Eine Welt ohne Internet ist heute für viele unvorstellbar. Die jetzige Generation ist die erste Generation, die von Geburt an mit einer digitalen Welt konfrontiert wird. Oftmals wird eine digitale Spur hinterlassen, bevor ein Individuum sprechen oder gehen kann. Was Eltern lustig, niedlich oder einfach mitteilungsdürftig finden, ist Kindern oftmals später peinlich. Neben dem Schamgefühl werden auch die Persönlichkeitsrechte von Kindern bei solch einer Veröffentlichung tangiert. Luise Meergans beschäftigt sich seit Jahren mit dieser Thematik und erklärt uns ihre Sichtweise.
Das ist natürlich ein Teil eines Prozesses, der generell Aufgabe des Elternhauses sein muss und auch die des familiären und pädagogischen Umfeldes. Es ist ein Zusammenspiel aller Instanzen, die mit dem Kind zu tun haben. Das heißt, ich muss mein Kind so erziehen, dass es in einer mediengeprägten Welt klarkommt und dann kann ich ihm auch irgendwann klar machen, was es denn eigentlich bedeutet, wenn ein Foto im Internet landet. Und wenn es ein Bild ist, bei dem ich mir vorstelle, dass ihm das auch später zum Verhängnis werden könnte, dann sollte ich erst gar nicht auf die Idee kommen, mit dem Kind darüber zu reden, ob es ins Internet gehört oder nicht. Sondern es geht da wirklich eher um Bilder, wo man sagt: ,,Guck mal das find ich total lustig, hier hüpfst du hoch und lachst dabei. Findest du das auch schön? Und wollen wir das irgendwie online stellen, so dass das meine Freunde und deine Großeltern sehen können?“ Und dann sagt das Kind eben ja oder nein. Man kriegt auch bei kleinen Kindern überraschend konkrete Antworten. Man merkt, Kinder haben ein Gefühl dafür, was da denn eigentlich passiert. Und dass da Momente festgehalten werden, wo sie vielleicht gar nicht möchten, dass das festgehalten wird. Es geht da wirklich einfach darum, mit dem Kind von klein auf im Gespräch zu sein.