Kommentar: Babys nach Baukastenprinzip

von | 10. Dezember 2010

Kinder, die Hollywoodstars ähneln - in den USA kein Problem. Dort kann das Baby bezüglich des Aussehens zusammengestellt werden. Wer das Geld hat, kauft sich seinen Star-Doppelgänger durch einen umfassenden Samenservice.

Was in Europa stellenweise nicht möglich ist, arrangiert das Land der unbegrenzten Möglichkeiten – auch die In-vitro-Fertilisations. Denn trotz der Entscheidung des Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte vom März 2010 – wenn ein Staat künstliche Befruchtung zulässt, dann darf er die Eizellenspende nicht verbieten – bleibt die Eizellenspende in Deutschland gesetzlich riskant. Aber in den Vereinigten Staaten ist ja bekanntlich alles möglich. Dort wird aus einem medizinischen Eingriff eine wahre Kunst, denn bei der California Cryobank wird die Eizelle nicht einfach mit einem Spermium befruchtet, dort werden wahre Stars geschaffen. Richtig, wer sich ein Kind von Brad Pitt oder Johnny Depp wünscht, geht nach Kalifornien. Die California Cryobank hat nicht nur die größte Samenbank Amerikas, sondern ordnet die anonymen Spender danach, wem sie am meisten ähneln: Schauspieler, Popstar, Sportler oder Fernsehstar.

Sie wünschen sich ein Kind mit der Nase von Owen Wilson oder dem Körperbau von David Beckham? War die künstliche Befruchtung früher ein rein medizinischer Eingriff, ist sie heute eine Serviceleistung. Versuchte man früher mit Klamotten und Autos den Promi-Sternen nachzueifern, werden heute Kinder durch die künstliche Befruchtung nachgebaut. Ging es früher bei der künstlichen Befruchtung mittels Spendern darum, mögliche Erbkrankheiten zu vermeiden, wird das Kind heute durch die California Cryobank zum Statussymbol. Mit dem Motiv „Seht her, wie mein Kind ausschaut. Ich habe ein Promi-Baby“ laufen die Mütter angeberisch durch die Straßen. Sie gieren nach totaler Aufmerksamkeit.

Nichts dem Zufall überlassen

„Den Gott der Spermien“ haben die Zeitungen Cappy Rothman, den Direktor von California Cryobank, getauft. Nun stellt sich jedoch die Frage, inwieweit der Mensch in die Natur der Fortpflanzung eingreifen sollte. Natürlich ist es von Vorteil, dass Ehepartner mit Zeugungsproblemen und homosexuelle Paare den Traum von einer eigenen Familie verwirklichen können, aber in welchem Ausmaß ist das Designerbaby legitim? Durch die Einordnung der Spender nach Promi-Merkmalen können sich die Kunden das Aussehen ihres Kindes besser vorstellen. Rothman gibt den Kunden demnach nur eine Orientierungshilfe. Aber sollte das Aussehen des Nachwuchses nicht dem Zufall überlassen werden und einfach irgendein Spermium nehmen, das vorher auf Erbkrankheiten und andere Defizite untersucht worden ist? Schließlich ist das Aussehen des Kindes bei einer natürlichen Fortpflanzung auch nicht vorhersehbar.

Vor allem der weibliche Fan kann mit dem nötigen Kleingeld durch den Service der California Cryobank einen Teil seines Traumes in die Tat umsetzen: mit Orlando Bloom verheiratet, mit David Beckham eine Affaire und mit Brad Pitt einen One Night Stand, das alles könnte zumindest im Gesicht und am Körper des Nachwuches ablesbar sein. Eine unwirkliche Vorstellung!

<h3>Sarah Korzeniewski</h3>

Sarah Korzeniewski