Experte rät Buchhändlern von E-Book-Readern ab

von | 22. März 2012

Das Nutzungsverhalten von Büchern ändert sich immer schneller und wird zunehmend digital. Auch die Buchmesse Leipzig setzte sich mit dem Thema E-Books auseinander. Wie alle klassischen Medien müssen sich die […]

Das Nutzungsverhalten von Büchern ändert sich immer schneller und wird zunehmend digital. Auch die Buchmesse Leipzig setzte sich mit dem Thema E-Books auseinander.

Wie alle klassischen Medien müssen sich die Buchverlage und damit die Buchhändler mit der Digitalisierung auseinander setzten. Das Thema war deshalb einer der Schwerpunkte auf der Leipziger Buchmesse 2012, die vom 15. bis 18. März stattfand. Viele Unternehmen präsentierten E-Books, E-Reader oder neue Apps für Tablets und Smartphones. Ein „Digitalisierungsguide“ wies die Besucher zudem auf alle Aussteller und Veranstaltungen hin, die sich mit digitalen Themen beschäftigten.

Apps als neuer Vertriebsweg

Mit einem Weltrekordversuch im E-Book-Staffel-Lesen hatte „Skoobe“ versucht, möglichst viele Leute auf sich aufmerksam zu machen. „Skoobe“ ist eine Bibliotheks-App, die es dem Nutzer ermöglicht, Bücher auszuleihen, zu sortieren und offline zu lesen. Manfred Queißer, Buchhändler und Referent auf dem Fachforum der Buchmesse kritisierte die Neuentwicklung scharf: „Beide Verlage graben das Grab für Buchhandlungen, die sie jetzt beliefern.“ Die Idee zu „Skoobe“ wurde von den Verlagsgruppen „Bertelsmann“ und „Georg von Holtzbrinck“ gemeinsam entwickelt und schließlich umgesetzt.

Tatsächlich ist es so, dass die Verlage sich durch solche Programme eine Vertriebsmöglichkeit aufbauen, bei der sie die klassischen Buchhandlungen und Bibliotheken nicht mehr benötigen. Der Endkunde bekommt die E-Books über die App direkt vom Verlag. Dies ist nicht nur bei Bibliotheks-Apps wie „Skoobe“ so, sondern auch bei anderen mobilen Anwendungen, die E-Books zum Kauf anbieten. Die klassischen Vertriebswege werden so nicht mehr benötigt.

Verkauf von E-Books im stationären Buchhandel

Bei den Buchhändlern herrscht Unsicherheit, wie sie der neuen Technik begegnen sollen. Manfred Queißer riet in seinem Vortrag „Verkauf von E-Books im stationären Buchhandel“ vom Verkauf der E-Reader in Buchhandlungen ab. Die Verkäufer müssten sich mit der Handhabung der Geräte gut auskennen, da Kunden auch mit technischen Problemen in die Buchhandlungen zurück kommen. Dies ist seiner Meinung nach zu aufwendig. Eine Zuhörerin berichtete allerdings von positiven Erfahrungen mit dem Verkauf von E-Readern.

Auch große Buchhandelsketten wie Thalia setzten auf das Komplettangebot und bieten dem Kunden sowohl das digitale Buch, als auch das dazugehörige Lesegerät an. Es ist wichtig, ein möglichst großes Sortiment anbieten zu können, schließlich verkaufen mittlerweile auch Elektronikmärkte Bücher. Queißer gibt zu: „Ich brauche keine Buchhandlung, um E-Books zu kaufen.“ Die einzige Stärke, die die Buchhandlungen gegenüber der Konkurrenz haben, ist die umfassende Beratung zum Buch. Kommen die digitalen Bücher zunehmend auf den Markt, muss diese Beratung zwangsläufig auch auf digitale Bücher und deren Lesegeräte ausgeweitet werden.

Ob sich E-Books gegenüber dem gedruckten Buch tatsächlich durchsetzen und ob dadurch ein Sterben kleiner Buchhandlungen droht, bleibt abzuwarten. Die Aussteller der diesjährigen Buchmesse nutzten allerdings abermals wenig Ausstellungsfläche zur Präsentation digitaler, neuer Geschäftsmodelle. Es ist aber zu erkennen, dass sich viele Unternehmen immerhin mit dem Thema Digitalisierung beschäftigen und diese neue Entwicklung ernst nehmen.

Text: Elisabeth Stiehler, Bilder: Lisa Limbach, Bearbeitung: Marcus Kaufmann.

<h3>Elisabeth Stiehler</h3>

Elisabeth Stiehler