Dass der letzte Teil einer Filmreihe mittlerweile gern in zwei Werke geteilt wird, besonders bei Buchverfilmungen, schadet der Qualität der Filme, meint medienMITTWEIDA-Redakteur Johannes Pursche.
Den dritten und letzten Teil von „Der Hobbit“ können Besucher seit dem 11. Dezember 2014 auch in deutschen Kinos sehen. Der Filmstart gilt als erfolgreichster dieses Jahres. Ungefähr 1,3 Millionen Menschen sahen von Donnerstag bis Sonntag die deutsche Veröffentlichung von „Der Hobbit – Die Schlacht der fünf Heere“. Der erste Film des letzten Teils von „Tribute von Panem – Mockingjay Teil 1“ ist schon seit einigen Wochen im Kino und Fans der „Harry Potter“- oder „Twilight“-Filme kennen das Phänomen schon seit ein paar Jahren.
Bis vor einiger Zeit herrschte noch das ungeschriebene Gesetz, dass ein Buch auch einen Film darstellt. Für mich eine vernünftige Idee, um die „Streifen“ inhaltlich besser abschließen und voneinander trennen zu können.
Harry Potter und der Stein des Anstoßes
Mit „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 1“ von 2010 wurde das System der Film-Teiler populär. Sieben Bücher hatten Fans gelesen, bis dahin sechs mehr oder weniger gute Filme gesehen und alle warteten auf das Ende mit dem letzten Film. Die Filmemacher waren aber der Meinung, die „Marke Harry Potter“ noch so lang wie möglich „ausschlachten“ zu müssen. Also haben sich findige Marketing-Experten zusammengesetzt und überlegt, dass sie den letzten Teil der Buchreihe in zwei Filme aufteilen. Das klingt erst einmal nicht schlecht, denn so kann viel mehr Hintergrundgeschichte in die Filme integriert werden. Der eigentliche Hauptgrund wird viel mehr gewesen sein, die „Cashcow“ noch bis auf den letzten Cent zu „melken“ – das mit Erfolg: „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 2“ – der wirklich letzte Film der Reihe, gilt weltweit als vierterfolgreichster Film aller Zeiten mit einem Umsatz von 1,32 Milliarden Dollar. Das sind zwar deutlich weniger als die 2,78 Milliarden Dollar von Peter Jacksons „Avatar“, jedoch eine gewaltige Steigerung zum ersten Harry-Potter-Film. Dieser brachte insgesamt 968,66 Millionen ein.
Effekte und Füllmomente statt Inhalte
Ein, meiner Meinung nach, enttäuschendes Beispiel für diese Filmteilung ist „Der Hobbit“. Ein Buch mit 382 Seiten wird in drei Kinofilme geteilt – mit einer Gesamtlänge von circa 450 Minuten. Im Vergleich: Die Herr der Ringe-Saga umfasst drei Bücher mit circa 1.300 Seiten. Die Filme haben in der Kinoversion zusammen eine Länge von 536 Minuten. Bei so einer Ausweitung der Filmzeit frage ich mich, wo der Inhalt herkommen soll. Werden dann in typischer „Pulp Ficition“-Manier alltägliche Gespräche gefilmt, die nichts mit der Handlung zu tun haben? In Tarantino-Filmen ist das gewollt, die sind darauf ausgelegt. Ich denke jedoch, dass nicht jeder Film dafür geeignet ist. Beim Hobbit gibt es jedoch ein viel größeres Problem – Effekthascherei.
Anstatt zu versuchen die Filmreihe doch irgendwie mit sinnvollen Inhalten zu füllen (da gibt es im Tolkien-Universum genug), setzt man auf besonders lange Actionszenen. Es gibt wohl
keinen anderen Film in dem die Protagonisten die Hälfte der Zeit irgendwo runterfallen, rutschen oder tödliche Wildwasserfahrten in Weinfässern betreiben. Das mag gerechtfertigt sein, denn diese Szenen finden sich auch im Buch wieder. Im Roman ist es für mich verständlich, wenn sie länger ausgearbeitet sind, denn nur so kann man sich die Szene detaillierter vorstellen. Diese Vorstellung brauche ich im Film nicht. Doch statt fünf Sekunden rutschen die Zwerge gefühlt 20 Sekunden durch die Gegend. Noch schlimmer wird es mit den benutzten CGI-Effekten.
