können“ oder auch wieder eine Angst „Passiert irgendetwas hinter meinem Rücken?“. Dem haben wir versucht entgegenzuwirken, indem wir sehr ausführlich über viele Interaktionen gesprochen haben. (zu Maik gerichtet) Jetzt mittlerweile ist es manchmal so, dass du mir total viel erzählst, wenn irgendetwas gerade voll special ist, besonders schön war oder gerade “struggelig” erscheint. Aber es ist nicht so, dass du mir berichterstattest. Also du rufst mich nicht nach einem Treffen an und du sagst mir auch nicht vorher Bescheid. Wenn ich das Bedürfnis habe, über eine Anziehung zu einer anderen Person mit Maik zu sprechen, dann mache ich das – aber nicht, weil ich weiß, dass Maik das wissen will, um sich darauf vorzubereiten.

Maik: Aber das war ja mal so. (Saskia antwortet zustimmend)

Könnt ihr euch immer komplett für den anderen freuen, wenn über Gefühle und Erlebnisse mit anderen gesprochen wird oder gibt’s da auch mal Zweifel?

Maik: Also überwiegend kann ich mich schon für dich freuen, ja. Aber gerade jetzt, wo Saskia noch einen anderen Partner hat und das wie eine festere oder feste Beziehung ist (Saskia wirft ein, dass es nicht kategorisierbar ist), da hatte ich die letzten Monate auch immer noch mal mit Eifersucht zutun. Keine Ahnung, wenn Saskia von jemand anderem abschwärmt und das Zeitmanagement nicht so gut klappt und (schaut Saskia an) du mehr Zeit mit der anderen Person als mit mir verbringst. Das sind aber alles Dinge, über die wir dann voll easy sprechen können.

Saskia: Ja, und ich hatte das ein paar Mal in den letzten zwei Jahren, dass bei mir ein komisches Gefühl bei einer Person aufkam, aber das heißt ja dann auch nichts. Nur weil ich mich komisch fühle, macht Maik nichts anders und soll er auch nicht. Und umgekehrt genauso. Aber allgemein freue ich mich eigentlich schon immer sehr, wenn du etwas erzählst. (Maik bestätigt, lächeln sich an)

Saskia und Maik mit Wohnmobil in Montpellier, Bild: Saskia Hentschel

Ihr habt in eurem Podcast „Polypodcast“ schon einmal darüber gesprochen, dass ihr eure festen Liebesbeziehungen kennengelernt habt. Wie war das für euch? 

Beide: Also das erste Mal war eine Katastrophe. (lachen)

Maik: Für mich war es aber total angenehm, als ich Saskias jetzigen Partner kennengelernt habe, weil er das ganz cool gemacht hat. Wir saßen bei uns im Vorgarten, dann kam er angelaufen und hat Saskia einfach direkt so begrüßt, als wenn ich nicht da wäre. Er hat sie geküsst, sie haben sich heftig umarmt und sich mega gefreut. Und ich fands irgendwie krass. Erstens fand ich es mutig, weil ich auch daneben saß und er mich erstmal keines Blickes gewürdigt hat. Dann fand ich es aber auch super transparent und hab mich im Endeffekt total wohl damit gefühlt, weil ich gar nicht das Gefühl hatte, dass die beiden ohne mich irgendetwas machen, was ich nicht weiß. Dadurch hatte ich direkt das Gefühl, dieser Mensch hat nicht das Bedürfnis, mir etwas zu verheimlichen, sondern ist sich im Klaren, dass er irgendwie Teil einer Konstellation wird.

Unternehmt ihr auch mal etwas gemeinsam wie eine Art Doppeldate oder trennt ihr das ganz klar von eurer Ehe ab? 

Maik: Doch, doch das gab’s auch schon. Dadurch, dass ja alles transparent ist und jeder von jedem weiß, ist das nicht so ein Problem.

Saskia: (nickt) Mehrfach, auch schon aus Versehen. Ich erinnere mich auch an ein Mal, wo wir zu viert unterwegs waren ich mit meinem Freund und du mit deiner Begleitung irgendwie vertauscht. Normalerweise würden wir vielleicht nebeneinandersitzen und unsere zwei Begleitungen auf der anderen Seite. Aber dann warst du mit deiner Freundin, keine Ahnung, wie ich das nennen soll (lachen) beziehungsweise mit deiner Beziehung und ich mit meiner. Und dann seid ihr beide gegangen und wir beide ebenso, separiert quasi. Und das ist voll normal für uns.   

Wie reagieren denn eure anderen Partner auf die Situation eurer offenen Ehe – haben sie vielleicht auch Angst, nie eine Verbindung mit euch aufzubauen, wie ihr sie habt? 

