„Netzeitung“ vor dem Aus

von | 24. November 2009

Die erste deutsche Internetzeitung "Netzeitung" wird zum Jahresende - kurz vor ihrem zehnjährigen Jubiläum - eingestellt und entlässt alle Mitarbeiter. Das Verlagshaus gab bekannt, wirtschaftliche Gründe seien verantwortlich.

Bitteres Ende für die „Netzeitung“ (NZ). Die leitende Verlagsgruppe DuMont Schauberg gab in einer sehr kurzen Mitteilung bekannt, dass das Konzept einer reinen Internetzeitung und eigenen Redaktion gescheitert ist. Zum 31. Dezember 2009 wird die Arbeit eingestellt und den Mitarbeitern gekündigt. Grund des Scheiterns sind wirtschaftliche Engpässe. Vertragliche Verpflichtungen werden für das Quartal 2010 noch erfüllt, teilte die Verlagsgruppe mit. Zukünftig soll die Seite als „automatisiertes Nachrichtenportal“ genutzt werden.

Umsonst ist kein Geschäft

Die finanziellen Schwierigkeiten entstehen vor allem durch fehlende Geschäftsmodelle, eine Zeitung im Internet erfolgreich zu vermarkten. Im Netz lässt sich nicht ausreichend Geld verdienen. Auch der Konkurrenzdruck auf dem Online-Nachrichtenmarkt hat ein Teil zum Ende der „Netzeitung“ beigetragen. Im Jahr 2000 trat sie als erste deutsche Internetzeitung auf. Mittlerweile haben sich jedoch auch die klassischen Nachrichtenhäuser im Internet etabliert und bieten den Lesern ein breites Angebot an News an. Auch fehlende Investitionen in die Internetzeitung gingen mit dem Untergang einher. Die Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) ermittelte für die Statistik im Oktober 2009 rund 1,8 Millionen Visits und über sieben Millionen Einzelseitenaufrufe, was dem Erhalt der Internetseite jedoch nicht half.

Die Einnahmen wurden auf dem herkömmlichen Weg durch Werbebanner, Pop-ups und Abonnements erzielt. Um sich auf dem Markt zu behaupten, mussten neue Quellen gefunden werden. Seit Ende 2004 lieferte die Redaktion Teletexte für ProSiebenSat.1 und ein Jahr später auch für N24. Ab 2006 trieb die „Netzeitung“ eine Zusammenarbeit mit „Motor FM“ voran.

Hohe Standards

Die NZ hat seit ihrer Gründung oft den Eigentümer gewechselt. Die Verlagsgruppe DuMont Schauberg ist seit Anfang 2009 neuer Inhaber. Damit ist die Internetplattform Teil der BV Deutsche Zeitungsholding. Ihr gehören auch die „Berliner Zeitung“ und die „Hamburger Morgenpost“ an. DuMont Schauberg hatte die „Netzeitung“ von der Mediengruppe mecom übernommen. Unter der Leitung von mecom stand die zukünftige Stellung der Nachrichtenseite 2008 schon einmal vor dem Aus. Die Entwicklung zeigt vor allem, dass es heutzutage nicht mehr ausreicht, unter den Ersten im Online-Markt zu zählen. Durch schnell wachsende Angebote steigt immer stärker die Notwendigkeit, Projekte zu professionalisieren, um den hohen Qualitätsstandards gerecht zu werden.

<h3>Andreas Uerlings</h3>

Andreas Uerlings