Durch die von der Bundesregierung verabschiedete Frauenquote wird es auch in Medienberufen zukünftig mehr Frauen in Führungspositionen geben. Doch gerade viele Frauen sind vom Zwang der Quote wenig begeistert, so auch medienMITTWEIDA Redakteurin Daniela Möckel.
Seit mittlerweile zehn Jahren wird die Bundesrepublik Deutschland von einer Frau regiert. Was zunächst, nicht nur in so hoher Ebene, befremdlich wirkte, ist mittlerweile in alltäglichen und auch in Medienberufen zur Normalität geworden. Sogar das Verteidigungsministerium, eine der wohl größten Männerdomänen, wird mittlerweile von einer Frau geleitet. Ab 2016 sind Großunternehmen verpflichtet, in ihrer Führungsebene 30 Prozent Frauen anzustellen. Damit trifft sie auch einen großen Teil der deutschen Medienunternehmen. Für Mittelstandsunternehmen gilt die Angabe als Empfehlung.
Seit Jahren spaltet die Diskussion über die Quote sowohl Bundesregierung als auch Bevölkerung. Vor allem ich als Frau sehe die neue Regelung als falschen Weg an.
Nur weil ich eine Frau bin
Liz Mohn, Chefin des mit rund 16 Milliarden Euro jährlichem Umsatz größten deutschen Medienkonzerns Bertelsmann, äußerte sich bereits 2011 in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ kritisch gegenüber der Vorgabe für die Unternehmen. Statt Frauen über Gesetze in die Führungsebene zu heben, sah sie schon damals den Weg über die Kompetenz. Deshalb gründete sie auch 2009 die „Business Woman School“, in der Frauen konkret und praxisnah auf ihre Karriere vorbereitet werden sollen.
„Frauen müssen lernen Möglichkeiten nicht nur zu sehen, sondern zu nutzen.“
Ich denke, dass die Ausbildungen an Universitäten und Journalistenschulen mittlerweile so gut sind, dass sowohl Männer als auch Frauen mit Kompetenz und qualitativer Arbeit in Unternehmen einsteigen können.
Nach einer Umfrage des „Statistischen Bundesamtes“ sind fast 70% der Frauen heutzutage berufstätig, viele mit einer Doppelbelastung von Karriere und Familie. Laut Mohn müssen Frauen vor allem konkret dabei unterstützt werden, beides miteinander zu verbinden und zu managen. Auch für sie ist es ohne Frage, dass Frauen Unternehmen anders prägen können als Männer. Oft denken sie familiärer und beziehen selbst mehr Frauen ein.
In knapp 3 Jahren werde auch ich mich mit abgeschlossenem Studium auf Jobsuche begeben. Zugegeben, auf den ersten Blick wirkt es verlockend, vermutlich einfacher an höhere Positionen in Medienunternehmen zu kommen. Jedoch stelle ich es mir ebenso befremdlich vor, allein wegen meines Geschlechts angenommen zu werden.
Schließlich habe ich dafür nicht Tag für Tag in Hörsälen und Seminarräumen gesessen und für jede Klausur und jedes Projekt gekämpft. Gleichzeitig möchte man natürlich auch möglichst gut Familie und Karriere verbinden können. Da die Medien- und Journalismusbranche allein schon nichts für Zimperliche ist, stelle ich es mir ohne Unterstützung von oben nur noch schwieriger vor.
Gleichzeitig denke ich aber ähnlich wie Mohn, dass Frauen Unternehmen familienfreundlicher prägen und mehr Verständnis aufbringen können.
Akzeptanz und die Erfüllung der Quote
Die Rolle des Mannes mit der Aufgabe des Ernährers und Versorgers ist seit Anbeginn der Zeit vorgeprägt. Laut einer „Bertelsmannstudie“ sehen 95 Prozent der Männer ihre Rolle in der Gründung der Familie und der Arbeit.
Ohne Frage, dass es hier für Frauen schwierig ist, sich Akzeptanz zu verschaffen. Eva Kohlrusch, welche die erste Frau bei der „Hamburger Morgenpost“ und die erste „Bild“ Chefredakteurin 1984 war, sagte in einem Interview mit dem „mediummagazin“ 2010
„Ich musste jeden Tag aufs Neue erklären, dass Frauen ganz normale Menschen sind.“
Ist eine von der Politik vorgegebene Quote hier wirklich der richtige Weg? Meine Meinung wird von Kohlruschs Zitat nur bestärkt. Meistens ist es schwer, sich gegenüber Männern und vielleicht sogar solchen, die sehr lange in ihrem Bereich tätig sind durchzusetzen. Schaffen kann ich das nur durch sehr gute und qualitativ hochwertige Arbeit. Vermutlich wird dies durch die Frauenquote nur noch schwieriger. Ich denke der Grund für den Posten in der Führungsebene könnte leichter in der Erfüllung der Quote gesehen werden, sodass es schwieriger wird, von Anfang an Akzeptanz und Freundlichkeit zu erfahren.
