Kaffee ist wichtiger als Strom

von | 11. April 2011

Die Hälfte der Weltrekordlesung haben die Leser von "Karl May - gefangene Visionen" überstanden. In 25 Tagen haben sie 40 der 85 Karl-May-Bände vorgelesen. Zeit, einmal zurück zu blicken, was das Projekt schon erreicht hat. medienMITTWEIDA hat ein paar Fakten der letzten Wochen zusammengestellt.

Das Projekt „Karl May – gefangene Visionen“ hat mittlerweile die Dauer der bisher längsten Lesung fast spielerisch übertroffen. Was nach außen hin einfach aussieht, bedeutet einen großen Arbeitsaufwand für die einzelnen Teams. Um den geplanten Ablauf zu sichern, sind jederzeit mehrere Mitarbeiter im ehemaligen Stadtarchiv. Das gesamte Team besteht aus 38 Mitgliedern – zwei Producern, einer Assistentin, sowie vier Teamleitern mit durchschnittlich jeweils fünf Mitarbeitern.

12,5 Kilogramm Kaffepulver

Um sich wach zu halten, haben die Projektmitglieder bis jetzt schon 12,5 Kilogramm Kaffeepulver verbraucht, also 25 handelsübliche Packungen. Der Durchschnittsverbrauch pro Kopf und Jahr liegt in Deutschland bei gerade 6,7 Kilogramm. Während der Nachtschichten sei das Koffein besonders wichtig, wie Techniker Stefan Sturm bestätigt: „Kaffee ist das absolute Überlebenselexir. Wenn es keinen Kaffee gibt, ist das schlimmer als ein Stromausfall – wir haben ja eine Notstromversorgung.“ Damit diese genutzt werden kann, verlegte das Team im Stadtarchiv insgesamt über 1.500 Meter Kabel. Angeschlossen daran sind unter anderem Lampen, Kameras, zwei Computer für den Livestream, Mikrofone und Monitore.

Wenn am 3. Mai der letzte Leser aus der Zelle getreten ist, soll das Hochschulprojekt 1.176 Stunden – fünfmal so lange – wie die bisherigen Rekorde gedauert haben. Wird dies geschafft, haben alle Leser zusammen das Gesamtwerk von Karl May vorgetragen, welches 55.000 Buchseiten umfasst. Würden alle Seiten aneinander gelegt werden, ergäbe dies eine Strecke von 10,45 Kilometern. „So viel bin ich 2007 in Vancouver am Stück gelaufen – zum ersten und zum letzten Mal in meinem Leben“, sagt Producer Marc Simon grinsend.

Karl Mays Gesamtwerk löst Menschenrechtserklärung ab

Das Guinnessbuch der Rekorde hatte bisher zwei ähnliche Weltrekordversuche in der Kategorie „Längste laut vorgelesene Marathonlesung der Welt durch ein Team“ anerkannt. Der aktuelle Weltrekord liegt bei 240 Stunden, 15 Minuten und 27 Sekunden und wurde durch eine Frauengemeinschaft aus Miami aufgestellt, welche die „Universal Declaration of Human Rights“ verlas. Allerdings gab es einen bedeutenden Unterschied zu den Mittweidaer Lesern: Die Teams bestanden jeweils aus nur sechs Mitgliedern.

Im Gegensatz zu den recht kleinen Teams der Vorgänger kann das Karl-May-Dauerlesen sich hingegen großer Unterstützung erfreuen. Insgesamt wurden schon 1.728 mal die Leser ausgetauscht. Die Unterstützer, von denen es täglich 72 gibt, kommen nicht nur aus Mittweida und Sachsen. „Es gibt tatsächlich Leser die von Hamburg oder Frankfurt mit dem Zug nach Mittweida kommen, ein paar Stunden hierbleiben und dann wieder heimfahren. Karl May macht wirklich verrückt“, freut sich Marc Simon. Insgesamt kamen bisher Besucher aus 14 Bundesländern ins Stadtarchiv Mittweida, um sich am Rekord zu beteiligen.

1.588 prozentige Steigerung bei Facebook

Zudem begeistert das Projekt nicht nur vor Ort, sondern auch im Internet zahlreiche Personen. Die Webseite wurde schon 289.079 Mal aufgerufen, durchschnittlich 482 Besuche pro Stunde. Seit dem Eröffnungstag können die Vorleser durch den Livestream auf der Internetseite verfolgt werden. Durchschnittlich wird der Stream stündlich 90 mal am Tag und 40 Mal in der Nacht aufgerufen. Auch die Facebook-Seite von „Karl May – gefangene Visionen“ erfreut sich steigender Beliebtheit. Seitdem die Lesung gestartet wurde, steigerten sich die „Gefällt mir“-Klicks um 1.588 Prozent.

<h3>Sarah Scheffler</h3>

Sarah Scheffler