Kuck mal wer da die Goldene Kamera bekommt

von | 20. Januar 2011

Durch Filme wie Grease und Pulp Fiction wurde John Travolta zu einer der Ikonen Hollywoods. Nun soll er am 5. Februar 2011 die Goldene Kamera als bester internationaler Schauspieler erhalten. Für welchen Film oder andere Leistung er prämiert werden soll, bleibt allerdings ein Rätsel.

In der offiziellen Erklärung heißt es, dass Travolta „sich nicht in eine Schublade einordnen lässt“ – eine ganze Kommode voller erfolgreicher Filme gab es im letzten Jahr für den Scientologen allerdings nicht. Schön und gut, denn in seiner fast 40-jährigen Karriere hat er alles mit sich machen lassen. Als Jüngling tanzte und sang er sich in die Herzen der Damen, machte danach einen Comedy-Abstecher in die Welt sprechender Kleinkinder und seitdem ballert er sich regelmäßig auf höchstem Niveau durch unterschiedlichste Filmgenre – ein echtes Multitalent. Mal im Ernst: eine gewisse Qualität und Vielseitigkeit als Schauspieler kann bei Travolta ab und zu erahnt werden, aber ist er deswegen gleich der beste internationale Schauspieler des Jahres 2010? Der gute Mann hat in den letzten Jahren kaum sehenswerte Filme zu Stande gebracht und dafür wird er jetzt auch noch ausgezeichnet. Dann bekommt „Das A-Team“ sicher auch den Oscar als bester Film.

Die hohe Kunst des Films

2000 produzierte Travolta „Battlefield Earth“ und übernahm unglücklicherweise auch noch die Hauptrolle. Dieser Film war so schlecht, dass er 2001 gleich in sieben Kategorien- in einer sogar zweimal – für die Goldene Himbeere nominiert war und diese allesamt gewann. Für dieses Werk erhielt Travolta 2010 auch gleich noch die Auszeichnungen für den schlechtesten Schauspieler und den schlechtesten Film des Jahrzehnts. 2007 verfiel er sogar nochmal mit „Hairspray“ in alte Sing-Sang-Zeiten. Auch wenn dieser Film durchaus gute Kritiken erhielt, wäre die Bezeichnung als Karrierehöhepunkt eine Frechheit.

Die Jury entscheidet

Also warum hat sich die Jury der Fernsehzeitung Hörzu dann dafür entschieden ihn auszuzeichnen? Gab es keinen Besseren? Ein Ziel der Axel Springer AG, dem Veranstalter und Stifter des Preises, ist es Preisträger zu küren, die ihre vergoldete Kamera auch persönlich entgegen nehmen – und genau dies könnte die Erklärung für dieses Travolta-Mysterium sein. Es ist nicht schwer sich vorzustellen, wie die Jury sich durch Hollywood telefoniert, um irgendeinen Schauspieler zu finden, der freiwillig Anfang Februar nach Berlin reisen möchte. Da sagen sicher nicht viele zu – außerdem haben die Jurys der letzten 45 Jahren schon fast jeden lebenden Schauspieler ausgezeichnet.

Ein glückliches Ende

Zum Glück schwebt nun mit John Travolta – der auf seiner Website immer noch mit seinem Kassenschlager Grease aus den Achtzigern wirbt – ein irgendwann mal erfolgreich gewesener und irgendwie bekannter Schauspieler nach Berlin, um sich seine Ehrung abzuholen. Somit ist die Persiflage großer amerikanischer Preisverleihungen namens Goldene Kamera wieder um ein international bekanntes Gesicht reicher. Glückwunsch.

<h3>Martin Kisza</h3>

Martin Kisza