Auf dem Weg der Veränderung

DU GEHÖRST LAUT FORBES ZU DEN EINFLUSSREICHSTEN MENSCHEN UNTER 30 IN EUROPA – WELCHE AUSWIRKUNG HAT DIESE AUSZEICHNUNG AUF DICH UND DEINE ARBEIT?

Mareike: Das klingt immer sehr ernst (lacht). Die Forbes-Auszeichnung hat medial Wellen geschlagen, weshalb wir viele Presse-Nennungen bekamen. Zudem öffnet der Titel uns derzeit viele Türen, die für nachhaltige Prozesse wichtig sind – besonders da wir momentan an der Umsetzung eines Glasflaschen-Mehrwegsystems arbeiten. Ansonsten ändert sich jedoch natürlich nichts an meiner Motivation und Arbeitseinstellung. Ich freue mich weiterhin so zu leben wie zuvor!

DU WURDEST IN DER KATEGORIE „RETAIL AND E-COMMERCE“ AUSGEZEICHNET. WAS BEDEUTET ES FÜR DICH UNTER GENAU DIESEM PUNKT AUSGEZEICHNET WORDEN ZU SEIN?

Mareike: Es ehrt genau den Aspekt meiner kleinen Unternehmung, der mir am liebsten ist: die Dinge neu zu denken. Ich finde die Art, wie wir Marketing betreiben, ist völlig anders als bisher üblich. Nein sagen, zu schnellen Wachstumsmöglichkeiten, um dafür unseren Werten treu zu bleiben. Das macht uns nur stärker. Ich fühlte mich von der „Business Welt“ bislang belächelt, da wir in der Vergangenheit „Start-Up Erfolgsfaktoren“ stets außer Acht gelassen und uns nur auf das eigene Wertesystem und den gesunden Menschenverstand verlassen haben. Nun fühlen wir uns darin bestärkt, weiterhin den Weg der Veränderung zu gehen. Zudem hilft es mir und meinem Team, die Dankbarkeit und den nötigen Biss nicht zu verlieren.

WIE BIST DU AUF DIE IDEE GEKOMMEN, SELBST NATURKOSMETIK HERZUSTELLEN UND HATTEST DU BEREITS ERFAHRUNG IN DIESEM BEREICH?

Mareike: Ich hatte früher sehr mit Hautunreinheiten zu kämpfen, habe jedoch durch Kaufkosmetik keine Besserung beobachten können. Frustriert nahm ich die Dinge selber in die Hand. Ich habe mir mit der Zeit das nötige Wissen angeeignet und vier Jahre Kosmetik für mich selbst entwickelt. Am Ende bin ich dabei geblieben, da ich keinen Ersatz am Markt fand und mir die Kombination aus Transparenz, Produkt Performance sowie Nachhaltigkeit gefiel. 2019 habe ich zudem ein Diploma in Organic Skincare Formulation gemacht und letztes Jahr die Phytotherapieausbildung als ersten Schritt zur Heilpraktikerin begonnen.

WAR DIR NACHHALTIGKEIT SCHON IMMER WICHTIG?

Mareike: Wie bei vielen anderen auch wurde es mir über die Jahre immer wichtiger. Als Tochter von Barfußparkbetreibern haben wir als Familie ganz automatisch naturnah und nachhaltig gelebt. So richtig bewusst wurde mir das Ganze jedoch erst, als ich in meine erste eigene Wohnung zog. Zuvor waren viele Prozesse Zuhause einfach selbstverständlich, weshalb ich zum Start meines eigenen Haushaltes nachhaltige Entscheidungen neu überdenken konnte.

Seit NKM werde ich durch die tiefen Einblicke, die ich in meinen Alltag gebe, ständig an nicht-nachhaltige Aspekte erinnert, was mir selbst dabei hilft, mein Verhalten kritisch zu hinterfragen. Auch die Päckchenmengen, die wir in die Welt versenden, öffneten mir die Augen: Was ein kleines bisschen Plastik pro Produkt ist, wächst exponentiell mit der Päckchengröße zu einem großen Haufen heran.

WAS WÜRDEST DU SAGEN MACHT DICH UND DEINE ARBEIT AUS?

