Max Schrems gründete die Seite „Europe-vs.-Facebook“ und verklagte das Unternehmen. Morgen gibt das Netzwerk ein offizielles Ergebnisprotokoll der gemeinsamen Verhandlungen raus.
Der 24-jährige Jurastudent Max Schrems aus Salzburg hat „Facebook“ insgesamt 22 mal angeklagt. Dadurch will er Änderungen der „Facebook“-Datenschutzrichtlinien erreichen. Beide Parteien haben sich im Februar innerhalb einer sechsstündigen Diskussion zum Thema Datenschutz ausgetauscht. Am 13. März – also morgen – will das soziale Netzwerk das Verhandlungsprotokoll mit Detailerklärungen und eine Liste aller gespeicherten Nutzerdaten veröffentlichen.
Aus den bisherigen Verhandlungen mit „Facebook“ resultieren schon erste positive Ergebnisse. „Es war klar, dass das Netzwerk ein starkes Interesse daran hat, ernsthaft den europäischen Gesetzen zu entsprechen. Jedoch betonten die Vertreter, dass dies noch ein langer Prozess sein wird“, erklärt Schrems in einer Pressemitteilung. Die Vertreter des US-Konzerns gestanden ein: „’Facebook‘ ist wie ein großer Öltanker, der sich langsam in die richtige Richtung dreht.“
Keine Ahnung von Datenschutz
Warum Schrems seine erste Beschwerde gegen „Facebook“ einreichte, hängt mit einem Aufenthalt in den USA zusammen. Während eines Gastvortrages an der Universität von Santa Clara in Kalifornien störte ihn das fehlende Fachwissen des für „Facebook“ arbeitenden Sprechers. „Keine Ahnung von Datenschutz“ hätte der Dozent gehabt, erklärt Schrems.
Nach eingehender Recherche stellte der Jurastudent fest, dass „Facebook“ europäischem Recht unterliegt, da der Konzern einen Hauptsitz in Irland hat. Zunächst forderte Schrems einen Ausdruck aller über ihn gespeicherten Daten an. Sein Brief kam kommentarlos wieder zurück. Auf der versteckten Hilfeseite von „Facebook“ fand Schrems schließlich eine E-Mail-Adresse und forderte seine Daten an. Obwohl es jedem Nutzer zusteht seine gespeicherten Daten einzusehen, versuchte das Netzwerk den Studenten mehrfach abzuwimmeln – allerdings erfolglos.
Klagen betreffen zumeist die Nutzerunfreundlichkeit
Nach mehreren Anfragen erhielt der angehende Jurist rund einen Monat später schließlich eine CD, auf der Dokumente mit einem Umfang von 1.200 Din-A4-Seiten gebrannt waren. Viele Einträge und Nachrichten, die Schrems schon gelöscht hatte, befanden sich immer noch darunter. Daraufhin reichte er im August 2011 seine ersten Klagen ein, deren Hauptkritikpunkt die Nutzerunfreundlichkeit war. „Facebook“ nutze bei der Einstellung der Grundfunktionen die fehlende Initiative der User, um weitere Daten zu sammeln. Schrems will, dass „Facebook“ dies zugunsten der Nutzer ändert.
Des Weiteren beschuldigte Max Schrems „Facebook“ so genannte „Schattenprofile“ zu speichern. Hier werden Daten von Personen über das Netzwerk gesammelt, die gar kein eigenes Profil führen. Ein anderer Kritikpunkt sind die regelmäßigen Änderungen der Datenschutzbestimmungen, die ohne eindeutigen Hinweis für die Nutzer erfolgen. Ebenfalls nicht legitim sei der „Like-Button“. Schrems befürchtet, dass dieser zum Ausspionieren der Nutzer missbraucht werde. „Eine Steuerung über Zugriffsrechte von Bildern ist auch nicht gegeben“, ergänzt der Salzburger die Liste der Kritikpunkte. Gelöschte Fotos seien noch nach langer Zeit abrufbar. Zeitnah werde nur der Link zum Bild gelöscht.
Initiative für ein sorgenfreies „Facebook“
Anstatt auf „Facebook“ zu verzichten möchte der 24-jährige das Netzwerk sorgenfrei benutzbar machen. Die Einbeziehung der Medien hat er dafür bewusst gewählt. „Facebook“ sei immerhin auf ein gutes Image bedacht. 2011 veröffentlichte Schrems die Internetseite „Europe-v-Facebook.org“, womit er „Facebook“ zu mehr Transparenz und einem verantwortungsvolleren Umgang bewegen will. „Vor allem aber sollen die Nutzer darüber aufgeklärt werden, dass ihre Daten nicht vollständig verschwinden, auch wenn sie diese löschen“, erklärte er einem Interview mit dem „Österreichischen Rundfunk“.
Text: Joao Oliver Crawford Cabral-Mocarski, Bild: europe-v-facebook.org, Fotograf: Dominik Steinmair, Bearbeitung: Florian Pfennig