Verwirrung in der „Puppenkiste“

von | 11. April 2012

Die „Augsburger Puppenkiste” soll zurück auf die TV-Bildschirme, Fans beobachten die Diskussionen besorgt. Dabei katapultiert sich der „Kinderkanal” in den Irrgarten der Aussagen.

Deutschlands bekanntestes Marionettentheater verschwand von Jahr zu Jahr mehr von den TV-Geräten. Seit 2008 blieb für die Puppen aus Bayern kein Sendeplatz mehr übrig. Nun plant der Intendant des „Bayerischen Rundfunks”, Ulrich Wilhelm, eine Neuproduktion der „Augsburger Puppenkiste”. „Die Macher der ‚Puppenkiste‘ verstehen es,  einprägsame Stoffe in Geschichten zu verpacken und gleichermaßen verschiedene Generationen zu erfreuen”,  erklärt „BR“-Sprecher Christian Nitsche die Entscheidung.

Widersprüchliche Aussagen vom „Kinderkanal“

Die Produktionen der „Augsburger Puppenkiste“ waren bislang auch im „Kinderkanal“ von „ZDF“ und „ARD“ zu sehen. Mitte März diesen Jahres wurde zum Beispiel von „Süddeutsche.de“ berichtet, dass der „Kinderkanal” das Puppenspiel für „nicht mehr zeitgemäß” erachte und deshalb von weiteren Ausstrahlungen absehe. Dafür musste der Sender reichlich Kritik hinnehmen. „Über die Diskussionen der letzten Zeit haben wir uns  gewundert, denn wir haben die ‚Augsburger Puppenkiste‘ nie aus dem Programm verbannt”, wehrt sich Steffen Kottkamp, Programmgeschäftsführer des „KiKA”. Die Ursache dafür läge an anderer Stelle und letztendlich sei es ja auch der Kindersender gewesen, der jahrelang Formate der „Augsburger Puppenkiste“ ausgestrahlt habe.

Doch der „KiKA“ scheint diese Begründung mehrfach angepasst zu haben. Denn Sprecherin Gabriele Noll ließ noch im Herbst 2011 mitteilen, dass „den Kindern heutzutage das Marionettenspiel zu langsam ist.” Ursache für den Verzicht auf die Ausstrahlung der „Augsburger Puppenkiste“ seien demnach die sich verändernden Sehgewohnheiten der Zuschauer. Mittlerweile ist die Begründung wieder eine andere: „Fast alle Lizenzen für die Produktion des ‚Hessischen Rundfunks‘ sind derzeit abgelaufen”, sagt Noll vom „Kinderkanal“. Für das Absetzen des beliebten Formats soll nun also eine andere Sendeanstalt verantwortlich sein. Warum die Lizenzen nicht verlängert wurden, wollte der „Hessische Rundfunk” auf Nachfrage bislang nicht erklären.

Fans sehen Neuerungen kritisch

Kunstfreunde der „Puppenkiste” stehen neuen Produktionen jedoch skeptisch gegenüber. „Die Kinder haben sich nicht verändert, die Gesellschaft hat die Sehgewohnheiten der Kinder manipuliert”, kritisiert Borwin Schultz, der Betreiber einer „Puppenkiste“-Fanseite. Die von Chef-Puppenspieler Klaus Marschall angekündigten „neuen Ideen“ sieht die Fangemeinde ebenso kritisch. „Ich denke, auf Fastfood-Puppentheater kann man verzichten”, gibt Schultz klar zu verstehen. Von den TV-Sendern seien Fans sowieso nicht mehr abhängig, da das gesamte Repertoire der Geschichten aus Augsburg auf DVD erhältlich ist.

Die „Augsburger Puppenkiste” wurde erstmals 1948 aufgeführt und ist bekannt für die kindgerechte Umsetzung verschiedenster Themen. „Jim Knopf und Lukas die Lokomotive”, „Urmel aus dem Eis”  und „Der Kasperl” zählen zu den beliebtesten Gesichtern des Puppentheaters.  Auch wenn diese und ähnliche Klassiker aktuell nicht im Fernsehen laufen, ist auf „BR-alpha”  mit der Wissenssendung „Ralphi, der Schlaubär”  zumindest eine abgewandelte TV-Produktion aus Augsburg zu sehen. Über die kommende Zusammenarbeit mit dem „Bayrischen Rundfunk” gibt es aber laut der „Puppenkiste“ noch keine konkreten Pläne.

<h3>Julia Schwalbe</h3>

Julia Schwalbe