Die kuriosesten Berufe der Welt

Traumberuf verfehlt? Geld verdienen mit Keuschheit oder professionellem Menschen schubsen

von | 5. Juli 2024

Nicht jeder hat das Zeug zum Arzt. Doch irgendwie muss jeder Geld verdienen. Hier sind einige der ungewöhnlichsten Berufe aus Vergangenheit und Gegenwart.

Wer von uns hat nicht davon geträumt, Feuerwehrmann, Sänger, Schauspieler oder Tierarzt zu werden? Doch je älter wir werden, desto weiter rückt dieser Kindheitstraum in die Ferne. Stattdessen finden wir uns in Studiengängen oder Ausbildungen wieder, die mit unserem Traumberuf kaum etwas zu tun haben. Aber keine Sorge, wir sind nicht allein! Die folgenden Damen und Herren wissen genau, wovon die Rede ist. Sie haben ein Jobangebot der etwas anderen Art angenommen. Hier sind ein paar der kuriosesten Berufe aus der Vergangenheit und Gegenwart.

Ansteher

Der Beruf des Anstehers ist einer der kuriosesten und gleichzeitig praktischsten Jobs der modernen Welt. Ansteher werden dafür bezahlt, in langen Warteschlangen zu stehen, um für ihre Kunden einen Platz zu reservieren oder ein begehrtes Produkt zu ergattern. Ob es sich um das neueste Smartphone, den Verkauf von Konzertkarten oder den Zugang zu exklusiven Veranstaltungen handelt – ein Ansteher übernimmt die lästige Aufgabe des Wartens.

Diese Dienstleistung ist besonders in Großstädten wie New York City oder Los Angeles angesagt, wo die Nachfrage nach limitierten Produkten und Veranstaltungen hoch ist. Das Geschäft als „Line Sitter“ hat sich als so profitabel erwiesen, dass mittlerweile professionelle Agenturen entstanden sind. Namen wie „In Line 4 You“, „Line Angel“ oder „Skip the Line“ bieten ihre Dienste an und vermitteln Ansteher bequem per App. Auch in Europa verbreitet sich dieser ungewöhnliche Beruf immer mehr.

Leichenfriseur

In der Fachsprache werden sie auch als Thanatopraktiker bezeichnet. Sie sind Spezialisten in der Thanatopraxie, einem Fachbereich der Bestattungsdienste, der sich auf die hygienische Versorgung, Konservierung und ästhetische Wiederherstellung von Verstorbenen konzentriert. Diese Arbeit, die zunächst einen sehr ungewöhnlichen Eindruck macht, hat jedoch weitreichende Bedeutung. Thanatopraktiker sorgen dafür, dass Verstorbene würdevoll aufgebahrt werden und unterstützen so die Hinterbliebenen in ihrer Trauerbewältigung.

Sie reinigen und desinfizieren den Körper des Verstorbenen, um die Verbreitung von Krankheitserregern zu verhindern. Sie verwenden spezielle Konservierungsmethoden, wie z.B. die Einbalsamierung, um den Verwesungsprozess zu verlangsamen. Außerdem rekonstruieren sie beschädigte Körperteile und verbessern das äußere Erscheinungsbild des Verstorbenen, um eine natürliche und friedliche Erscheinung zu gewährleisten. Dies umfasst die Anwendung von Kosmetik, das Kämmen der Haare und das Ankleiden des Verstorbenen. Sie arbeiten eng mit Bestattungsunternehmen zusammen, um sicherzustellen, dass alle Wünsche und Anforderungen der Familie des Verstorbenen erfüllt werden. Dies umfasst auch die Vorbereitung des Verstorbenen für den Transport und die Aufbahrung.

In Deutschland erfolgt die Ausbildung zum Thanatopraktiker meist durch spezialisierte Bildungseinrichtungen oder als Weiterbildung für bereits ausgebildete Bestatter. Voraussetzungen für diesen Beruf sind umfassende Kenntnisse in Anatomie, Chemie, sowie praktische Fähigkeiten in der Anwendung von Einbalsamierungstechniken und kosmetischer Behandlung. Da sie häufig mit trauernden Angehörigen arbeiten, sind Einfühlungsvermögen und gute kommunikative Fähigkeiten zudem essenziell.

Abtrittsanbieter

Wer heute vor Schamgefühl fast umfällt, wenn er sein Geschäft aufgrund einer nicht in der Nähe befindlichen Toilette in den nächstgelegenen Busch machen muss, der wäre im 18. Jahrhundert nicht gut aufgehoben gewesen. Denn um diese Zeit war es in Europa üblich, sein Geschäft an Mauern, auf Treppen, in Hinterhöfen oder direkt auf der Straße zu verrichten. Als der Gestank jedoch nicht mehr zu ertragen war, erließen verschiedene Behörden Vorschriften, die öffentliches Urinieren und Koten unter Strafe stellten. Hier kamen die Abtrittsanbieter ins Spiel.

