„Nach Westdeutschland“

von | 11. November 2009

"Als der eiserne Vorhang fiel": Unter diesem Titel referierte Dr. jur. Jürgen Sudhoff während des Medienforum Mittweida 2009 und lies die Zuschauer an seinen Erinnerungen teilhaben.

Dr. jur. Jürgen Sudhoff war 1986 bis 1991 Staatssekretär im Auswärtigen Amt. In dieser Zeit hat er die Entwicklung der außenpolitischen Rahmenbedingungen der Wiedervereinigung persönlich miterlebt und -gestaltet. Auch nach 20 Jahren kann er die Erlebnisse zu Zeiten der DDR und der Wiedervereinigung fast Tag für Tag wiedergeben. In einem kurzen geschichtlichen Abriss berichtete Sudhoff über Geschehnisse, die noch weit vor 1989 zu den Veränderungen in der DDR beigetragen haben. Doch vor allem bei seiner Schilderung über den Flüchtlingszug von Warschau nach Helmstedt, den er als Vertreter der Bundesregierung begleitete, wurde es emotional.

Am 30. September 1989 flog Sudhoff nach Warschau und ließ alle Flüchtlinge, die sich zu dieser Zeit dort befanden, zusammenkommen. Er gab ihnen ein Versprechen: „Wir werden heute zusammen nach Westdeutschland fahren.“ Dies sei ein sehr emotionaler Moment gewesen, so Sudhoff, als er in die vielen, mit Tränen gefüllten Gesichter geschaut hatte.

„Danket alle Gott“

In einem ungeheizten, unsauberen Zug fuhren sie von Warschau durch die DDR nach Helmstadt. Die Medien wurden im Vorfeld informiert. Ab fünf Uhr morgens berichteten Journalisten aus der ganzen Welt über diesen Zug. Die Fahrt nach Helmstedt dauerte insgesamt 13 Stunden. Die Strecke war den DDR-Bürgern über die Medien bekannt und daher pilgerten auch sie zu den Gleisen. Mit Peace-Zeichen und weißen Taschentüchern machten sie sich bemerkbar. Auch sie wollten in den Zug nach Helmstedt und Sudhoff versuchte, jeden von ihnen während der Fahrt aufzunehmen. „Es war ein herrliches Gefühl, als der Zug an die Grenze kam und der Zaun geöffnet wurde“, so Sudhoff. Angekommen in Helmstedt begrüßten die Bürger der BRD die Flüchtlinge mit einer Blaskapelle und dem Lied „Nun danket alle Gott“.

<h3>Stephanie Bürgel</h3>

Stephanie Bürgel