Elektromobilität

Lohnt sich ein E-Auto als Student?

von | 27. Januar 2023

Neben CO2-Ersparnissen steht E-Mobilität für geringe Kilometer-Kosten. Die Anschaffungskosten hingegen bereiten eher Sorgen.

Die Mobilitätswende rückt immer näher. Allein im vergangenen Jahr wurden laut Kraftfahrt-Bundesamt knapp eine halbe Million reine E-Autos in Deutschland zugelassen. Aber kann man sich das als Student überhaupt leisten, oder fährt man mit den Verbrenner-Boliden günstiger? Hendrik, ein Student der Hochschule Mittweida, fährt schon fast zwei Jahre elektrisch. Im Interview mit medienMITTWEIDA erzählt er, wie er mit seinem e-Golf durch den Alltag düst und dabei noch reichlich Geld spart.

Ein E-Auto soll es sein!

Das war für Hendrik ziemlich schnell klar: „Ich habe mir überlegt, wie oft ich denn überhaupt hin und her pendeln muss. Da lohnen sich die Öffis für mich nicht wirklich“. Er fährt dreimal die Woche mit seinem e-Golf von Chemnitz nach Mittweida. Als Student versucht er auch sonst immer möglichst nachhaltige Entscheidungen zu treffen. „Ich will so umweltschadensarm wie nur möglich sein.“ 

Zudem hat sich Hendrik seit seinem Kauf auch einige Zusatzkosten gespart. Normalerweise ist jährlich eine Steuer, basierend auf dem Hubraum des Autos, fällig. „Die muss ich beispielsweise gar nicht bezahlen mit einem E-Auto.“ Das E-Kennzeichen am Auto bietet auch noch einige andere Vorteile. Wer 2023 ein E-Auto neu kauft, erhält Boni bis zu 6750 Euro. Auch beim Kauf eines batteriebetriebenen Gebrauchten kann das der Fall sein, soweit der Vorbesitzer diese Umweltprämie nicht selbst eingelöst hat. „Zum anderen gäb’s auch noch die THG-Prämie“, sagt Hendrik. Dabei kaufen Firmen den niedrigen CO2-Ausstoß von Privatleuten auf, um ihre eigenen Statistiken zu komprimieren.

Was ist THG?

THG steht für Treibhausgas. Laut ADAC können Privatleute in Deutschland davon profitieren, wenn sie Halter eines E-Autos sind. Das liegt daran, dass Mineralöl-Unternehmen die jährliche Treibhausgasminderungsquote einhalten müssen.

Diese besagt, dass jene Unternehmen ihren CO2-Ausstoß von Jahr zu Jahr um einen bestimmten Prozentsatz senken müssen. 2023 liegt der Prozentsatz bereits bei acht Prozent.

Um diese Zahl zu erreichen, kaufen sich Unternehmen gebündelt Zertifikate über einen Zwischenhändler. Halter eines E-Autos können sich bei so einem Anbieter melden. Dazu muss man lediglich mit Hilfe des Fahrzeugscheins nachweisen, dass man tatsächlich im Besitz eines solchen Wagens ist.

Als Prämie kann man mit einer jährlichen Summe von circa 250€ bis 350€ rechnen. Der ADAC warnt aber vor Abzocke. Man solle sich vor Abschluss eines solchen Handels die AGB gründlich durchlesen. Manche Anbieter zahlen die Prämien dann nicht aus und behalten 100 Prozent des Erlöses für sich.


„Früher konnte ich auch teilweise kostenlos an Ladestationen stehen“, erzählt Hendrik. Heutzutage sind nahezu alle Ladestationen kostenpflichtig, aber das kann Hendrik trotzdem zu seinem Vorteil nutzen. „Ich kann mich auf dem Parkplatz an eine Langladesäule stellen. Dann muss ich den Parkpreis nicht extra bezahlen und habe mein Auto gleich wieder etwas geladen.“ In einigen Kommunen Deutschlands gibt es übrigens nach wie vor
kostenlose Parkplätze für E-Autos.

