Kulturprogramm nach Japan-Beben

von | 28. März 2011

Der RBB-Sender Radio Eins reagierte am vergangenen Mittwoch schnell auf das Erdbeben in Japan und organisierte eine zweistündige Lesung des Theaterstücks "Die Physiker". Mit dabei: zahlreiche Prominente, die aufgrund der aktuellen Nachrichten an der Lesung teilnehmen wollten.

Die Lesung des Theaterstücks im Abendprogramm des 23. März 2011 erwies sich für Radio Eins als gelungene Idee. „Bis auf eine Mail sind bislang alle Reaktionen durchweg positiv und zwar überschwänglich, sowohl von Hörern als auch aus dem Kollegenkreis“, sagte Ilona Marenbach, Wortchefin von Radio Eins.

Gemäß der landläufigen Meinung ist eine Lesung über zwei Stunden im Radio eigentlich unmöglich. Doch dieses ungeschriebene Gesetz verliert in manchen Sendern immer mehr an Geltung. „Wir haben eine langjährige Erfahrung mit Hörspielen, zum Beispiel mit Hörspielen, die wir in der Adventszeit ausstrahlen sowie mit dem Radio-Tatort und wissen, dass Radio-Eins-Hörer dies gut finden“, erklärte Marenbach. Zu den Stärken des Senders zählt sie, verlässlich zu überraschen und wenn es das Thema hergibt, auch das normale Format zu durchbrechen.

Prominente Leserbesetzung bei Radio Eins

Die Idee zu der Aktion am vergangenen Mittwoch hatten der deutsche Schriftsteller und Journalist Benjamin von Stuckrad-Barre und Christian Ulmen, Schauspieler und Moderator. Da die aktuelle Bedeutung der Ereignisse in Japan so immens ist, war die Redaktion sofort begeistert.

Ulmen und Stuckrad-Barre hatten dann ebenfalls die Idee zu der prominenten Besetzung. Sie übernahmen selbst den Part des Physikers Möbius und der Nebenrollen. Die beiden anderen Wissenschaftler Einstein und Newton wurden von Michi Beck, Mitglied der Band „Die Fantastischen Vier“, und dem Techno-DJ Westbam gelesen. Das Projekt unterstützten auch CDU-Politiker Jörg Schönbohm als Inspektor Voß und Hajo Schumacher, Journalist und Autor, als Erzähler.

Worum ging’s da noch gleich?

Ein kleiner Exkurs zur Erinnerung: „Die Physiker“ spielt in einer Irrenanstalt. Dürenmatts Werk ist gezeichnet von dem damals herrschenden Kalten Krieg. Der Ost-West-Konflikt gipfelte dann 1962 in der Kubakrise, die beinahe in einem katastrophalen Atomkrieg endete. So hat in dem Stück der Wissenschaftler Möbius ebenfalls eine große Entdeckung gemacht, erkennt aber die Gefahr und lässt sich einweisen. Die Ärztin kann ihn überlisten und reißt mit seiner Erfindung die Weltherrschaft an sich. Die Moral: „Was einmal gedacht wurde, kann nicht mehr zurückgenommen werden.“ Damit unterstreicht Möbius die unheimliche Gefahr, die von der Wissenschaft ausgeht – eine Erkenntnis damals so aktuell und beängstigend wie heute.

Radio Eins gehört zum Rundfunk Berlin-Brandenburg, ist nach Antenne Brandenburg das zweiterfolgreichste Hörfunkprogramm des RBB. Im letzten Jahr wurde die Radio-Eins-Sendung „Der Schöne Morgen“ mit dem Deutschen Radiopreis als beste Morgensendung Deutschlands ausgezeichnet.

<h3>Lorena Gasteyer</h3>

Lorena Gasteyer