Kommentar: Die Uhr von James Bond

von | 16. Juni 2010

Eine ungenaue Richtlinie führt Product-Placement im deutschen Fernsehen ad-absurdum. Eine Liberalisierung und Vereinfachung wäre wünschenswert.

Seit April 2010 ist, dank der Umsetzung einer EU-Richtlinie zum Product-Placement, diese Werbeform grundsätzlich nun auch in Deutschland erlaubt. Das Problem an dieser Regelung ist die immer noch ungenaue Ausarbeitung. Eine klare, liberalisierte Richtlinie würde der deutschen Fernsehlandschaft gut tun.

Ein Witz ist die Kennzeichnungspflicht für Product-Placement. Hat der Zuschauer zuvor nicht bewusst auf ein Produkt geachtet, wird er nach einer Einblendung wie „Unterstützt durch Produktplatzierungen“ sicher ganz genau hinschauen, welche Computer oder Handys eigentlich platziert wurden. Aber hält es einen Fernsehzuschauer davon ab einen Jogurt zu kaufen, den die hübsche Hauptdarstellerin einer Serie genussvoll isst, nur weil er weiß, dass es sich dabei um Werbung handelt? Das funktioniert mittlerweile nicht mal mehr in Doku-Soaps, bei denen selbst der naivste Zuschauer nicht mehr glauben kann, dass die absurden Schicksalsschläge ungeskriptetes Leben seien. Laut DWDL bringt ein eingeblendeter Hinweis vor und nach jeder Werbepause dem Produkt sogar noch mehr Aufmerksamkeit.

Mehr Platzierungen weniger Qualität? 

Innerhalb von Nachrichten und Informationsprogrammen muss Product-Placement weiterhin ausgeschlossen werden, das steht außer Frage. Bei allen fiktionalen und pseudo-realen Sendungen können sich die Macher gern etwas ausprobieren. Ist eine Sendung langweilig oder entspricht sie nicht dem Zuschauergeschmack wird sie abgesetzt. So einfach ist das. Wenn der Zuschauer eine Werbesendung sehen will, dann ist er selbst Schuld. Die versteckte Werbung würde sich dem Interesse anpassen. Seit Jahren laufen in Deutschland amerikanische, Product-Placement-verseuchte Serien und trotzdem sind weitreichend negative Auswirkungen ausgeblieben. Wir haben uns doch schon längst daran gewöhnt. Sätze, wie aus dem vorletzten James Bond „Schicke Uhr. Rolex?, Omega.“ locken maximal ein erheitertes Gähnen hervor. Vielleicht bietet die zusätzliche finanzielle Unterstützung durch Product-Placement auch eine Chance, die oft qualitativ minderwertigen deutschen Serien hochwertiger zu produzieren.

<h3>Tom Rosenkranz</h3>

Tom Rosenkranz