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Nach dem Bachelor ist vor dem Master?

von | 26. November 2021

Bachelor in der Tasche - und nun? Dir stehen viele Möglichkeiten zur Verfügung. Welche das sind, erfährst du hier.

Bis auf wenige Ausnahmen startet jeder Student seine Studienzeit mit dem Bachelor. Am Anfang ist man noch damit beschäftigt, sich ins Studentenleben einzuleben, es zu genießen und die viele freie Zeit zu nutzen. Doch meist vergeht die Zeit zu schnell und man hat schneller als gedacht seinen Abschluss in der Tasche. Aber wie geht es jetzt weiter? Feste Vorgaben gibt es hier keine, jeder hat die Möglichkeit, aus einer Vielzahl an Angeboten seinen eigenen Fahrplan zu bauen.

Der Start ins Berufsleben

Mit einem Bachelorabschluss hat man gute Chancen, ins Berufsleben einzusteigen, das zeigt auch eine Studie von der Bundesagentur für Arbeit. Diese verdeutlicht, dass die Arbeitslosenquote bei Menschen mit Fach- oder Hochschulabschluss bei nur 2,6 Prozent liegt. In der Grafik am Textende, kann man die Arbeitslosenquote auch aus den Jahren zuvor sehen.  Allerdings gibt es Arbeitgeber, die ein Masterzeugnis erwarten. Zum Beispiel für wissenschaftliche Mitarbeiterstellen an Fachhochschulen oder Universitäten und auch für Arbeitsplätze in Forschungs- und Entwicklungsabteilungen wird ein Master vorausgesetzt. In anderen Branchen stehen die Chancen gut direkt mit dem Bachelorzeugnis ins Berufsleben einzusteigen. Die Einstiegsprogramme sind von Branche zu Branche unterschiedlich. Im Medienbereich beginnt man als Bachelorabsolvent größtenteils mit einem Volontariat oder einem Trainee-Programm. In einem Zeitraum von ein- bis zwei Jahren erhält man dabei praktische Einblicke in verschiedene Abteilungen des Unternehmens. Ein Volontariat ist vor allem bei Redaktionen eines Zeitungsverlages, eines Radio- und Fernsehsenders oder auch bei PR- und Öffentlichkeitsarbeit-Stellen von städtischen Behörden üblich. Bei beiden Programmen ist das Ziel, viele praktische Arbeitsschritte und Bereiche des Unternehmens kennenzulernen. Nebenbei baut man sich gute Kontakte und ein firmeninternes Netzwerk auf, welche bessere Chancen im Berufseinstieg bringen können.

Bei der Suche nach einer perfekten Arbeitsstelle gibt es mehrere Anlaufpunkte, die genutzt werden können. Die wohl bekannteste ist die Bundesagentur für Arbeit, aber auch das Staufenbiel Institut sowie die Hochschulinitiative Deutschland bieten eine Jobplattform. Bei allen drei Anlaufstellen gibt es die Möglichkeit, sich an Berufsberater zu wenden.

Die Entscheidung, nach dem Bachelor ins Berufsleben einzusteigen, muss keine endgültige sein. Jederzeit ist es möglich, an eine Fachhochschule oder Universität zurückzukehren. Oftmals weiß man dann noch genauer, in welche Richtung der Master gehen soll. Genauso wäre ein berufsbegleitender Master eine Idee, beide Möglichkeiten zu verbinden.

Arbeitslosenquote bei Fach-und Hochschulabsolventen, Quelle: Bundesagentur für Arbeit 

 

Das Gap-Year

Viele Bachelorstudiengänge sind zeitlich sehr straff durchgetaktet. Dadurch verzichten viele Studenten, während des Studiums ins Ausland zu gehen. Laut der Studie „Wissenschaft weltoffen“ machen nur 20 Prozent der Studierenden an einer Fachhochschule in Deutschland einen studienbezogenen Auslandsaufenthalt. Für viele ist es somit eine gute Alternative, nach dem Bachelorabschluss ins Ausland zu gehen. Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Zeit im Ausland zu gestalten, beispielsweise mit einem Auslandspraktikum, Freiwilligenarbeit oder auch einem Sprachkurs. Bei einem Auslandsaufenthalt lernt man viele neue Kulturen kennen, vernetzt sich international und festigt seine Fremdsprachenkenntnisse. Auch hier gibt es verschiedene Anlaufstellen, um sich zu informieren. Grundsätzlich ist zu unterscheiden, ob man ein staatlich gefördertes Programm oder ein komplett privat finanziertes Programm wählt. Beide Modelle bietet der DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) an.

