Kommentar: „Facebook“-Handy, nein danke

von | 29. November 2011

„HTC“ und „Facebook“ arbeiten an einem Smartphone. Das Netzwerk soll direkt in das Betriebssystem integriert werden. Mit dem „Facebook“-Handy wird der Bogen aber überspannt.

Das „Facebook“-Handy von „HTC“ und „Facebook“ soll „Buffy“ heißen, wie die amerikanische Vampir-TV-Serie. Das jedenfalls schreibt „All Things D“. Außerdem soll für das Smartphone eine direkt auf „Facebook“ ausgelegte „Android“-Version entwickelt werden. Nötig ist das nicht. Aber wie soll die tiefere Integration von „Facebook“ aussehen? Schon jetzt ist die Verwendung des Social Networks dank zahlreichen Apps denkbar einfach. Sollten die Entwickler eine Möglichkeit finden, die Bedienung noch simpler zu machen, könnten demnächst auch Haustiere das soziale Netzwerk nutzen.

Striptease im Netz

Besonders ausgefallene und nützliche Verbesserungen werden die Nutzer dem „Facebook“-OS sicher nicht verdanken können. Das „Facebook“-Mobiltelefon nutzt nur dem datenhungrigen Konzern aus Kalifornien. „Facebook“ wird mit „Buffy“ zum Datenvampir, der die Informationen direkt an der Informationsader absaugt. Leider stört diese Entwicklung nur die wenigsten. So arbeitet das Unternehmen unbeirrt daran, auch im nächsten Jahr den „begehrten“ „BigBrotherAward“ für besonders tüchtige Datensammler zu erhalten.

Datenschützer kritisieren „Facebook“ seit Jahren, sogar der Präsident des Bundesverfassungsgerichts warnt davor. Das kommende Smartphone des Internetkonzerns wird diese berechtigte Kritik weiter bestärken. „Facebook“ hat mit seinen 800 Millionen Mitgliedern jetzt schon enorme Datenmengen gesammelt und erstellt damit detaillierte Nutzerprofile, sogar von Nicht-Mitgliedern werden via Cookies Daten gesammelt.

Alles ist „Facebook“

Das größte soziale Netzwerk der Welt bestimmt unser Leben schon jetzt immens. Manche Menschen teilen minütlich „interessante“ Neuigkeiten per Smartphone – ob Lieder, Videos oder Eventeinladungen. „Facebook“ hat sich in alle Lebenslagen eingenistet, „Buffy“ ist der nächste Schritt. Neben den beim sozialen Netzwerk freiwillig veröffentlichten Daten könnte der US-Konzern so Zugriff auf sämtliche Nutzungsdaten des Handys erhalten. Das Teilen von Inhalten kann ohnehin nicht mehr wirklich schneller gemacht werden.

Parallel dazu greift die Angst vor dem gläsernen Menschen um sich: Biometrische Daten im Ausweis und Trojaner sind nur einige Beispiele. Niemand will permanent durchleuchtet werden. Das Nutzerverhalten grenzt allerdings an Schizophrenie. Während sie sich über den fehlenden Datenschutz aufregen, teilen sie gleichzeitig alles, was es zu teilen gibt. Die Nutzer liefern dem Netzwerk freiwillig die Informationen, die sie anderen verwehren wollen. Die informelle Selbstbestimmung sollte dem Internetnutzer eigentlich wichtiger sein.

„HTC“ und „Facebook“ – eine Freundschaft

Dieses Jahr stellte „HTC“ bereits die Handys „ChaCha“ und „Salsa“ vor, beide besitzen einen „Facebook“-Knopf, der die App startet. Dieser macht von der Usability aber kaum einen Unterschied, die „Facebook“-Anwendung ist bei vielen Smartphones direkt auf dem Startbildschirm zu finden. Der Knopf erinnert lediglich daran, das Netzwerk öfter zu nutzen.

Das „Facebook“-Handy jedenfalls ist keine lohnende Investition. Die Käufer können lediglich darauf warten, dass „Facebook“ automatisch alles über ihr Leben online postet. Das ist noch bequemer und einfacher. Dank „SocialApps“ und „Frictionless Sharing“ dauert es wahrscheinlich auch gar nicht mehr so lang. Leider.

<h3>Jörg Lehmann</h3>

Jörg Lehmann