Entwicklung auch ohne Quote
Laut einem Bericht der „Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit“ ist nachgewiesen, dass Frauen seit mehreren Jahrzehnten teilweise besser ausgebildet sind als Männer. Dies macht sich auch im Medienbereich bemerkbar.
Medienstudiengänge in ganz Deutschland sind laut dem „Magazin für professionelle Informationstechnik“ voller Frauen. Dies lässt sich auch hier an der Hochschule Mittweida schon beobachten.
Im neuen Studiengang für Medienmanagement sind gut zwei Drittel der Studenten weiblich.
Der „Axel Springer“-Vorstand Mathias Döpfer setzte gegenüber dem „mediummagazin“ bereits 2010 für seinen Verlag das Ziel, in fünf bis acht Jahren aus 16 Prozent der Frauen in der Führungsebene 30 Prozent zu machen. Erst vor einigen Tagen gab Svenja Friedrich, Sprecherin des „Springer Verlages“ gegenüber „journalist.de“ bekannt, dass bereits jetzt 28 Prozent der Führungspositionen von Frauen besetzt sind – das ganz ohne Quote.
Und die Entwicklung geht weiter. 66 Prozent der Einsteiger in den „Springer Verlag“ sind weiblich.
Stellt sich hier die Frage, ob wir in der Zukunft nicht sowieso einen Wandel in den Führungsetagen erlebt hätten.
Weitere Zahlen bestätigen die Fragestellung meiner Meinung nach mit „Ja“. In der Führungsebene der Zeit sind laut „journalist.de“ aktuell 51 Prozent Frauen vertreten.
Ich glaube hier ist zu erkennen, dass Frauen, die die fachliche Kompetenz, die nötige Disziplin und Neugier besitzen es auch ohne Frauenquote schaffen, sich gegenüber Kollegen und Kunden Akzeptanz zu verschaffen. Manuela Schwesig, Bundesfamilienministerin bezeichnet die Frauenquote als einen „Meilenstein auf dem Weg zu mehr Gleichberechtigung“. Persönlich würde ich das Gesetz nicht als Meilenstein bezeichnen. Vielleicht eher als eine Unterstützung, jedoch mit zu viel Zwang.
Vereinbarung von Familie und Karriere
Eine Umfrage unter börsennotierten Unternehmen zur Einführung einer Frauenquote ergab, dass 97% dies für keine gute Idee halten.
Meiner Meinung nach schaffen es Frauen, die kompetent in ihrem Bereich sind auch ohne Quote in hohe Positionen. Gleichzeitig entsteht durch sie aber auch ein Druck in den Unternehmen, der, wie ich finde, nicht gerade dazu beiträgt, dass die Zustimmung der Frau steigt.
Frauen sollten wegen ihrer Leistung Karriere machen und nicht wegen eines Chromosoms mehr. Gleichzeitig stellt sich für mich auch die Frage, ob wir mit solch einer Quote die aktuelle demografische Entwicklung in Deutschland nicht noch unterstützen.
Bekannt ist, dass die Geburtenrate seit Jahren sinkt und die Bevölkerung immer älter wird. Es wird immer schwieriger Karriere und Familie zu verknüpfen. Wenn mehr Frauen zukünftig Karriere machen, heißt das für mich auch, dass weniger Kinder geboren werden. Statt einer Frauenquote, wären Maßnahmen zur Vereinbarung von Beruf und Familie meiner Meinung nach nötiger gewesen. Ein Großteil der deutschen Frauen stellt die Familienplanung hinten an, da die Angst vor einem Jobverlust und dem Existenzverlust größer ist. Daher befürworte ich die Einführung der Frauenquote nicht.
Frauen die etwas erreichen wollen, schaffen es so oder so, auch ohne 30 Prozent Vorgabe. Augenmerk sollte eher auf die Vereinbarung von Familie und Karriere, zum Beispiel mehr Kindergarten und Krippenplätze gelegt werden. Hier sind Gesetze nötiger. Oder wie es Liz Mohn schon sagte:
“ Ein Herz braucht keine Quote, wenn überhaupt braucht es Lachen und Lebensfreude.“
Text: Daniela Möckel, Beitragsbild: Portrait of female business executive sitting alone in boardroom von bikeriderlondon, Bildnummer: 144904978/Shutterstock, Standardlizenz. Bearbeitung: Christine Wolf.