Besonders sprechen sich die Studierenden gegen den Bologna-Prozess mit Bachelor- und Masterstudiengang aus. Das Zentrum der Demonstrationen ist die Bundeshauptstadt Berlin, wo sich nach Angaben der Aktivisten heute mehr als 10.000 Studenten zum gemeinsamen Protest versammelten. Die Protestwelle nimmt damit ausgehend von den Unistreiks in Wien immer kontinentalere Züge an. Seit Ende Oktober halten Studenten der Universität in Wien das Audimax besetzt. Sie fordern ebenso wie ihre Mitstreiter in Deutschland, Polen und Frankreich ein Umdenken im Bologna-Prozess und ein Überdenken der Zulassungsbeschränkungen und Studiengebühren. Mehrere Protestschriften und Plakate fordern eine Demokratisierung des Bildungssystems für Hochschulen und schlicht: mehr Geld für Bildung.
Beistand erhalten die Protestanten von zahlreichen Politikern, wie Bildungsministerin Annette Schavan, die eine schnelle Umsetzung von Reformen fordert. Ebenso fordert der Präsident des Deutschen Hochschulverbandes Bernhard Kempen gegenüber der „Südwest Presse“ ein Umdenken: „Die Akkreditierung ist die organisierte Ignoranz, die dazu führt, dass ganz Studierendengenerationen verschlissen werden“. Der Deutsche Lehrerverband erwartet, dass sich die Lage an den Universitäten in naher Zukunft noch verschärft. Gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ äußert sich Verbandspräsident Josef Kraus wie folgt: „Ein viel größeres Problem als die nicht gelungene Bologna-Reform ist die Frage, wie die Universitäten ab dem Jahr 2011 die doppelten Abiturjahrgänge bewältigen sollen“. Das gesamte Studiensystem sei davon betroffen, meint er.
Ein Ende der Hörsaalbesetzungen und Protestaktionen ist derweil nicht abzusehen.