Mareike: Im Vergleich zu anderen Unternehmen wohl, dass ich als Gründerin sowohl Produktentwicklerin bin als auch „Marketing“ betreibe. So kann ich aus einer viel tieferen Sicht über die Performance der Produkte erzählen, als es ein gelernter Marketing-Mensch kann und gleichzeitig auch die Resonanz, die mich über Social Media erreicht, direkt einarbeiten. Dazu die ungeahnte Kombination mit meinem Freund Alex: nie hätten wir gedacht, dass wir einmal zusammen arbeiten könnten. Und nun finden die zielführendsten „NKM Strategiegespräche“ meist außerhalb des Berufslebens statt.

DU BIST 24 JAHRE ALT UND ERÖFFNEST BALD DEINEN ZWEITEN LADEN. WIE WAR DER EINSTIEG INS GESCHÄFTSLEBEN UND WOLLTEST DU SCHON IMMER SELBSTSTÄNDIG SEIN?

Mareike: Das auf jeden Fall. Von einem eigenen Laden träume ich seitdem ich bei einem kleinen Kosmetikladen am Berliner Hauptbahnhof gejobbt habe. Ich habe mir meine Selbstständigkeit jedoch immer viel kleiner vorgestellt. Meine vergleichsweise kurze Berufserfahrung führt jedoch zwangsläufig dazu, dass wir unbedarft die Dinge neu denken müssen. Vermutlich finden wir so oft eine neuartige Lösung, die ein bisschen anders ist als der Status quo. Ich denke Alex‘ und meine Zusammenarbeit macht es aus: während er seine Berufserfahrung zu Rate zieht, kombinieren wir seinen Weg mit dem, wie ich es für sinnvoll halten würde.

Im folgenden Video stellt Mareike ihr Unternehmen und ihren Laden vor: 

GRÜNDEN, VOR ALLEM IN JUNGEN JAHREN, IST DOCH HÄUFIG MIT EINEM RISIKO VERBUNDEN. WELCHE VORAUSSETZUNGEN SOLLTE MAN DEINER MEINUNG NACH HABEN UND WIE WAR ES FÜR DICH, DIESEN SCHRITT ZU GEHEN?

Mareike: All die Dinge die ich im Nachhinein über die Selbstständigkeit erfahren habe, hätten mich ehrlich gesagt eventuell davon abgehalten. Und an die enorme Verantwortung, die ein Unternehmen mit sich zieht, musste ich mich definitiv gewöhnen. Trotzdem: schon als NKM nur ein Taschengeld verdient hat, war ich total zufrieden. Ich habe das Päckchen packen geliebt, mochte die Kommunikation mit der Kundschaft und das Basteln an meiner kleinen Unternehmung. Insofern denke ich sind es zweierlei: eine Liebe zu dem Produkt sowie dem Aufbau einer Sache an die man glaubt und das grundlegende Gefühl, dass man für alles eine Lösung finden kann.

HAST DU VIELLEICHT DEN EIN ODER ANDEREN TIPP FÜR JUNGE MENSCHEN, DIE EBENFALLS EIN UNTERNEHMEN GRÜNDEN WOLLEN?

Mareike: Wir haben dazu eine ganze Folge aufgenommen, die #17 unseres NKM Podcasts. Zusammengefasst würde ich sagen:

1. Die Buchhaltung einem Steuerberater übergeben
2. Flexibel bleiben
3. Dankbar sein. Und das aus gutem Grund! Wenn man zufrieden ist mit dem, was man hat, kommt man aus der Unsicherheit heraus und trifft bessere Entscheidungen. Man kann viele Dinge nicht beeinflussen und das muss in Ordnung sein. Den Dingen, die man beeinflussen kann, muss man klaren Kopfes entgegensehen. Angst, egal welcher Form, mindert nachweislich die Fähigkeit die Realität klar zu erkennen.

DU BIST BESONDERS AUF INSTAGRAM SEHR AKTIV – INWIEFERN HAT DIR DIE PLATTFORM VERHOLFEN DORTHIN ZU GELANGEN, WO DU HEUTE STEHST?