Maik: Das ist auf jeden Fall immer wieder Thema. Das kommt jedoch auch immer darauf an, was der Mensch selber sucht und möchte. Dadurch, dass es aber von vornherein klar ist, dass wir ein Team sind und eine Ehe führen, lassen sich sowieso schon nur Leute darauf ein, die Lust darauf haben, das vielleicht auch zu lernen.

Saskia: Bei mir ist es dann immer aufgekommen, dass sie sich meist nicht weiter auf unsere Beziehung eingelassen haben, weil sie gemerkt haben, damit wird’s ihnen nicht gut gehen. Dann haben wir die Beziehung transformiert und zum Beispiel den körperlichen oder romantischen Part rausgekürzt. Aber bei meinem jetzigen Partner ist das kein Thema.

Maik: Vor Kurzem habe ich mich auch mit einer Person, mit der ich mich treffe, über weitere Beziehungen unterhalten. Für sie ist die Beziehung mit Saskia gar kein Thema, weil sie da voll im Bilde ist. Aber dass es da potenziell noch andere Personen gibt, war dann schwierig für sie. 

Wie regelt ihr es bei mehreren Beziehungen, dass eure Ehe nicht zu kurz kommt und ihr eure Leidenschaft füreinander behaltet?

Saskia: Also mir ist das schon ein Anliegen, dass wir einmal die Woche Primetime haben. Quasi mehrere Stunden am Stück eine schöne Zeit nur für uns. 

Maik: Ja, wie kriegen wir das hin? Wir sprechen uns einfach ab. Ich hab schon das Gefühl, dass wir beide darauf achten, genügend Zeit füreinander zu finden.

Saskia: Das formiert sich auch einfach natürlich. Zum Beispiel sehe ich meinen Freund öfter als Maik, aber dafür dann kürzer. 

Würdet ihr sagen, dass ihr seit der Öffnung eurer Ehe eine glücklichere Beziehung zueinander habt oder gibt es für euch auch einen Weg zurück zur Monogamie? 

(Beide schütteln auf den letzten Teil den Kopf)

Maik: Nee, zurück zu einer monogamen Beziehung kann ich mir gar nicht vorstellen. 

Saskia: Das ist ja auch eine Frage des Konzeptes. Wir können gar nicht in eine monogame Beziehung zurückgehen, weil unser Mindset etwas anderes sagt und sich unsere Glaubenssätze verändert haben. Es kann schon sein, dass wir beide Phasen haben, wo wir auch keine Beziehung zu anderen Menschen führen und uns aus irgendwelchen Gründen auf uns konzentrieren wollen. Aber das wäre nichts Langfristiges. 

Maik: (stimmt zu) Und zur Langfristigkeit unserer Beziehung hat es auf jeden Fall sehr viel beigetragen. Egal, was jetzt passieren würde, es gäbe quasi keinen Grund, weswegen wir uns trennen. 

Saskia: Selbst wenn sich unsere Beziehung so transformieren würde, dass freundschaftliche Aspekte vor romantischen oder körperlichen stehen, wissen wir ja, dass sich alles wieder verändern kann und das ist dann einfach ein anderer Fokus, aber kein Grund, die Beziehung zu beenden.

Selfie von Saskia und Maik am Strand in Frankreich, Bild: Saskia Hentschel

Was sind eurer Meinung nach, die Vor- und Nachteile einer polyamoren Partnerschaft?

Saskia: Also ein Nachteil ist auf jeden Fall emotionales Investment, was auch gleichzeitig ein Vorteil ist – ich bin nicht so gut darin, Sachen als Nachteil stehen zu lassen. (lacht) Es ist emotional aufreibend, weil gerade am Anfang eine Welle von Gefühlen und Ängsten kommt und das ist ein Brett. Manchmal ist es auch anstrengend, so viel kommunizieren zu müssen. Inzwischen geht’s, aber zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl, jede Woche fünf zweistündige Gespräche mit uns und anderen Menschen zu führen. Jede Person bringt ja bestimmte Wünsche und Bedürfnisse in die Beziehung mit ein, die einbezogen werden wollen und dann ist es einfach viel Absprache. Das nervt auch manchmal. Hast du noch einen Nachteil? 

Maik: Mir wäre gar kein Nachteil eingefallen. Ein ganz großer Vorteil ist aber, dass man über sich hinauswächst. Es gibt gar nicht so richtig die Möglichkeit stehen zu bleiben und sich auszuruhen, könnte man auch als Nachteil empfinden. Dadurch ist man aber auch gezwungen, sich mit einem selbst auseinanderzusetzen. 