Lang- und Schnellladesäulen

Langladesäulen sind herkömmliche Ladestationen für E-Autos, deren Ladeleistung unter 50 Kilowatt liegt. Die meisten E-Autos benötigen für eine volle Aufladung zwischen zwei und zehn Stunden. Das hängt neben der Leistung der Ladesäule, auch von der Ladeleistung des Fahrzeuges ab.

Schnellladestationen, oder auch Schnellladesäulen, haben deutlich kürzere Ladezeiten als herkömmliche Stationen, sind aber auch kostspieliger. Sie laden mit einer Mindestleistung von 50 Kilowatt. Ultra-Schnellladesäulen können sogar Leistungen über 150 Kilowatt erreichen, diese gibt es aber nur sehr selten in Deutschland. Zudem geben nur die wenigsten E-Autos, wie zum Beispiel der Porsche Taycan, eine solch immense Ladeleistung her. Ab 80 Prozent sollte man aber mit dem Laden aufhören. Bei so einem hohen Akkustand verlangsamt das Auto selbst die Ladeleistung. Das schützt die Batterie vor dem Überhitzen. Die letzten 20 Prozent dauern dadurch nicht nur länger, sondern kosten auch meist etwas mehr.

Der Weg zur Uni und die Ladesäule – ist das denn nicht umständlich?

„Das Auto nutze ich eigentlich nur für den Weg zur Uni und die Umgebung hier um Chemnitz“, sagt Hendrik. „Weitere Strecken fahre ich dann immer mit der Bahn, das lohnt sich einfach sonst nicht und ist auch etwas umständlich.“ Für ihn ist das Auto innerhalb der Stadt am besten aufgehoben, aber er hat sich auch schon mal weiter hinaus gewagt. „Mein Maximum war eine komplette Rundreise durch Deutschland. Da muss man aber auch viele Ladestopps einkalkulieren.“

Apropos Ladestopps, in Mittweida gibt es insgesamt drei Ladesäulen. In ganz Deutschland gibt es laut Bundesnetzagentur über 60.000 gewöhnliche Ladesäulen und 11.000 Schnellladestationen. Stand Oktober letzten Jahres gibt es in Deutschland insgesamt 840.000 zugelassene E-Autos. Die meisten fahren übrigens in Wolfsburg, dem Hauptsitz der Volkswagen AG.

An der Zimmerstraße in Mittweida gibt es zwei Anschlüsse für Elektro-Autos. Die Säulen sind nur wenige 100 Meter von der Hochschule entfernt. Bild: Benjamin Pohl

Zudem gibt es, nicht nur in Mittweida, auch an seiner Hochschule einige Ladestationen, erklärt Hendrik. „Die sind aber nur für einige Mitarbeiter freigegeben.“ Das findet der Student etwas schade. „Die sind eigentlich nie voll besetzt hier in Mittweida.“ In Chemnitz kann er sich wiederum über ein solide ausgebautes Netz freuen. „Da habe ich viel mehr Möglichkeiten auch innerhalb der Stadt. Man hat natürlich trotzdem manchmal das Problem, dass die Ladesäulen schon besetzt sind.“

Hendrik umgeht diesen Klinsch um die Ladeplätze aber mittlerweile. „Ich lade mein Auto von zu Hause aus. Das lohnt sich für mich tatsächlich, weil ich sowieso wenig Strom verbrauche und deshalb einen guten Strom-Tarif habe.“ Dafür hat er sich ein extra Kabel zugelegt. „Ich muss das Auto dann vielleicht zweimal die Woche überhaupt laden.“ An einer herkömmlichen Ladestation würden ihn 250 Kilometer normalerweise rund 13 Euro kosten. „Zuhause spare ich dann nochmal mehr. Der Kilometer kostet mich damit weniger als die Hälfte des Verbrenner-Preises.“

Wie umweltfreundlich fahre ich eigentlich wirklich?

