Mit dem Keks um die Welt

von | 28. September 2010

Hans Bahlsen, der 1922 sein Ingenieur-Examen am Technikum Mittweida absolvierte, trug maßgeblich zum Erfolg des Unternehmens Bahlsen bei. Groß geworden im väterlichen Betrieb, half der Älteste von vier Brüdern die Nahrungsmittelindustrie zu revolutionieren.

Mit den Abmaßen von sechs mal vier Zentimetern und einer „Bewaffnung“ von insgesamt 52 Zähnen, die in vier Reihen angeordnet sind, könnte man ihn für das gefährlichste Raubtier seiner Größe halten – doch weit gefehlt. Die Rede ist hier nicht von einem Piranha-ähnlichen Wesen, sondern vom bekannten Butterkeks, mit dem Hermann Bahlsen (1859-1919) 1891 den Grundstein für das später weltumspannende Unternehmen Bahlsen legte.

Hans Bahlsen trat 1919 die Nachfolge seines verstorbenen Vaters an und war fortan vor allem für die technischen Entwicklungen im Betrieb verantwortlich. Hierfür absolvierte er eine umfassende Ausbildung zum Schlosser und Bäcker. Anschließend nahm er ein Ingenieursstudium am Technikum in Mittweida auf, dass er 1922 erfolgreich abschloss. Die folgenden Jahre Bahlsens waren von Auslandsaufenthalten in England, Holland, Finnland, aber auch den USA gekennzeichnet, wo er Praxiserfahrung sammelte. Dabei entdeckte er zudem seine Liebe zum Reisen, welcher er auch in späteren Jahren stets gern nachging. Nach seiner Rückkehr übernahm er 1928 die technische Leitung des Bahlsen-Werks. Stets auf der Suche nach innovativen Neuerungen, konnte er durch Geschick und Glück steigende Verkaufszahlen vorweisen. In den folgenden Jahren gelang es den beiden Brüdern das anfänglich kleine Unternehmen mit zehn Mitarbeitern zu einem Großkonzern auszubauen und so beschäftigten sie bereits 1933 rund 1.400 Angestellte.

Wiederaufbau eines Imperiums

Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs stoppte die wirtschaftliche Expansion Bahlsens abrupt. Bis 1945 wurden circa 60 Prozent der hannoverschen Fabrik und nahezu alle Auslieferungslager, die über ganz Deutschland verteilt waren, zerstört. Bereits im April des selben Jahres erteilten die Alliierten Bahlsen die Erlaubnis zur Wiederaufnahme der Arbeit. Nach dem Krieg setzte sich Hans Bahlsen erneut vor allem für die technischen Entwicklungen und Forschungen ein. Sein Hauptbetätigungsfeld war hierbei die wissenschaftliche Untersuchung der Vorgänge im Backofen.

Seine Ergebnisse hielt er im Buch „Das Wasser“ fest, das in deutscher und in englischer Sprache veröffentlicht wurde. Zudem publizierte er weitere Werke, die sich mit den Problemen rund um das Mischen, Formen und Backen beschäftigten. Für seine Arbeiten auf dem Gebiet der „Korrosion an Verarbeitungsmaschinen der Ernährungsindustrie“ bekam er 1951 den Ehrendoktor von der TH Hannover verliehen. Zudem baute er den Export in die Vereinigten Staaten und nach Kanada auf und führte das Unternehmen zusammen mit seinen Brüdern Werner und Klaus auf die Erfolgsspur zurück. Bereits 1956 exportierte Bahlsen wieder in 76 Länder. Im selben Jahr trat der Sohn Hans Bahlsens, Hermann Bahlsen, in das Unternehmen ein.

Bedeutendes Werk

Sein Leben lang setzte sich Hans Bahlsen „für die technischen Entwicklungen und Forschungen, für die guten Beziehungen zum Ausland und besonders für die guten menschlichen Kontakte innerhalb der Firma ein“, wie es in der Jubiläumspublikation der Firma Bahlsen heißt. 1959 verstarb Hans Bahlsen in seiner Heimatstadt Hannover im Alter von 58 Jahren.

<h3>David Maerkisch</h3>

David Maerkisch