Journalismus, Qualitätsjournalismus, News Lab!

von | 6. Juli 2015

Google will mitmischen! Mit neuen Tools verspricht die Suchmaschine Hilfe für qualitativ besseren Journalismus. Was am Anfang einfach und positiv klingt, hinterlässt einige Zweifel auf Seiten der Kenner der Medienbranche. Was […]

Google will mitmischen! Mit neuen Tools verspricht die Suchmaschine Hilfe für qualitativ besseren Journalismus. Was am Anfang einfach und positiv klingt, hinterlässt einige Zweifel auf Seiten der Kenner der Medienbranche.

Was wird passieren wenn YouTube, Google Earth und Fusion Tables zusammenarbeiten? So soll ein Service für Journalisten entstehen, der hilft die Qualität der Redaktion zu steigern. Wie hat Google da seine Finger mit im Spiel? Die Suchmaschine ist nämlich nur so gut, wie die Fakten, die sie liefert. Und die Informationen kommen von Journalisten. Ein kleiner Kreislauf der sich nun durch die neue Plattform „News Lab“ schließen soll. Google „News Lab“ ist ein Werkzeugkasten für Journalisten mit vielen nützlichen Tools und Tipps. Das Projekt bietet Hilfe in den Bereichen Recherche, Berichterstattung, Verbreitung und Optimierung. Außerdem möchte der Suchgigant Google mit „News Lab“ Journalisten, die eigenen Produkte schmackhaft machen.

Gemeinsam mit Googles Partnern und der Digital News Initiative soll zudem an der Zukunft der Newsberichterstattung gefeilt werden. Erst im Mai wurde die Initiative mit mehreren Verlagen vorgestellt. Dabei wird nicht mit Geld gefördert, sondern es werden gemeinsam ab 2016 Projekte unterstützt, die den Journalismus nach vorne bringen sollen. „News Lab“ ist dabei das erste Vorhaben. Durch die Zusammenarbeit mit Agenturen jeder Größe möchte Google die Datenvielfalt fördern und die Zahl der verfügbaren Nachrichten steigern.

Ein weiterer Fokus des Angebots von „News Lab“ ist zudem das „Citizen Reporting“ (Bürger-Journalismus). Dank Smartphones kann jedermann innerhalb von Sekunden zum Reporter werden und seine Medien global teilen.  Dank der großen Reichweite von Googles Produkten, lässt sich mit vielfältigen Themen bereits von Anfang an rechnen.

Alles aus einer Hand

Bisher mussten Journalisten auf viele verschiedene Tools zurückgreifen, um ein vergleichbares Angebot nutzen zu können. Neben der Standardsuche sind Google Trends oder Youtube längst in den Alltag eines Journalisten eingezogen. Marcus Jänecke, Leiter der Mitteldeutschen Journalistenschule verrät in einem Interview was er von News Lab hält:

 Marcus Jänecke: Leiter der Mitteldeutschen Journalistenschule:

„Ich finde die Lernangebote von Google, denn so würde ich den Produktkern von „News Lab“ beschreiben, zumindest interessant – ob als Auffrischung oder um sich sogar die ein oder andere neue Idee zur Nutzung der Google-Tools zu holen.“

Neben dem Recherchieren und Schreiben, soll durch „News Lab“ auch das Erstellen von Grafiken und Statistiken vereinfacht – sogar alles unter einem Hut gebracht werden.

Einfluss ist Macht

Neben den USA, Frankreich und England will das Unternehmen „News Lab“ auch in Deutschland herausbringen. Mit der Digital News Initiative stehen 1,5 Millionen Dollar zur Verfügung. Da die Verlage dafür gar nichts weiter machen müssen, fanden sich von Anfang an sehr viele Partner in Deutschland. Unter anderem Spiegel Online und Die Zeit. Trotzdem hatte Google bisher eher schlechte Erfahrungen mit Medienunternehmen gemacht, so wehrten sich beispielsweise mit Axel Springer große Verlage gegen Google News.

Mathias Döpfner, Chef von Axel Springer in einer telefonischen Pressekonferenz:

„Es sollte doch im Interesse eines gesunden Wettbewerbssystems der Content-Landschaft liegen, dass man über intakte Geschäftsmodelle und -beziehungen verfügt und nicht Geschenke annimmt. Das finden wir den naheliegenderen Weg, und deswegen werden wir diese finanziellen Angebote von Google nicht annehmen.“

Anders sieht es Tobias Schwarz von den Netzpiloten. Zwar würde er „News Lab“ nicht im Alltag verwenden, für spezielle Projekte hätte er damit aber die Möglichkeit Leute freizustellen oder zusätzlich jemanden einzustellen. Trotzdem hat er so seine Zweifel, wie er im Interview verrät:

Tobias Schwarz, Netzpiloten: 

„Ich finde gut dass so ein innovatives Unternehmen wie Google mit ihrer Silicon-Valley-Denkweise – also diesen erfrischenden Teil davon in die deutsche Medienlandschaft pustet. Meine Sorge ist nicht Google, meine Sorge ist dass ich die Burdamedien und die Springermedien mit meinen Ideen pushe und am Ende nichts davon habe“

Dank der Marktmacht von Google wird sich zumindest der Nachrichtenkanal „Newswire“ auf YouTube schnell mit vielen Inhalten füllen. Und auch die mächtigen Tools werden genutzt, wenn kein eigenes Geld zur Entwicklung eigener Produkte investiert werden kann.

Damit versucht nun auch Google die Macht über die Journalisten an sich zu reißen. Umso mehr Einfluss Google auf der Meinungsmacher-Seite besitzt, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit des Verlustes der Meinungsfreiheit.

 Marcus Jänecke, Leiter der Mitteldeutschen Journalistenschule:

„Letztendlich macht das „News Lab“ aus meinem Blickwinkel vor allem eins: Die bestehenden Abhängigkeiten an einem Fleck sichtbar.“

Die von Google zur Verfügung gestellten Tutorials, könnten zur Optimierung von Suchergebnissen beitragen. Jedoch bleibt die Gefahr der einseitigen Suche auf nur diesem einen Angebot. Durch die Nutzung einer Quelle ist die Gefahr der Subjektivität auf jeden Fall größer. Letztendlich ist „News Lab“ nur eine Möglichkeit der Recherche und den Journalisten und Verlagen bleibt es sich selbst überlassen sich dieser zu bedienen.

Text: Laura Krämer. Titelbild: Ⓒstux unter CC0 1.0 Universell (CC0 1.0), ⒸPIX1861 unter CC0 1.0 Universell (CC0 1.0), Bearbeitung: Louisa Bandura

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