Familie

„Natürlich war ich auch schockiert, aber die Freude hat definitiv überwogen“

von | 15. November 2024

Wenn das Leben einen anderen Plan hat und man unerwartet schwanger wird. Ein Gespräch mit Katrin*

Mit achtzehn Jahren plötzlich schwanger und noch jugendlich. Auf einmal kommt die Verantwortung für ein Kind hinzu. Im Gespräch mit medienMITTWEIDA erzählt Katrin von ihrer ungeplanten Schwangerschaft, ihren Lebensumständen und den Reaktionen ihres Umfelds.

Wie alt warst du, als du erfahren hast, dass du schwanger bist? Wie haben du und dein Umfeld darauf reagiert?

Ich war 18 Jahre alt und mein Partner 21. Die Reaktionen waren aber unterschiedlich. Meine Schwester hat sich gefreut, ebenso wie meine Freunde. Natürlich waren alle überrascht. Unsere Eltern waren eher sprachlos, da keiner damit gerechnet hat. Meine Mutter musste beispielsweise erstmal einen Beruhigungsschnaps trinken. Mein Partner hat sich sehr gefreut und ist gleich am nächsten Tag in einen Buchladen gegangen und hat ein Buch über Schwangerschaft gekauft, damit wir nachverfolgen können, was in welcher Schwangerschaftswoche passiert. Natürlich war ich auch schockiert, aber die Freude hat definitiv überwogen. 

Hattest du vorher darüber nachgedacht, früh Mutter zu werden?

Nein. Ich wollte  immer Mutter werden, aber hätte niemals gesagt, dass ich unbedingt mit 18 Jahren schwanger werden will. 

Warst du während der Schwangerschaft noch in der Ausbildung oder hattest einen Job?  Wenn ja, wie war es für dich? Haben sie dich dabei unterstützt? 

Ich war in der Ausbildung, war jedoch kurz vor der Geburt mit allen Prüfungen fertig, bis auf eine.  Es war eine anstrengende Zeit, da die Prüfungszeit mitten in einer Hitzewelle war. Bei einer Prüfung bin ich ohnmächtig geworden und musste ins Krankenhaus. Da hat der Kreislauf nicht mehr mitgemacht. Die Prüfung habe ich dann ein paar Wochen später nachgeholt und meinen Abschluss bekommen. Ich hatte großes Glück, dass meine Berufsschule mich so unterstützt hat. Sie haben mich für Termine freigestellt, Rücksicht genommen, wenn ich krank war, und nachgefragt, wie es mir geht.

Wie war der generelle Standpunkt im Leben? Hattest du einen festen Partner und wenn ja, ist er geblieben und war er eine Unterstützung für dich?

Ja, ich hatte einen festen Partner und mit ihm eine gemeinsame Wohnung. Darüber bin ich auch rückblickend betrachtet immer noch sehr dankbar. Mein Partner war meine größte Stütze. Er hat alles getan, um mich zu entlasten.

Welche Ängste oder Unsicherheiten hattest du während der Schwangerschaft und gab es Momente, in denen du an dir gezweifelt hattest?

Dass das Geld nicht reicht,  man dem Kind nichts bieten kann und dass man das Kind aufgrund des wenigen Geldes nicht genug fördern kann, da ich keine Arbeit hatte. Man konnte nicht einfach so in ein Bekleidungsgeschäft gehen und shoppen was man wollte. Wir mussten da schon sehr auf das Geld schauen. Und als ich dann eine Arbeitsstelle bekam, hatte ich häufig ein schlechtes Gewissen. Ich musste meine Tochter oft lang im Kindergarten betreuen lassen und hatte da nicht mehr so viel Zeit.

Gab es Momente nach der Schwangerschaft, in denen du das Gefühl hattest, etwas zu verpassen oder anders als Leute in deinem Alter zu leben? 

Unterschiedlich. Viele sind in dem Alter verreist oder oft weggegangen. Dadurch, dass alle Großeltern noch berufstätig waren, teilweise in Schichtarbeit, hatten wir wenig Fremdbetreuung. Auch war meine Tochter damals sehr anhänglich und ein echtes Mamakind. Sie wollte schlicht und ergreifend gar nicht ohne mich irgendwo hingehen. 

Hat sich dein Freundeskreis geändert, nachdem sie erfahren haben, dass du schwanger bist?

Ja, aber nicht unbedingt nur durch die Leute. Es war eher so, dass man selbst ein ganz anderes Leben geführt hat, mit mehr Verantwortung und anderen Dingen, die im Leben dann wichtig waren. Dadurch verliefen viele Freundschaften im Sande. Das ist rückblickend betrachtet aber nicht schlimm. Es ergaben sich neue Freundschaften mit Leuten mit ähnlichen Interessen, die man zum Beispiel im Kindergarten kennengelernt hat.

Hast du gesellschaftliche Vorteile oder negative Reaktionen erlebt, weil du eine junge Mutter geworden bist?

Nein. Jedenfalls nicht so, dass ich es mitbekommen hätte. Und Kommentare mit „schlauen“ Ratschlägen bekommt bestimmt jede Mutter. 

Gibt es Dinge, die du im Rückblick anders gemacht hättest, bevor du Mutter geworden bist?

Vielleicht wäre es besser gewesen, noch ein bis zwei Jahre zu warten, bis ich nach der Ausbildung einen festen Job gehabt hätte. Aber im Großen und Ganzen würde ich absolut nichts an der Entscheidung ändern.

Text: Sarah Reppe, Titelbild: pixabay

<h3>Sarah Reppe</h3>

Sarah Reppe

ist 20 Jahre alt und studiert derzeit im 4. Semester Medienmanagement an der Hochschule Mittweida. Bei medienMITTWEIDA engagiert sie sich als Redakteur seit dem Sommersemester 2024.