Auf Märkten oder Messen stellten sie mobile Toiletten oder abgeschirmte Plätze zur Verfügung, wo die Besucher ihre Notdurft verrichten konnten. Diese Einrichtungen bestanden oft aus einfachen Konstruktionen wie großen Umhängen, die Privatsphäre gewährleisten sollten, unter denen sich ein Eimer zur Erleichterung befand. Durch lautstarkes Rufen und Anbieten ihrer Dienste erinnerten sie die Marktbesucher an die Möglichkeit, ihre Notdurft diskret zu verrichten. Diese Praxis war besonders auf belebten Märkten und während großer Veranstaltungen wichtig. Um die Geruchsbelästigung zu minimieren, mussten die Abtrittsanbieter, welche überwiegend Frauen waren, ebenfalls für eine regelmäßige Ausleerung und Reinigung der Abtrittsplätze sorgen.

Mit der Einführung moderner Kanalisation und Abwassersysteme im 19. Jahrhundert verschwand diese Berufsgruppe allmählich.

Glückskeksautor

Falls Sie gerne schreiben und über zahlreiche Weisheiten verfügen, die Sie schon immer mit der Welt teilen wollten, dann versuchen Sie sich doch als Glückskeksautor. Der Glückskeksautor ist für das Verfassen der kurzen Nachrichten verantwortlich, die in Glückskeksen versteckt sind. Diese Texte müssen inspirierend, positiv und leicht verständlich sein. Der Autor arbeitet oft eng mit Glückskeksherstellern und Verlagen zusammen, um sicherzustellen, dass die Botschaften korrekt gedruckt und in die Kekse eingefügt werden. Die Botschaften in den Keksen müssen zudem regelmäßig aktualisiert und angepasst werden, um sicherzustellen, dass sie zeitgemäß und relevant bleiben.

Viele Glückskeksautoren haben einen Hintergrund im Schreiben, Journalismus oder in der Werbung. Sie arbeiten oft freiberuflich oder für Unternehmen, die Glückskekse herstellen. Der Beruf erfordert eine Kombination aus sprachlicher Präzision, kreativer Vorstellungskraft und kulturellem Feingefühl. Ein Glückskeksautor spielt eine wichtige Rolle dabei, den kleinen Moment des Glücks oder der Reflexion zu schaffen, den Menschen erleben, wenn sie einen Glückskeks öffnen. Diese Botschaften können ein Lächeln auf das Gesicht eines Menschen zaubern oder einen Moment der Inspiration bieten.

Vestalin

Die Vestalin war eine Priesterin im antiken Rom, die dem Kult der Vesta – der Göttin des Herdfeuers und des häuslichen Glücks – diente. Der Kult war einer der wichtigsten und angesehensten in der römischen Religion. Die wichtigste Aufgabe der Vestalinnen war es, das heilige Feuer im Tempel der Vesta auf dem Forum Romanum ständig brennen zu lassen. Dieses Feuer symbolisierte das ewige Leben Roms, und sein Erlöschen wurde als schlechtes Omen angesehen.

Die Kuriosität beziehungsweise Besonderheit dieses Berufes lag darin, ein Gelübde der Keuschheit abzulegen und für die Dauer ihres 30-jährigen Einsatzes einzuhalten.  Für viele heutzutage ist das sicherlich eine Unvorstellbarkeit. Doch die Einhaltung dieses Gelübdes galt damals als essenziell für das Wohl und die Sicherheit Roms. Wer jetzt denkt, kurioser geht es kaum, dann aufgepasst: Wenn eine Vestalin ihr Keuschheitsgelübde brach, wurde sie nach römischem Gesetz lebendig begraben. Der Mann, mit dem sie das Gelübde gebrochen hatte, wurde in der Regel zu Tode gepeitscht.

Die Ausbildung zur Vestalin dauerte zehn Jahre, gefolgt von zehn Jahren Dienst und zehn Jahren Lehre der neuen Priesterinnen. Um eine Vestalin zu werden, musste man jedoch einige Kriterien erfüllen: Ausgewählt wurden Mädchen zwischen sechs und zehn Jahren, welche eine gute körperliche Gesundheit vorweisen konnten. Zusätzlich mussten beide Eltern am Leben sein und einen ehrbaren Beruf ausüben. Wenn alle Voraussetzungen erfüllt waren, wurde eine neue Vestalin durch den Pontifex Maximus, das Oberhaupt der römischen Priesterschaft, ausgewählt.

