Celebrate Pride +++ Keine Olympia für ARD und ZDF +++ Rhein-Zeitung und ihre Doppelmoral
Facebook feiert Eheschließung zwischen Gleichgeschlechtlichen
Am vergangenen Freitag beschloss der Oberste Gerichtshof der USA, dass nun auch homosexuelle Paare getraut werden dürfen und somit eine Ehe in allen 50 Bundesstaaten erlaubt ist. Das Urteil wurde gebührend in den USA gefeiert. Präsident Barack Obama setzt sich schon seit langem für die Ehe unter Gleichgeschlechtlichen ein. So twitterte er gleich seine Freude:
Today is a big step in our march toward equality. Gay and lesbian couples now have the right to marry, just like anyone else. #LoveWins
— President Obama (@POTUS) June 26, 2015
„Heute wurde ein wichtiger Schritt auf unserem Weg in Richtung der Gleichberechtigung getan. Schwule und lesbische Paare haben jetzt das Recht zu heiraten, wie jeder andere auch.“
Mit dem Hashtag #LoveWins war die Feier auf Twitter eröffnet:
love is love, regardless of gender #lovewins
— darian (@dariantang) June 26, 2015
Ein großer, glücklicher Fortschritt #LoveWins
— Simonius P. (@Spamsel) June 26, 2015
Wäre doch mal ein super Tag für ne Entscheidung liebes Deutschland. #CSDBerlin2015 #LoveWins
— Doro Tea (@DoroSockeh) June 26, 2015
Darüber hinaus hat sich Facebook etwas ganz Besonderes einfallen lassen, um das Urteil des Supreme Court zu feiern: Unter www.facebook.com/celebratepride kann jeder Nutzer einen Filter in Regenbogenfarben über sein Profilbild setzen. Die Regenbogenfarben sind die Farben der LGTB-Bewegung. LGBT steht für „Lesbian“, „Gay“ (Schwul), „Bisexual“ und „Transgender“ (Transsexuelle). Damit setzt Facebook ein Zeichen für die Homo-Ehe und zeigt, dass die USA in diesem Thema ein Vorbild für andere Länder sein sollte – jedenfalls nach außen. Kritiker der Aktion behaupten jedoch, dass Facebook damit nur eines im Sinn hat: Marktforschung. Das hat das soziale Netzwerk nämlich schon im Jahr 2013 mit einer ähnlichen Aktion probiert. Damals wurden unzählige Profilbilder durch ein rosa „Gleich“-Zeichen auf rotem Grund ersetzt – als Zeichen der Befürwortung von Rechten Homosexueller. Diese Aktion wurde von Facebook untersucht, um herauszufinden, wie sich User im Internet organisieren, so theatlantic.com.
Auch russische Nationalisten sind keine Befürworter der Aktion auf Facebook. Wie die Welt berichtet, wurde das Thema Homosexualität in Russland so stark diskutiert wie in keinem anderen Land. Im Jahr 2013 hat Russland beispielsweise ein Gesetz gegen homosexuelle Propaganda erlassen. In dem heißt es, dass Kinder unter 16 Jahren nichts über die Liebe Gleichgeschlechtlicher erfahren dürfen. So ist daraus das Bild entstanden, dass jeder Russe ein überzeugter Hetero ist. Um eine Gegenbewegung zum Facebook-Regenbogen-Hype zu starten, setzen nun die „überzeugten Heteros“ einen Filter mit den Farben der russischen Flagge, Weiß-Blau-Rot, über ihre Bilder. Damit wollen sie ausdrücken, dass ihnen eine legale gleichgeschlechtliche Ehe zu weit geht.
Olympia: Goodbye, ARD and ZDF
Wo sonst immer die größten Sportereignisse übertragen wurden, wird von 2018 bis 2024 Funkstille sein – zumindest, was die Übertragungsrechte für Olympia angeht. Dass die ARD und das ZDF raus aus dem Rennen sind, gab das Internationale Olympische Komitee (IOC) am Montag bekannt. Vergeben wurden die Rechte stattdessen für 1,3 Milliarden Euro an Discovery Communications, dem Mutterkonzern von Eurosport.
