Unter dem Motto „Schlagzeilen ohne Atempause“ diskutierten Medienmacher und Vertreter der Kirche beim „Medientreffpunkt Mitteldeutschland“ in Leipzig über Ethik in den Medien. „In den letzten Jahren ist es bei den ethischen Grundsätzen zu einer Änderung gekommen“, stellte der sächsische Landesbischof Jochen Bohl in der Podiumsveranstaltung am Montag fest. Auch Günther von Lojewski, ehemaliger Intendant des Senders „Freies Berlin“, beklagte die zunehmende „Emotionalisierung und Skandalisierung“. Diese Entwicklung sei durch die Konkurrenz zwischen Öffentlich-Rechtlichen und Privaten beschleunigt worden.
Kirchenvertreter fordern mehr staatliche Kontrolle im Netz
Bei der Diskussion ging es aber vor allem um Netzthemen: „Im Internet spielen sich Dinge ab, die mit ethischen Grundwerten nichts zu tun haben“, erklärte Landesbischof Bohl. „Im Netz werden unethische Inhalte einfach rausgehauen, da denkt niemand über die Konsequenzen nach“, stimmte Peter Limbourg, Nachrichtenchef von „ProSiebenSat.1“, zu.
Landesbischof Bohl forderte, dass der Staat hier unbedingt eingreifen müsse. „Das Internet kann und darf kein rechtsfreier Raum sein“, meint er. Die Balance von Freiheit und Verantwortung besonders im Netz stelle auch die Medienaufsicht vor völlig neue Anforderungen, so Oberkirchenrat Albrecht Steinhäuser. Es könne nicht einfach jede Form der Regulierung abgelehnt werden, weil möglicherweise die Freiheit eingeschränkt werden könnte. Genauso wenig könne die Medienaufsicht die Journalisten „an die Kette legen“.
„Google“ kennt keine Ethik
Ebenfalls kritisch werden die Zukunftspläne von „Google“ und „Apple“ bewertet, die mit eigenen Kanälen in den Fernsehmarkt drängen. „Diese Unternehmen sitzen irgendwo und haben daher keine Reglementierung“, kritisierte Peter Limbourg. Beide Unternehmen würden keine Regeln kennen und auch eine Debatte um Ethik sei ihnen egal.