Mareike: NKM repräsentiert was mir wichtig ist und die Produkte sind die, die ich selbst nützlich finde. Auf Instagram habe ich eine Zielgruppe gefunden, die ähnliche Interessen hat. Ich entschied mich für die Plattform, weil ich dort am liebsten meine digitale Zeit verbracht habe. Rückblickend war das vermutlich goldrichtig so, denn Instagram ist bis heute unser wichtigstes Medium, sowohl zur Kommunikation als auch zur Kundenbindung.

DU TEILST AUF INSTAGRAM SÄMTLICHE EINDRÜCKE AUS DEINEM ARBEITSALLTAG, NIMMST DEINE COMMUNITY IN DEN STORYS MIT UND BINDEST SIE BEI VIELEN THEMEN MIT EIN, INDEM DU NACH IHRER MEINUNG FRAGST. INWIEFERN KOMMT DAS DEINER ARBEIT UND DER ENTWICKLUNG DER PRODUKTE ZUGUTE?

Mareike: Die direkte Kommunikation mit unseren Kunden ist maßgeblich für die strategischen Entscheidungen bei NKM verantwortlich. Die Fragen die ich stelle sind echt, die Probleme wahr und die Antworten des „NKM Dorfes“ ein wichtiger Faktor in der Entscheidungsfindung. Und es gibt mir Sicherheit: wenn die Umfragen meine eigene Meinung widerspiegeln, kann ich nicht ganz so falsch liegen.

DU BEZIEHST VIELE DEINER INHALTSSTOFFE UND PRODUKTE VON LOKALEN UND REGIONALEN LIEFERANTEN UND BAUERN. WIESO IST ES DIR SO WICHTIG, DIE PRODUKTE MÖGLICHST AUS DEUTSCHLAND ZU BEZIEHEN, WENN DU SIE WOANDERS MÖGLICHERWEISE BILLIGER BEKOMMEN WÜRDEST?

Mareike: Vermutlich ist der Grund zunächst eigennützig: ich kann mich daran erfreuen, dadurch die heimische Landwirtschaft und Mittelschicht zu unterstützen. Ich arbeite gerne mit Unternehmen zusammen, bei denen man nicht nur eine Nummer im System ist. Ich sehe Qualität mit eigenen Augen, statt mich auf das Wort von jemandem verlassen zu müssen, der mir etwas verkaufen möchte. Gleichzeitig kann ich meinen Geschäftspartnern tief in die Augen sehen und durch das entstehende Vertrauen lange Verträge in der Schublade lassen.

Zudem habe ich gemerkt, dass es mir unüblich viel Kontrolle schenkt: über die Lieferkette, über die Herkunft, über den CO2-Ausstoß, der wegen meiner Geschäftstätigkeit entsteht. Ich kann berechnen, wie die zwei Gegensätze Nachhaltigkeit und Online-Unternehmen doch irgendwie miteinander vereinbar sind. Das kann ein international arbeitendes Unternehmen nur selten von sich behaupten. Dazu verstehe ich nicht unbedingt, was der ganze Transportweg eigentlich soll, wenn gleichwertige Produkte vor der Haustür zu finden sind.

NEBEN DEINER ALLTÄGLICHEN ARBEIT HAST DU AUCH NOCH EINEN PODCAST UND SCHREIBST GERADE EIN BUCH. HAST DU MANCHMAL DAS GEFÜHL, DASS DIR DAS ALLES ZU VIEL WIRD?

Mareike: Wieder so eine gute Frage (lacht). Unterbewusst bestimmt. Bewusst freue ich mich jedoch auf jede neue Aufgabe die mir jeder neue Tag stellt. Zudem bin ich stetig neu von den Ergebnissen und der Veränderung motiviert, die wir erreichen.

Tatsächlich pflege ich neben dem, was man auf NKM sieht, ein schönes Privatleben, welches mir neue Energie und Leben schenkt. Es ist wichtig ein soziales Umfeld zu haben, dem deine berufliche Leistung nicht wichtig ist. Dazu habe ich meinen VW Bulli namens „Janosch“, der mir in nur wenigen Stunden den Stress von den Schultern nimmt. Erholung geht dann so ganz leicht!