Kondomtester

Der wohl erregendste Job der Welt: Kondomtester. Der Vorteil: Sie bekommen die Gelegenheit, Ihren Arbeitstag flexibel zu gestalten. Arbeiten also immer dann, wenn man gerade Lust darauf hat. Natürlich müssen Kondome bereits in der Herstellung zahlreiche Prüfungen, wie Dehnungs- und Aufblastests überstehen, aber am Ende müssen sie auch im echten Leben überzeugen.

Der Kondomhersteller „Durex“ suchte vor einigen Jahren Freiwillige, um ein neues Modell ausgiebig zu testen und zu bewerten. Die Bezahlung? Nun, für diesen harten Job gab es kein Geld, aber dafür reichlich Gratis-Kondome.

Oshiya

„Oshiya“ ist japanisch und bedeutet so viel wie „Pusher“ oder „Drücker“. Deren Hauptaufgabe ist es, sicherzustellen, dass alle Fahrgäste in den Zug einsteigen können, selbst wenn dieser bereits voll erscheint. Keine besonders kuriose Aufgabe, würde man meinen. Doch die Züge in Japan sind teilweise so überfüllt, dass sich deren Türen nicht mehr schließen lassen. An dieser Stelle kommen die Pusher ins Spiel. Sie drücken die Fahrgäste dafür vorsichtig aber entschlossen in den Zug, damit sich die Türen schließen lassen. Dabei achten sie darauf, dass kein Fahrgast beim Ein- oder Aussteigen verletzt und Kleidung sowie Gegenstände nicht eingeklemmt werden.

Was in Deutschland als vollkommen absurd angesehen und nahezu unvorstellbar wäre, ist für die Japaner jedoch so normal, dass es für diesen Job mittlerweile Fortbildungen gibt. Der Beruf des Pushers entstand bereits in den 1960er Jahren, als die Pendlerzahlen in Tokio dramatisch anstiegen. Heutzutage gibt es Pushers vor allem an besonders stark frequentierten Stationen und während spezieller Ereignisse, wenn ein höheres Passagieraufkommen erwartet wird. Durch ihre Arbeit tragen Pushers zur Pünktlichkeit und Effizienz des Zugverkehrs bei. In einem Land, in dem Züge für ihre Pünktlichkeit bekannt sind, ist dies ein wesentlicher Beitrag zum reibungslosen Ablauf des öffentlichen Verkehrs.

Nyotaimori

Auch dieser kuriose Job kommt aus Japan und ist eine traditionelle japanische Praxis, bei der Sushi oder Sashimi auf dem nackten Körper einer Frau serviert wird. Der Begriff „Nyotaimori“ bedeutet wörtlich „Frauenkörper-Präsentation“. Diese Praxis ist auch als „Body Sushi“ bekannt und wird oft als exotische und luxuriöse Erfahrung betrachtet.

Eine der wichtigsten Aufgaben ist die Vorbereitung und Einhaltung strenger Hygienestandards. Die Dame muss sich gründlich reinigen und oft kalt duschen, um die Körpertemperatur zu senken und das Wachstum von Bakterien zu verhindern. Während der Veranstaltung muss die Nyotaimori-Dame absolut still liegen, oft für mehrere Stunden, um den Gästen das Sushi stilvoll und ohne Unterbrechung zu präsentieren. Sie darf sich nicht bewegen, um das Arrangement nicht zu stören. In diesem Beruf sind Professionalität und Diskretion entscheidend. Die Dame muss sich respektvoll verhalten und eine gewisse Distanz zu den Gästen wahren. In vielen Fällen wird sie von einer Agentur oder einem speziellen Dienstleister angestellt und geschult. Nyotaimori arbeiten zudem eng mit den Sushi-Köchen zusammen, um sicherzustellen, dass das Sushi ästhetisch ansprechend und sicher auf ihrem Körper arrangiert wird. Dies kann die Abstimmung der Körperhaltung und Position der Dame beinhalten.

Nyotaimori ist nicht unumstritten und wird oft wegen der Objektifizierung des weiblichen Körpers kritisiert. In einigen Kulturen und Kontexten wird die Praxis als respektlos und entwürdigend angesehen. In Japan jedoch stellt dieser Beruf eine tief verwurzelte kulturelle Tradition dar, der mit Respekt und Ehre ausgeübt wird.

Text: Emma Theuring, Titelbild: Melanie Pongratz 

<h3>Emma Theuring</h3>

Emma Theuring

ist 20 Jahre alt und studiert derzeit im 4. Semester Medienmanagement an der Hochschule Mittweida. Bei medienMITTWEIDA engagiert sie sich als Redakteur seit dem Sommersemester 2024