Kommentar: Sie kam, sang und siegte

von | 31. Mai 2010

Aufgeregt und wenig spontan: Lena Meyer-Landrut ist ihrer Favoritenrolle gerecht geworden und hat den Eurovision Song Contest gewonnen. Warum sich Stefan Raab jetzt zurückziehen könnte – ein Rückblick.

Trotz großer Aufregung und etwas übertriebener Lockerheit holte Lena Meyer-Landrut den Sieg beim Eurovision Song Contest nach Deutschland. Die sonst so spontan und frech wirkende Hannoveranerin schien auf der Bühne nicht mehr so sicher. Gut für sie, dass die wiedereingeführten Jurys der jeweiligen Länder die Punkte schon bei der Generalprobe am Vortag vergaben.

Mit Werbung und PR scheint alles möglich. Lena schlug in Deutschland ein wie eine Rakete: Von Anfang an ergatterte das unkonventionelle Mädchen die ersten Plätze der Musikcharts. Sie ist originell, frech und beliebt, was der Grund für die Rekordeinschaltquote von 14,69 Millionen Zuschauern im deutschen Fernsehen gewesen sein dürfte.

Mit Lena hat es auch Stefan Raab zum Erfolg beim Eurovision Song Contest geschafft. Nachdem das Multitalent für Guildo Horn „Guildo hat euch lieb“ komponierte, selbst mit „Wadde hadde dudde da“ teilnahm und schließlich Max Mutzke entdeckte und förderte, hat es endlich geklappt, einen deutschen Siegerkandidaten zum Wettbewerb zu schicken. Raab ist der wahre Gewinner. Er castete die deutsche Gewinnerin 2010 und betreute sie auf dem Weg ins Rampenlicht. Raab könnte sich auf dem Gipfel seiner Grand-Prix-Karriere zurückziehen, doch die Kooperation von ARD, ProSieben und Stefan Raab geht 2011 weiter.

Mehr Talent

Es gab viele Kandidaten mit großem Talent beim ESC 2010. Ein Beispiel ist der schüchterne „Junge mit der Gitarre“, Tom Dice aus Belgien. Er schaffte es jedoch trotz ausgezeichneter Stimme nur auf Platz sechs. Im Gegensatz zu Weißrussland: Die Gruppe „3+2“ setzte auf Weihnachtsatmosphäre und hoffte, in kitschigen Schmetterlingskostümen gekleidet, sicher auf viele ältere Zuschauer. Vielleicht gab es genau deshalb nur Rang 24. Platz zwei erhielt die türkische Band „Manga“ mit 170 Punkten. Fraglich nur, ob der Gesang oder die Bühnenshow bewertet wurde.

Auch enttäuschend war der Auftritt von Safura für Aserbaidschan. Die Fünftplatzierte gehörte zu den Favoriten. Möglicherweise hätten die LED-Lichter an ihrem Kleid heller leuchten müssen, um den hohen Erwartungen Stand halten zu können.

Eurovision Neighborhood Contest

Die Kapazitäten für die Bühnenshow schöpften die meisten Teilnehmer voll aus. Sechs Personen dürfen maximal während des Auftritts auf der Bühne stehen. Statt einer Sängerin mit starker Stimme im schicken Abendkleid bieten fünf Akteure zusätzlich eine Tanz-Performance. Die Aufmerksamkeit für die Hauptperson – die Sängerin – geht dadurch verloren.

Aber das ist nicht schlimm, denn beim ESC lässt sich trotz Wiedereinführung der Jurys vermuten, die Bewertungen seien nicht immer ganz objektiv. Die Gruppe „3+2“ aus Weißrussland gewann die Landeswertung in Georgien – 12 von 18 Punkten, die die Weißrussen insgesamt erhielten. Wenn Nachbarländer einander bewerten, erfüllen sich die Vorahnungen immer noch oft. Das Ausmaß vergangener Jahre haben sie aber glücklicherweise nicht mehr.

<h3>Sarah Schreiter</h3>

Sarah Schreiter