Wie viel CO2 wird beim Fahren gespart? Ein herkömmlicher Golf 7, der Verbrenner-Bruder zu Hendriks e-Golf, stößt durchschnittlich elf Kilogramm Kohlenstoffdioxid bei einer Strecke von 100 Kilometern in die Luft. Wählt man aber ein Modell mit etwas mehr PS unter der Haube, sind das schnell 15 oder mehr Kilogramm. Ein einziger Golf 7 stößt im Jahr, bei einer Fahrleistung von 20.000 Kilometern, demzufolge 2,2 Tonnen CO2 aus. Bei 470.000 neuen E-Autos im Jahr 2022 wäre das dann eine theoretische Ersparnis von circa einer Million Tonnen Kohlenstoffdioxid. In ganz Deutschland werden im Jahr insgesamt 675 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen.

Ist das E-Auto vollkommen grün? Die Batterien der Elektro-Flitzer bestehen aus verschiedenen Rohstoffen. Ein Hauptbestandteil ist Lithium. Bei seiner Gewinnung in Ländern wie Südafrika können beim Abbau durch chemische Bindungen ganze Seen und Flüsse vergiftet werden. Auch bei der Entsorgung der Batterien kann es ungrün zugehen. Beim Aufschmelzen der Batterien werden giftige Gase produziert und viel Energie aufgewandt. Die unbrauchbaren Reste werden dann in stillgelegten Bergwerken entsorgt. Allerdings gibt es auch ein Schredder-Verfahren, bei dem keine giftigen Gase freigesetzt werden.

Auch muss man bedenken, dass die Stromerzeugung selbst ebenfalls CO2 freisetzt. Pro Kilowattstunde Strom werden in Deutschland circa 400 Gramm CO2 ausgestoßen. Bei einem Verbrauch von 15 Kilowattstunden wären das sechs Kilogramm pro 100 Kilometern. Das ist aber immerhin die Hälfte eines durchschnittlichen Verbrenners.

Also, lohnt sich ein E-Auto jetzt für mich?

Das käme ganz darauf an, findet Hendrik: „Wenn man jeden Tag ein gutes Stück auf der Autobahn fahren muss, lohnt sich auf jeden Fall eine größere Batterie als meine“, sagt er über seine Erfahrungen mit dem e-Golf. „Mit den jetzt steigenden Strom- und den etwas zurückgegangenen Benzinpreisen wird die Ersparnis auf jeden Fall geringer.“ Wer aber ein paar Mal in der Woche zur Uni und zurück pendeln muss, der könne sich jetzt überlegen, ein E-Auto zuzulegen, da die Boni für Neuwagen jährlich sinken und bis 2025 verschwinden sollen.

Einziges Hindernis sind hier aber vor allem die hohen Preise für ein neues oder gebrauchtes E-Auto. Das findet auch Max, ebenfalls Student der Hochschule Mittweida, ziemlich schade. „Ich habe neulich mein altes Auto verkauft und möchte als nächstes eigentlich ein Elektro-Auto haben“, erzählt er. „Aber als Student hat man für ein solches Auto einfach kaum die finanziellen Mittel.“ Allein ein Smart Fortwo von 2017 kostet gebraucht mindestens 10.000 Euro. Für diesen Preis bekommt man bei den Verbrennern einen vollwertigen Kombi, wie zum Beispiel einen Ford Focus oder Škoda Octavia mit gleichem Baujahr.

„Ich denke aber auf lange Sicht lohnt sich ein E-Auto, vor allem wegen der geringeren Folgekosten“, vermutet Hendrik. „Ich hoffe bald gibt es weitere Ideen. Beispielsweise Solarpanel auf dem Autodach. In den Niederlanden wurde so eine Idee schon mal angebracht. Das wäre doch mal was.“

Text, Titelbild, Foto: Benjamin Pohl

<h3>Benjamin Pohl</h3>

Benjamin Pohl

ist 21 Jahre alt und studiert derzeit im 5. Semester Medienmanagement an der Hochschule Mittweida. Seit dem Wintersemester 2023/2024 engagiert er sich wieder als Redakteur und Lektor bei medienMITTWEIDA.