An der Höhe der Gebote der beiden öffentlich-rechtlichen Sender scheint es aber nicht zu liegen, heißt es in einer Pressemitteilung:
„ARD und ZDF hatten ein angemessenes Angebot abgegeben.“
Laut sueddeutsche.de wolle das IOC einen für Olympia eigens eingerichteten TV-Kanal einrichten. So einer Anforderung können öffentlich-rechtliche Sender nicht gerecht werden. Dennoch meinte IOC-Präsident Thomas Bach auf Anfrage der dpa, dass die deutschen Sender mit Discovery Communications über Abkommen verhandeln könnten. Die Zuschauer dürfen also gespannt sein.
Auf Twitter entfachten zudem gleich wieder Diskussionen über den Rundfunkbeitrag. Die Abschaffung oder Senkung der Gebühren wird gewünscht:
Länderspiele weg, Olympia weg, werden jetzt endlich die GEZ Gebühren gesenkt, oder weiter für Tatorte & Polit-Talks rausgeworfen? #ZDF #ARD
— Harry Haller (@DaCo0609) June 29, 2015
ARD und ZDF verlieren Übertragungsrechte für Olympia. Da kann man dann schon mal großzügig die #Runkfunkgebühr senken.
— Horst von Horstmann (@Kaboom1776) June 29, 2015
Liebe @ARD_Presse und @ZDF. Ihr spart jetzt 1 Mrd. Euro für Olympia
Bitte nutzt das Geld und erspart uns die Fernsehgebühren. Deal?#nogez— #gesundPlusHAUS (@Raumgesundheit) June 29, 2015
Keine große Sache – und doch eine große Sache
Am Samstag wurde der Copilot Andreas Lubitz, welcher im März eine Germanwings-Maschine zum Absturz brachte, in seiner Heimat beigesetzt. Die Rhein-Zeitung hatte von der Beisetzung gewusst, aber schwieg zwei Tage lang darüber.
Am Montag war dann auf dem Titelblatt davon zu lesen. Nur ein Satz wies auf die Beisetzung hin – der Rest war eine weiße Fläche.
„Der Germanwings-Co-Pilot Andreas L., (29), der im März 149 Menschen mit Absicht in den Tod geflogen hat, ist am Samstag in aller Stille in seiner Heimatstadt Montabaur beerdigt worden.“
Der Chefredakteur Christian Lindner schreibt unter anderem dazu im Innenteil der Ausgabe:
„Verantwortungsvolle Journalisten zeichnen sich auch durch Haltung aus. Gute Redaktionen reagieren auch im Internetzeitalter überlegt statt übereilt. Seriöse Zeitungen und Webseiten machen bewusst nicht alles, was möglich wäre.“
Somit hätte die Redaktion auch bewusst keine Fotos aus der Ferne gemacht. Doch warum ist dann dazu im Innenteil und auf der Internetseite eine ausführliche Begründung zu finden? Hätte die Mitteilung allein nicht gereicht? In seinem Kommentar unterstellt er somit den anderen Medien, sie würden unüberlegt handeln und respektlos über den toten Co-Piloten berichten. Dabei sollten gerade diese durch das Ereignis dazugelernt haben:
„Noch nie gab es so viele Beschwerden zu einem einzelnen Themenkomplex.“
– so ein Sprecher des Presserates in einer Pressemitteilung vom 15. April 2015.
Auch auf Facebook stellte sich die Rhein-Zeitung heldenhaft dar, indem sie von ihrem Umgang mit der Meldung der Beisetzung berichtet. Dafür gab es aber mehr Kritik als Zuspruch:
Hätte, wenn überhaupt, nicht auch eine kleine Notiz genügt? Mit dem freien Feld wird doch nur die Aufmerksamkeit erzeugt die Sie doch eigentlich nicht haben wollten. Aber gut, Sie wollen ja viele Zeitungen verkaufen. (Norbert Schmitt, Facebook-Nutzer)
Hauptsache, die RZ hat ihren „eyecatcher“ – auch ohne Worte. Scheinheilig. (Michael Krupp, Facebook-Nutzer)
Den Satz, mit der weißen leeren Fläche, hätten sie sich auch sparen können. (Silke Fielemon, Facebook-Nutzerin)
Text: Lisa Steinert. Beitragsbild: Christine Wolf.