Kommentar: Das Erfolgsprinzip Raab

von | 22. April 2011

Überall im deutschen Fernsehen scheint Stefan Raab präsent zu sein. Nicht nur auf ProSieben ist der Entertainer aktiv, sondern auch bei den Öffentlich-Rechtlichen. Auch wenn er bereits seit 20 Jahren in der Medienwelt tätig ist, schafft er es immer wieder bestehende Systeme zu revolutionieren.

Stefan Raab ist omnipräsent. Nicht nur sein eigenes Gesicht ist überall zu sehen, sondern auch die seiner Entdeckungen. Seit Oktober moderiert TV-Total-Dauerpraktikant Elton die ZDF-Kindersendung „1, 2 oder 3“. Jetzt wird dem Kinderquiz ein neuer Look verpasst. Anlass ist die 750. Jubiläumsfolge, die am 7. Mai im ZDF-Kinderprogramm „Tivi“ läuft. Gemäß dem Anlass gibt es auch eine neue Titelmusik, die Stefan Raab komponierte. Dies scheint wenig zu überraschen. „Das Vitamin B wirkt“, mögen Kritiker anmerken, wenn sie festellen, dass zum Jubiläum auch noch Raabs Dauergast Joey Kelly in der Sendung auftritt.

Der Meister der Song Contests

Dass Multitalent Raab die Musik beisteuert, ist aber aus einem anderen Grund logisch, hat er doch bereits große Musikerfolge vorzuweisen. Zu Beginn seiner Karriere waren spaßig gemeinte Hits sein Erfolgsrezept.“Böörti Böörti Vogts“ und „Maschen-Draht-Zaun“ bescherten dem jungen Raab Charterfolge und einen gewissen Bekanntheitsgrad. Mit „Hier kommt die Maus“ schaffte es Raab bereits 1996 in eine Kindersendung der ARD. Spätestens seit den von ihm entdeckten Talenten Max Mutzke, Stefanie Heinzmann und Lena Meyer-Landrut hat Raab aber bewiesen, dass er ähnlich wie Dieter Bohlen zu den Größen der deutschen Popmusik gehört. Dass Raab ein Gefühl für Musik und deren Vermarktung hat, beweist er seit 2005 mit seinem Bundesvision-Song-Contest.

Die Zusammenarbeit zwischen dem Ersten und ProSieben beim Eurovision Song Contest war ein Glücksfall für die ARD. Endlich schaffte der Wettbewerb es auch in Deutschland aus der Ralph-Siegelschen Ein-bisschen-Frieden-Monotonie. Die Integrierung des erfolgreichen Entertainers war unterdessen kein großes Wagnis für die ARD-Verantwortlichen, schließlich erreichte Raab bereits mit Guildo Horn, Max Mutzke oder auch selbst gute Platzierungen beim europäischen Sängerwettstreit. Den Song für Guildo Horn schrieb Raab damals übrigens unter dem Pseudonym Alf Igel, eine Anspielung auf den in den letzten Jahrzehnten vom Misserfolg verwöhnten Ralph Siegel.

Sport ist Mord

Generell wird alles, was Raab ernsthaft anpackt, zu Gold. Seit mehr als zehn Jahren kreiert er Sport- und Unterhaltungsevents am laufenden Band. Sogar Rudi Carrell könnte eifersüchtig werden bei der Omnipräsenz des ehemaligen Blödelbarden der Nation. Aus einem Wetteinsatz bei „Wetten, dass..?“ schuf Raab die Wok-WM und nach einem Beitrag von „Raab in Gefahr“ entstand die „Stock Car Crash Challenge“. Selbst gewöhnlich quotenschwache Sportarten wie Turmspringen und Springreiten werden, sobald sich Raab ihrer annimt, zum Erfolg. Stefan Raab ist sich dabei aber nicht zu schade, selbst Blessuren zu riskieren. Eben dieser Einsatz für die eigenen Ideen und Produkte und die Beteiligung von möglichst vielen Prominenten begründen den Erfolg von Raabs Konzepten. Auch wenn sich seine Sendungen teils bis spät in die Nacht ziehen, bleiben die Quoten stabil.

Letzten Endes wird sich Stefan Raab weiterhin mit kreativen Ideen in den Medien halten. Seine Kritiker müssen dabei einsehen, dass es momentan keinen anderen Kopf im deutschen Fernsehen gibt, der in der Lage wäre, ähnlich erfolgreiche Konzepte zu produzieren. Mit Stefan Raab haben die Verantwortlichen für das Neudesign der ZDF-Kindersendung sicher die richtige Wahl getroffen, auch wenn er sich in diesem Fall „nur“ für die Titelmelodie verantwortlich ist.

<h3>Christina Mothes</h3>

Christina Mothes