Das Problem bei diesen Effekten ist, dass wenn sie schlecht gemacht sind, auch wirklich nach einem Effekt aussehen. So besonders im letzten Teil der Hobbit-Trilogie. Dieser besteht meiner Meinung nach zu 60 Prozent aus der finalen Schlacht, 35 Prozent aus Landschaftsbildern und fünf Prozent aus komplett austauschbaren Dialogen. Vor allem die letzte Schlacht strotzt nur so vor schlechten CGI-Effekten, die auch schon im zweiten Teil zum Tragen kamen – besonders in der bekannten „Fass-Fahrt“. Hier sieht der Zuschauer deutlich, was unecht ist und was nicht. Da hätte sich Peter Jackson vorher lieber „Game of Thrones“ anschauen sollen, denn hier können die Effekte überzeugen.
Diese Effekte mögen legitim sein und auch in eigenständigen Filmen zum Einsatz kommen, doch wenn ein Film sich zu großen Teilen darüber definiert um Zeit zu schinden, ist das für mich ein eindeutiges „K.-O.-Kriterium“.
Doch nicht nur die Effekte sind ein großes Problem. Der eigentliche Vorteil, dass man mit der Teilung so viel mehr Inhalt verfilmen kann, wird besonders durch den Hobbit ad absurdum geführt. So gibt es in der Hobbit-Trilogie viele Szenen oder Charaktere, die im Buch nie vorgekommen sind, wie Legolas, Gandalfs Erlebnisse auf Dol Guldur, den Versuch Smaug zu töten oder die berüchtigte „Fass-Szene“. Zwar sind die Zwerge in der Buchvorlage tatsächlich in Fässern unterwegs, doch gibt es da keinen Kampf gegen Orks. Besonders der letzte Teil der Film-Trilogie um Bilbo Beutlin kommt kaum zur Ruhe: Es werden in zwanzig Sekunden gefühlt zwanzig Orks getötet, das Bild springt panisch hin und her. Die Handlung rutscht in den Hintergrund, das Gemetzel ist wichtiger. Wenn einer der Helden fast getötet wird, kommt von irgendwo doch noch ein Pfeil, eine Axt oder ein Schwert zur Rettung in letzter Sekunde. Derlei Szenen gibt es in verschiedenen Variationen gleich mehrmals. Problem dabei – durch ihre Länge können diese dramatischen Momente kaum überzeugen.
Dieses Problem wird beziehungsweise werden auch die letzten beiden Panem-Filme haben. „Mockingjay Teil 1“ aus diesem Jahr hält sich zwar sehr an das Buch, erzeugt dadurch jedoch kaum Spannung, im ersten Teil des Romanes passiert einfach nicht viel. Im zweiten Teil, der am 19. November nächsten Jahres in die Kinos kommt, wird es die große Schlacht, viele Actionszenen und das glorreiche Finale geben. Etwas, das die Produzenten in einem Film, meiner Meinung nach, viel besser hätte miteinander kombinieren können.
Mit offenem Geldbeutel
Wichtig zu erwähnen ist außerdem, dass all diese Filme Überlänge haben – also gibt es dafür direkt einen Preiszuschlag an der Kinokasse. Werden die Filme in 3D ausgestrahlt, erhöht sich der Preis erneut. Da kann eine Kinokarte plötzlich ganz schnell um die 15 Euro kosten.
All das sind für mich Gründe, das System zu boykottieren und mir die Filme einfach nicht mehr anzuschauen. Die vorgestellten Beispiele haben für mich sehr viel kaputt gemacht. Erst wenn mir jemand einleuchtend erklären kann, warum diese Film-Teiler unbedingt notwendig sind, bin ich bereit für diese Blockbuster wieder ins Kino zu gehen.
Text: Johannes Pursche. Beitragsbild: Harry Potter 7 Poster von Ⓒ αλέξ & Angela Huỳnh unter CC BY-NC-SA 2.0. Bearbeitung: Louisa Bandura.