Kommentar: Die Bauern wandern aus

von | 16. September 2010

Am Dienstag strahlte VOX im Anschluss an seinen wieder fallenden Quotenstar "X-Factor" die Doku-Soap "Auswanderer sucht Frau" aus. Angestaubtes Konzept trotz schöner Bilder.

Es ist ein gewagtes Experiment. Entweder wird das neuste Projekt aus der Feder von „Me, Myself and Eye Entertainment“ ein absoluter Erfolg oder es legt einen ebenso stillen Abgang wie das zuletzt auf RTL gescheiterte „Einsam unter Palmen“ hin. Mit „Auswanderer sucht Frau“ versucht sich nun auch die Tochter VOX an einer Symbiose aus den Erfolgs-Dokus „Bauer sucht Frau“ und das durch Katzenberger berühmt gewordene „Goodbye Deutschland“. Möglicherweise ein cleverer Schachzug.

Abzuwarten, wie lange die Zuschauer der ab 22.55 Uhr ausgestrahlten Sendung überhaupt treu bleiben. Fürs erste sahen nämlich nur 800.000 Zuschauer die Vorstellung der Singlemänner, wie quotenmeter.de berichtete – 500.000 davon aus der werberelevanten Zielgruppe. Erfolg sieht anders aus; damit liegt es weit hinter RTL’s „Law and Order“, welches 1,36 Millionen Zuschauer binden konnte. Nur weil man zwei gute Zutaten miteinander mischt, ist das lange noch kein Garant für ein gelungenes Werk. Zumal wenn es sich bei den Komponenten um Formate handelt, welche es in vielfacher Ausführung schon dutzende Male gab.

„Hier in China sind natürlich hauptsächlich Chinesinnen“

Bis auf die unterschiedlichen Landschaften ist die Kuppelshow über deutsche Auswanderer auf der Suche nach Liebe wenig spektakulär. Inhaltlich bietet sie nichts anderes als das Bauern-Format, weist lediglich Menschen anderer Berufsgruppen sowie geschickter formulierte Voice-Over-Texte auf. Die Bilder der ersten Folge waren jedoch imposant: Inselparadies, romantische Fjordlandschaften, prunkvolle Großstadtbilder. Gepaart war dies allerdings mit der wenig überraschenden Erkenntnis, dass es „auch im Paradies einsam sein kann“.

Die Auswanderer sind aber keineswegs auf der Suche nach einer Frau, welche die Staatsbürgerschaft der neuen Heimat inne hat. Sie wollen eine deutsche Landsmännin. Kulturelle Unterschiede, der Wunsch nach denselben Wurzeln und der bekannten Mentalität seien laut Aussage der Auswanderer die Gründe. Schade, denn mit der ausländischen Komponente wäre die Symbiose gelungener. Viel interessanter zu sehen wäre, wie die verschiedenen Kulturen aufeinander prallen und sich diese Unterschiede in einer gemeinsamen Liebe vereinen. Mit dem am Dienstag ausgestrahlten Konzept geht die Sendung auch als Rubrik im schon existenten gefilmten Auswanderer-Tagebuch von VOX durch. Als gesonderte Sendung fehlt diesem Konzept die Würze.

<h3>Bianca Schmidl</h3>

Bianca Schmidl