Der Masterabschluss

Viele Studierende stellen sich im Laufe ihres Studiums die Frage, ob es sich lohnt, ein Masterstudium direkt anzuhängen. Dazu kommt die Angst, am Ende keinen Platz zu bekommen und ohne einen Plan B dazustehen. Vor allem Studierende, die ohne Master kaum berufliche Perspektiven haben, machen sich große Sorgen. Das zeigt eine Petition, die von Psychologie-Studierenden erstellt wurde. In dieser richten sich die Studierenden an die Wissenschaftsministerien der Bundesländer und fordern, dass es genug Masterplätze für alle Studierende geben muss. Insbesondere mangelt es an Masterplätzen im Bereich der Psychologie. Medienstudierende können aufatmen, in diesem Fachbereich gibt es nur bei wenigen Studiengängen eine Masterplatznot. Die Anzahl aller Bachelor- und Masterabsolventen in Deutschland ist in den letzten Jahren gestiegen. Im Jahr 2020 gab es 236.472 Bachelorabsolventen und 134.532 Masterabsolventen. Vor sechs Jahren waren es erst 229.282 Bachelorabsolventen und 97.034 Masterabsolventen. Der Studienberater Maximilian Benda von der Hochschule Mittweida meint, dass trotz dieser ansteigenden Zahl „jeder Masterinteressierte einen Studienplatz findet. Entweder an der eigenen oder einer anderen Hochschule.“ Hartnäckig hält sich der Gedanke unter Studierenden, man habe mit einem Master bessere Chancen im Berufsleben, da man sich mehr abhebe. Aber ist das immer der Fall? Benda sagt: „Natürlich. Ein Master ist ein höherrangiger Abschluss – somit hebt sich ein Masterabsolvent ab. Die zusätzlich in das Studium investierte Zeit qualifiziert fachlich weiter, aber auch im wissenschaftlichen Arbeiten, in Soft Skills und in Sozialkompetenzen. Somit eröffnen sich für Masterabsolventen neue Möglichkeiten, zum Beispiel in der Forschung, aber auch der freien Wirtschaft.“ Die Entscheidung, ob ein Master sinnvoll ist, hängt allerdings immer davon ab, in welchen Fachbereich und in welcher Position man später arbeiten möchte.

Bewerbung für den Master

Prinzipiell ist es möglich, mit jedem Bachelorabschluss an einem Masterprogramm teilzunehmen. Das bedeutet, jeder kann mit einem Fachhochschulbachelor auch einen Uni-Master machen. Genauso wie jeder mit einem Uni-Bachelor einen Fachhochschul-Master machen kann. Die meisten Universitäten verlangen einen Bachelorabschluss in einem fachverwandten Bereich mit einem Umfang von 180 oder 210 ECTS-Credits. Einige setzen auch die Absolvierung bestimmter Module voraus. Das wichtigste Zulassungskriterium bei zulassungsbeschränkten Mastern ist die Bachelornote, aber auch das Motivationsschreiben sowie Fremdsprachenkenntnisse spielen an manchen Unis eine wichtige Rolle. „Je nach Zulassungsvoraussetzungen kann die Note relevant sein oder nicht. Wenn ein Master zulassungsfrei ist, spielt die konkrete Note meist keine Rolle, sondern nur der Abschluss an sich“, sagt Studienberater Maximilian Benda. In den meisten Fällen lohnt es sich, an mehreren Fach- oder Hochschulen eine Bewerbung einzureichen. Viele große Universitäten in Metropolen haben das Problem, dass sie mehr Bewerber als Plätze haben. Das zeigt beispielsweise die Universität Hamburg, im Wintersemester 2021/2022 gab es für den Bachelorstudiengang Medien- und Kommunikationswissenschaften 35  Studienplätze und 1.170 Bewerber.

Vor- und Nachteile des Masters

Große Vorteile bringt der Master beim Vertiefen von vorhandenen Kenntnissen. Außerdem wird ein weiterer akademischen Titel erlangt. Gute Chancen für den direkten Einstieg in Führungspositionen und auch ein höheres Einstiegsgehalt haben meist Masterabsolventen. Im Durchschnitt verdienen Bachelorabsolventen, laut der Online-Plattform mba-master.de, ein Jahresgehalt von 41.000 Euro und Masterabsolventen ein Jahresgehalt von 52.000 Euro. Allerdings bringt dieser Bildungsweg, neben Vorteilen, auch Nachteile mit sich. Üblicherweise fangen die meisten Masterabsolventen erst mit 25 Jahren an zu arbeiten. Bis dahin verdienen sich die meisten nur etwas Geld in Form eines Nebenjobs dazu. Aus einer Umfrage der Forsa im Auftrag der Minijob-Zentrale geht hervor. Das knapp drei Viertel der Studierenden neben ihres Studiums einer Nebentätigkeit nachgehen. Eine andere Möglichkeit, um gutes Geld zu verdienen und gleichzeitig zu studieren, ist das duale Studium. Das Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) sieht für diesen Ausbildungszweig einen Aufwärtstrend. Im Jahr 2019 gab es 108.000 dual Studierende, im Jahr 2004 lag die Zahl bei 40.982 dual Studierenden. Im Hinterkopf sollte behalten werden, wer selbstständig früh auf eigenen Beinen stehen möchte, hat mit dem Bachelorabschluss klare Vorteile. Möchte man direkt mit dem  Berufseinstieg in eine Führungsposition oder in eine wissenschaftliche Stelle einsteigen, bringt der Masterabschluss klare Vorteile mit sich.

Am Ende ist das Wichtigste, dass du alle verschieden Varianten auf dem Schirm hast und keine Chance ungenutzt bleibt.

Text: Sophie Thurow, Titelbild: StockSnap 

<h3>Sophie Thurow</h3>

Sophie Thurow

ist 20 Jahre alt und studiert derzeit im vierten Semester Medienmanagement an der Hochschule Mittweida. Bei medienMITTWEIDA engagiert sie sich seit dem Wintersemester 2021 und ist seit dem Sommersemester 2022 als Chefredakteurin tätig.