Kein Ende in Sicht

von | 15. Juni 2011

Die "Deutsche Fußballliga" plant, die Vergabe der Bundesliga-Fernsehrechte ab 2013 neu zu regeln. Dafür wurden zwei Modelle entwickelt, um neue Bieter und vor allem mehr Geld zu gewinnen. Eines der beiden Modelle könnte jedoch für die "ARD Sportschau" nach Meinung einiger Beobacher das Ende der "Sportschau" bedeuten.

Zwei Modelle für die Regelung der Übertragungen hat die „Deutsche Fußballliga“ (DFL) nach Informationen des „Handesblattes“ ausgearbeitet. Bei einer dieser Varianten wird sich für die wichtigste deutsche Sportsendung – die „ARD Sportschau“ – nicht viel ändern. Die Sendung könnte weiterhin samstags um 18:30 Uhr die Erstausstrahlung der Fußball-Bundesliga im Free-TV bieten. Bei der zweiten Variante prophezeien einige Beobachter aber heute schon das Ende der „Sportschau“.

Geht es nach dem neuen Modell, soll eine Web-Sportsendung ab 19 Uhr den Markt bedienen. Somit wäre eine Zusammenfassung im normalen Fernsehen erst ab 21.45 Uhr zu sehen, was in etwa der jetzigen Sendezeit des „ZDF Sportstudio“ entspricht. Wie so oft geht es in dieser Diskussion ums Geld. Die „DFL“ hofft durch das neue System, weitere Interessenten für die Bundesligaübertragungen zu gewinnen und somit mehr Gewinn zu generieren. Schon jetzt zeigen einige Webseiten großes Interesse, den Bundesligafußball im Internet anzubieten. Unter anderem sind „Yahoo“ und „Bild.de“ am Erwerb der Rechte interessiert. Die Pläne der „DFL“, vermehrt aufs Internet zu setzen, waren aber durchaus schon bekannt.

Die Zukunft der „ARD Sportschau“

Die Entscheidung über die Zukunft der „ARD Sportschau“ liegt auch beim Bundeskartellamt. Bisher hat die Behörde verlangt, dass die Verwertung der Höhepunkte des aktuellen Spieltages im Free-TV samstags bis 20 Uhr erfolgen müsse. Somit wäre der Plan einer Verschiebung zugunsten der Internetplattfomen hinfällig. Ob der neue Plan aber das Ende der „Sportschau“ bedeuten würde, ist zu bezweifeln. Schon einmal mussten die „ARD“-Journalisten die „Sportschau“ radikal umbauen. Als „Sat.1“ 1992 die Rechte an der Erstausstrahlung erwarb, fiel der Quotengarant Bundesliga weg. Die „Sportschau“ blieb trotzdem bestehen, schließlich war die Sendung früher nie auf Fußball beschränkt – Addi Furlers „Galopper des Jahres“ ist dafür Beweis genug. Erst nach der Kirch-Krise wurde die Sportschau am Samstagabend zur reinen Fußballsendung. Das Ende der Bundesliga im „Ersten“ würde also keinesfalls ein Ende der „Sportschau“ nach sich ziehen.

Zur Zielgruppe der populären „Sportschau“ gehört aber zum Großteil auch das ältere Semester der deutschen Bevölkerung. Viele der Zuschauer jenseits der werberelevanten Zielgruppe von 14 bis 49 Jahren haben im Internet so wenig Erfahrung, dass sie, statt auf die Berichte bei „Yahoo“ oder „Bild.de“ auszuweichen, lieber komplett auf Fußball verzichten könnten. Dies erschwert die Verlagerung des Volkssports Fußball ins Internet immens.

Video im Internet bietet nicht genug Qualität

Viele treue Zuschauer werden auch durch alte Gewohnheiten vor dem Fernseher gehalten – mehr Bequemlichkeit als Bürostuhl und Schreibtisch bieten Flachbildfernseher und Couch auf jeden Fall. Unterstützt wird dies durch den ausbleibenden Erfolg von Hybrid-TV-Angeboten. In diesem Fall ist das Internet nicht der Weisheit letzter Schluss. Der geneigte deutsche Fußballfan ist mehr Qualität gewöhnt, als das Internet bisher bieten kann, da hochauflösende Übertragungen noch nicht flächendeckend realisiert werden können. Der Blick nach Großbritannien zeigt außerdem, dass ähnliche Projekte bisher nur mäßig angenommen werden.

50 Jahre hat sich die „Sportschau“ bereits durchgeboxt, so leicht wird sie also nicht verschwinden. Für mehr Geld in den Töpfen der „DFL“ dürfte die Diskussion aber schon jetzt gesorgt haben. Sollten verschiedene Webseiten wirklich hohe Angebote für die Erstverwertung einreichen, werden die verschiedensten Politiker sich sicher für ihre Zielgruppe der internetaversen Wähler einsetzen und den Erhalt der „Sportschau“ im „Ersten“ lauthals fordern – auch zu höheren Preisen.

<h3>Christina Mothes</h3>

Christina Mothes