Mobile Endgeräte als Chance

von | 11. April 2012

Der Webradio-Markt ist schwierig und zersplittert. Mit speziellen Spartenprogrammen wollen sich die Anbieter etablieren. Wachstumschancen liegen im Smartphone- und Tabletmarkt. Täglich hören über 58 Millionen Menschen in Deutschland UKW-Radio. Im […]

Die Zukunft des Webradio sieht anders aus: Vor allem mit Smartphones und Tablets soll die Reichweite steigen

Die Zukunft des Webradio sieht anders aus: Vor allem mit Smartphones und Tablets soll die Reichweite steigen.

Der Webradio-Markt ist schwierig und zersplittert. Mit speziellen Spartenprogrammen wollen sich die Anbieter etablieren. Wachstumschancen liegen im Smartphone- und Tabletmarkt.

Täglich hören über 58 Millionen Menschen in Deutschland UKW-Radio. Im Vergleich dazu haben Webradios mit nur 400.000 Hörern eine sehr geringe Tagesreichweite, wie auch aus der letzten Analyse des Webradiomarktes von „Goldmedia“ hervorgeht. Die größten Wachstumschancen sieht die Webradio-Branche im Smartphone- und Tabletmarkt. Aktuell liegt die mobile Reichweite von Webradios noch bei circa zwölf Prozent der gesamten Nutzung.

„Mobile Endgeräte sind der Wachstumstreiber unserer Plattform“, weiß Michael Bruns, der diesen Trend seit drei Jahren beobachtet. Er ist Content- und Marketing-Manager bei „radio.de“. Viele Jugendliche hätten erst durch Webangebote zurück zum Radio gefunden, sagt er. Durch die enorme Auswahl sei schließlich für jeden Geschmack etwas dabei. „Radio ist wieder cool“, schätzt Bruns.

UKW-Marken gegen Spartenprogramme

Der Webradio-Markt ist im Wesentlichen in zwei Segmente aufgeteilt. Mit drei Viertel aller abgerufenen Livestreams dominieren die großen UKW-Radiomarken mit ihren Online-Diensten. Insgesamt bieten sie circa 340 verschiedene Streaming-Angebote. Den zweiten Part bilden reine Webradios. Die Zahl dieser „Online Only“-Sender wird auf 2.600 geschätzt. Um sich neben der zahlreichen Konkurrenz überhaupt etwas absetzen zu können, bieten die Sender vor allem Spartenprogramme an. „Ein gutes Programm, das nicht den Quotenzwängen der UKW-Welt unterworfen ist, schafft es immer wieder neue oder bisher ungehörte Künstler vorzustellen, die auf den UKW-Sendern nicht stattfinden“, erklärt Marketing-Manager Bruns.

Mit Fußball zum Erfolg

Ein solches – sehr erfolgreiches – Spartenprogramm ist der Fußballsender „90elf“. „Wir senden nun in der vierten Bundesligasaison. Hatten wir am ersten Wochenende im August 2008 zum Auftakt 120.000 Hörkontakte, sind es heute in der Spitze an einem Wochenende mehr als 2 Millionen“, erklärt„90elf“-Geschäftsführer Christoph Kruse medienMITTWEIDA. Vor allem prominente Experten wie Kommentatoren-Legende Manni Breuckmann halfen die Reichweite  immer weiter auszubauen.

Neben den kommerziellen Projekten dominieren vor allem Radios, die als Hobby betrieben werden. Der Sender „SchönerDenken“ ist einer von diesen Freizeit-Sendern, er berichtet mit Podcastreihen über Kinofilme und Bücher. „Durchschnittlich werden unsere Episoden fünfzig mal am Tag gehört“, berichtet Webradio-Betreiber  Thomas Laufersweiler. Das sei zwar nicht viel, aber Hauptsache, das Team habe Spaß. Auch, wenn die Freizeit-Veranstalter alle anfallenden Kosten selbst tragen müssen – denn das Modell Webradio rechnet sich nur in seltenen Fällen.

Pay-Modelle unvorstellbar

Einnahmen generieren kommerzielle Internetradios hauptsächlich durch klassische Online-Werbung, Banner und Pop-ups. Aktuell macht das circa drei Viertel der Erlöse aus. Der Fußballsender„90elf“ hat dagegen eine andere Strategie für sich entdeckt: Die wichtigsten Umsätze werden aus dem Verkauf der eigenen App und „Pre-Roll-Spots“ generiert. Das sind kleine Audio- und Videospots, die vor dem Start eines Audiostreams laufen.

Die Möglichkeit, Einnahmen durch Pay-Modelle zu generieren, sehen Webradioanbieter derzeit nicht. Die „Goldmedia“-Analyse zeigt, dass sich die Macher lediglich ein kostenpflichtiges Premium-Angebot mit werbefreiem Streaming vorstellen können. „Radio im Netz zu machen ist ein seltener Beruf, aber ein weit verbreitetes Hobby. Werbung allein kann Webradios meistens noch nicht finanzieren“, resümiert auch Michael Bruns. Daher setzen mittlerweile viele Sender auf eine Mischung aus Werbefinanzierung, Events und Merchandise.

Text: Christian Kandels, Bild: flickr.com, pixelio.com, Fotograf: nachetz, Iwona Golczyk, Bearbeitung: Nathalie Gersch

<h3>Christian Kandels</h3>

Christian Kandels