Am Montag, den 24. Oktober 2011, erwarteten viele Plattenläden den Ansturm musikbegeisterter Kunden. Das heiß erwartete fünfte „Coldplay“-Album „Mylo Xyloto“ wurde veröffentlicht. Obwohl der Andrang ausblieb, waren die Verkaufszahlen des Albums rekordverdächtig. Über 400.000 mal ging das Album in der ersten Woche über die Ladentheke. Doch Musikhandlungen von heute sehen anders aus als vor elf Jahren, als das „Coldplay“-Debütalbum „Parachutes“ erschien. „iTunes“, „Amazon“ und der hauseigene „Coldplay“-Store lösen die alten bekannten Verkaufsstätten wie „Saturn“, „Media Markt“ und den Plattenladen um die Ecke ab.
Die Britpop-Band ist mit über 66 Millionen verkauften Tonträgern mittlerweile eine der erfolgreichsten Bands der Welt. „Coldplay“ nutzt die komplette Bandbreite der möglichen Werbe- und Verkaufswege. Die Band war eine der ersten, die einen Newsletter anbot und ist aktuell auf fast allen sozialen Netzwerken vertreten. Mit 15 Millionen Fans auf „Facebook“ und fast täglichen Posts der Band erreichen sie mit minimalem Aufwand ihr Publikum. Die erste Single des neuen Albums wurde auf „Last.fm“ seit der Veröffentlichung am 26. Juni 2011 bereits knapp 500.000 mal angehört. Der Erfolg der Online-Strategie ist leicht festzustellen: „Mylo Xyloto“ stieg in allen Ländern auf Platz Eins der „iTunes“-Downloadcharts ein.
Wechsel der Medien
Vor 30 Jahren wechselte die CD nach und nach die Schallplatte ab und ist bis heute ein wichtiger Bestandteil der Musikindustrie. Während damals die technischen Veränderungen ausschlaggebend waren, sieht der europaweit tätige Radioberater Frank Wilkat die kulturelle Veränderung in den letzen Jahren als Grund für die neue Entwicklung. Das Aufkommen des Web 2.0, das wirtschaftliche Potenzial von Sozial Media und die Entwicklung der sozialen Netzwerke sind Anzeiger dieser Veränderung. Die Verkaufswege sind kürzer geworden. Der Weg zum Musikladen ist nur ein paar Klicks entfernt. Die Musikindustrie hat dies erkannt und reagiert. Wilkat: „Es wird dort vermarktet wo die Menschen sind.“ Er vermutet, dass sich die digitale Vermarktung von Musik letztlich durchsetzen wird.
Veränderung zieht Kreise
Während „Coldplay“ eine ganze Marketingabteilung zur Verfügung steht, sind andere Bands auf sich allein gestellt. Die neuen Verkaufs- und Werbemöglichkeiten zwingen die Künstler zu mehr Öffentlichkeitsarbeit. Lady Gaga ist mit der neuen Medienlandschaft aufgewachsen und macht sich selbst zu einer der präsentesten Figuren des Musikgeschäfts. Mit Erfolg. Die 25-Jährige verkaufte in drei Jahren bereits 14 Millionen Tonträger mehr als das britische Rockband. Einen anderen Weg schlagen „Radiohead“ ein. Um sich nicht zu verkaufen veröffentlichten sie ihr neues Album als Download, für den jeder Käufer selbst entscheiden durfte, wie viel er bezahlt.