„Onkel Raab“ ist abgeschrieben. Bei ihrem neuen Album „Crystal Sky“ ist Lena Meyer-Landrut jetzt ihr eigener Chef. Wir haben reingehört und erklären, ob die „Traffic Lights“ damit für sie auf grün oder rot stehen.
Lena Meyer-Landrut
Geboren: 23. Mai 1991
Größter Erfolg: Sieg beim Eurovision Song Contest 2010mit dem Titel „Satellite“
Wohnt in: Hannover und Köln
Aktuelles Album: Crystal Sky
Aktuelle Single: Traffic Lights
Genre: Electro Pop
Auf neuen Straßen
Schluss mit dem erdigen Wüstensound, hymnischem Neofolk und dem Zirkusklingeling aus dem dritten Album! Lenas neue Platte klingt anders. Die Songs sind elektronischer geworden und lassen erhören, wie Lena sich aktuell musikalisch definiert. Der neue Klang ist geprägt von Clubsounds, Dubstep-Elementen und Retroeffekten aus dem Rechner: elektronischer, basslastiger, experimenteller, tanzbarer klingt sie. Beim Erwachsenwerden (zumindest musikalisch) hat sich Lena an verschiedenen Orten inspirieren lasse: Berlin, London und Los Angeles prägen das vierte Album „Crystal Sky“. Klares Zeichen: Lena will sich entwickeln. Man meint, sie wolle auf dem neuen Album weniger das machen, was zu ihr als Künstlerin passt – sondern vielmehr das, was sie auch selbst gerne hört.
Offensichtlich. Stefan Raabs ehemaliger Schützling steht nämlich total auf die Musik der Britin Ellie Goulding. Also hat Lena sich unter anderem mit dem Produzententeam BIFFCO zusammengetan, das schon Sia und Ellie Goulding massentaugliche Lieder verpasst hat. Das wird vorallem bei der Lead-Single „Traffic Lights“ deutlich. Würde nicht Lenas Name neben dem eingängigen Elektro-Werk stehen, könnte es auch der erfolgreichen UK-Sängerin zugeordnet werden. Damit steigt nun auch Lena Meyer-Landrut auf den Erfolgszug „Elektro-Beats“ auf, mit dem Künstler derzeit so gut fahren.
Grünphase…
Der Opener “The Girl” zeigt deutlich, worauf es Lena auf ihrem neuen Longplayer ankommt. In ein Synth-Bett werden einzelne Piano-Akkorde gestreut. Die Dramatik steigert sich zum Refrain hin und wird von synthetischen Streichern unterstützt, bis das ganze Soundgebilde schließlich mit Sätzen wie “Desperate to break away”, unterlegt von einem epischen Chor, explodiert. Kein schlechter Anfang! Leider zugleich das beste Stück der Platte.
…und dann kommt der Sekundenschlaf
Wenn man denkt, es geht nicht noch getragener, noch düsterer, drängt das Klavier-Intro von „Keep On Living“ hervor. Auch hier kommt der Chor mit feierlichen „Aaah’s“ zum Einsatz. Nichts mehr mit „Satellite“ und Kaugummi-Pop, dafür ist das Stück viel zu verwachsen. Dennoch ist es ohne Höhen und Tiefen wenig einprägsam. Der einzige Song, auf dem Lena als Sängerin wirklich überzeugen kann, ist die Vorzeige-Ballade des Albums „Sleep now“. Die Führung übernimmt eine Akustikgitarre, eingebettet in Synthesizer-Wattebausche. Einlullend und langweilig.
Wie Goulding, nur ohne Substanz
Das neue Album ist für Lena ein nachvollziehbarer Schritt nach vorne und handwerklich einwandfrei durchgezogen. Für ein wirklich in Erinnerung bleibendes Werk fehlt es “Crystal Sky” aber noch an Substanz. Auch wenn die Platte international produziert ist – in einem Meer aus ähnlichen Hochglanz-Electro-Pop-Produktionen schlägt sie nicht die höchsten Wellen.
99drei Radio Mittweida hat „Crystal Sky“ ebenfalls getestet:
[soundcloud url=“https://api.soundcloud.com/tracks/208130597″ params=“color=ff5500&auto_play=false&hide_related=false&show_comments=true&show_user=true&show_reposts=false“ width=“100%“ height=“166″ iframe=“true“ /]
Text: Tiffany Zimmermann, Audio: 99drei Radio Mittweida, Beitragsbild: Ⓒ Nicolas Kantor. Bearbeitung: Christine Wolf. Foto im Text: Ⓒ Aktiv | Oslo.no unter CC BY-NC-ND 2.0. Bearbeitung: Tiffany Zimmermann.