Saskia: (stimmt zu) Also ich finde auch unsere und die weiteren Beziehungen haben krass an Wertigkeit gewonnen, weil sie nicht mehr gegeneinander aufgewogen werden müssen. Jede Beziehung darf mit den Stärken und schönen Seiten zelebriert werden. Wenn ich ein Bedürfnis habe, das erfüllt werden will, kann ich das ja auch mit einer anderen Person ausleben. Dazu darf sich jede Beziehung so gestalten, wie sie sich formt und es muss nichts kategorisiert werden. Es ist auch ein großer Vorteil, dass ich wahnsinnig schöne, nice Menschen auf eine ganze intensive Art und Weise kennengelernt habe. Auch durch den Aspekt des Wachstums, den Maik angesprochen hat, habe ich so viel ausgeheilt. Gerade dieses Verlustangst-Thema und Selbstwertzweifel haben sich dadurch einfach krass abgebaut.

(schaut Maik an) Und dass wir uns halt auch einfach lassen. Da ist jetzt so eine Leichtigkeit drin, weil wir wissen, das erschüttert nichts. Wir haben beide absolut kein Interesse daran, uns zu trennen, wir können einfach das machen, was sich gerade für uns gut anfühlt und in ein paar Monaten schauen und uns wieder neu formieren.

Für den Fall, dass ihr mal Kinder bekommen möchtet, wie würdet ihr das innerhalb der Polyamorie handhaben oder vielleicht auch nicht? 

Saskia: Ja, darüber haben wir schon viel gesprochen Haben wir, wollen wir. (lachen beide) Ich glaube, dass für Kinder alles normal ist, was sie lernen und das Wichtigste ist, dass die Eltern happy sind. Und unsere Art der Problemlösung mit viel Behutsamkeit und Kommunikation ist voll das gute Vorbild für Kinder. Ich kann’s mir schon vorstellen, dass es im Kindergarten schwierig für sie wird, wenn alle nur eine Mami und einen Papi haben, aber das ist dann eben so, weil bei uns mehrere Menschen im Haushalt sind. Das kann schwierig sein, aber gleichzeitig super wertvoll, weil das ein sehr freiheitliches und offen-ehrliches Prinzip ist. Es geht immer nur darum, das Gute zu zelebrieren und sich zu begleiten.

Maik: (stimmt zu) Was ich mir auf jeden Fall auch wünsche, mit dir Kinder zu haben. Da gibt’s schon irgendwie eine Priorität. 

Saskia: Ich möchte auch mit dir zusammen Kinder haben. Wir wissen ja auch, dass wir uns eigentlich für immer aufeinander verlassen können. Ich möchte auch, dass die Familiengründung mit uns passiert, kann mir aber auch vorstellen, dass sich danach noch andere Konstellationen ergeben. Dass du vielleicht eine Partnerin hast, die schon ein Kind mitbringt oder noch welche bekommst. 

Wie reagiert euer Umfeld auf eure offene Ehe?

Maik: Inzwischen werden wir auch unterstützt, akzeptiert auf jeden Fall. Was im Bezug auf unsere Familie eine krasse Rolle gespielt hat, war, dass wir geheiratet haben, nach dem Motto „Ok, die meinen es wirklich ernst, die machen nicht nur irgendeinen Quatsch.“ (lachen) Das war schon wichtig, um zu verstehen, dass wir eine ernstzunehmende Beziehung führen, auch wenn sie das nicht 100-prozentig nachvollziehen können.

Saskia: Ja, auch alle Menschen wissen, dass wir eine offene Beziehung haben und das wird total akzeptiert. Sogar darüber hinaus – ich habe das Gefühl, dass die Leute einen Mehrwert daraus ziehen und sich darin bestätigt fühlen, ihre Beziehung so zu gestalten, wie es sich für sie richtig anfühlt. 

Saskia und Maik in Portugal, Bild: Saskia Hentschel

Saskia, du bietest seit Kurzem auch Beratungen für Polyamorie und offene Beziehungen an. Was würdest du Paaren als Tipp mit auf den Weg geben, die einen nächsten Schritt in Richtung offener Beziehung wagen wollen?

Saskia: Auf jeden Fall: seid ehrlich zu euch selbst und zueinander und respektiert euch mit euren gegenseitigen Bedürfnissen. Gesteht euch zu, auch Fehler machen zu dürfen und erwartet nicht voneinander, die gegenseitigen Bedürfnisse komplett zu erfüllen beziehungsweise akzeptiert, dass die andere Person nicht beabsichtigt, euch zu verletzen. Sondern dass die Verletzung, die entsteht, aus euch selbst und euren Wunden kommt. Seid einfach neugierig, seht das alles auch als ein Spiel und dass es Spaß machen soll. Natürlich kann es auch belastend sein, aber versucht euch zu vertrauen, dass ihr füreinander nur das Beste wollt und alles so passiert, wie es für euch gut ist. Wuppt das einfach zusammen. 

Text: Laura Altenberg, Titelbild: Saskia Hentschel, Bild-Bearbeitung: Luzie Carola Rietschel
<h3>Laura Altenberg</h3>

Laura Altenberg

ist 22 Jahre alt und kommt von der Insel Usedom. Sie studiert im fünften Semester Medienmanagement und ist Mitglied im Lektorat von medienMITTWEIDA.