Kommentar: Ei, Ei, Ei – welch‘ Käfignarr!

von | 15. Januar 2010

Freilandei oder Käfigei? Was zuerst da war wissen wir. Bereits zwei Jahre früher als nach EU-Recht erforderlich, zieht sich Deutschland aus der herkömmlichen Batterie-Käfighaltung zurück.

Gert Lindemann, Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz bewertet das Verbot der konventionellen Legehennenhaltung als „großen Fortschritt für den Tierschutz“. Wer nach dieser kühnen Wertung und den zahlreichen „Ab-sofort-keine-Käfighaltung-mehr“-Meldungen an glücklich scharrende Hennen auf saftigen Wiesen denkt, der irrt sich. Ganz klar, die braunen Eierkisten mit dem anmutigen Schriftzug „Käfighaltung“ wurden aus den Eierregalen unserer Lieblingssupermärkte verbannt. Aber geht es dem eierlegenden Federvieh dadurch im neuen Jahrzehnt wirklich besser?

Glückliche Glucken

Für Mutters klassisches Spiegelei stehen in Deutschland jetzt nur noch Eier aus ökologischer Erzeugung, Freilandhaltung, Bodenhaltung und – jetzt kommt das Haar im Eierstich – Eier aus der Kleingruppenhaltung zur Verfügung. Klingt soweit ganz fair und vielleicht sogar ein bisschen tiergerecht. Wer denkt bei diesem beschönigenden Substantiv nicht an die scharrenden Hühner in Omas hölzernem Verschlag? Allerdings ist an der Kleingruppenhaltung nur der Name romantisch. In der industriellen Realität ist Omas Hühnerstall kaum mehr als eine geringfügige Modifikation des herkömmlichen Käfigs.

Auf die Größe kommt es an

Nicht mehr nur eine DIN A4-Seite steht jeder Henne jetzt zur Verfügung sondern sogar wohnliche 890 Quadratzentimeter. Umgerechnet ist das etwas mehr als eineinhalb DIN A4-Seiten. Legehennen in Kleingruppen haben ab sofort ein kleines bisschen mehr Platz: Sitzstangen, Scharrmöglichkeiten und abgedunkelte Bereiche zur Eiablage. Aber dennoch können die Tiere ihre natürlichen Verhaltensweisen in den viel zu kleinen Pferchen nicht ausleben. Die neue Situation in den Kleingruppen-Käfigen ist, laut dem Deutschen Tierschutzbund e.V., „im Grundsatz gleich schlecht“. Auf glückliche Hühner mit strahlend weißen Federn und braunen Eiern muss der urbane Metropolenbewohner wohl noch sehr lange warten. Aber schön, dass sich Deutschland schon zwei Jahre früher als andere EU-Staaten vorbildlich zeigt und das Staatsziel Tierschutz unheimlich ernst nimmt.

<h3>Cindy Singer</h3>

Cindy Singer