Nachbarschaft 2.0

von | 9. Dezember 2011

Am 10. Dezember 2011 geht die neue Social-Media-Plattform „Niriu“ online. Auf eine Freunde-Funktion wie bei „Facebook“ verzichtet das Netzwerk für die Hansestadt Hamburg vorerst.

Mit dem neuen sozialen Netzwerk „Niriu“ sollen Nachbarn wieder zueinander finden. „‚Niriu‘ ist eine Anlaufstelle, die Nachbarn, Familien und andere Aufgeschlossene im echten Leben näher zusammenbringt“, erklärt Co-Founder Babak Ghanadian sein neues Netzwerk. „Es ist eine Kombination aus Verabredungsplattform, Veranstaltungskalender und Tauschbörse, die online den ersten Schritt ermöglicht, um ganz analog gemeinsam Zeit zu verbringen und sich gegenseitig zu helfen“,  erzählt Ghanadian. Durch das Netzwerk sollen sich Nutzer, wenn sie gemeinsame Interessen teilen, für das reale Leben kennenlernen. „Wer zum Beispiel auf Schlittschuhlaufen steht, kann eine Schlittschuhlaufaktion erstellen und Leute mit denselben Interessen können sich bei dieser Person melden“, konkretisiert Ghanadian.

Freunde-Funktion erst in späterer Version

Der Bedarf für das Netzwerk sei laut dem Hamburger Startup da – auch bei der übermächtigen Konkurrenz. „Trotz hunderter Facebook-Freunde in der ganzen Welt kennen wir oft nicht einmal unsere direkten Nachbarn“, betrauert das Unternehmen auf seiner „Facebook“-Seite. Geschäftsführer Ghanadian will das mit seinem neuen Social-Network ändern, der steigenden Anonymität in der Großstadt entgegenwirken und auch den Kontakt unter den unmittelbaren Nachbarn verbessern. „Wir können natürlich nicht garantieren, dass man seine Nachbarn kennenlernen wird“, räumt Ghanadian ein. Die Idee von „Niriu“ sei aber, aus Fremden zumindest so etwas wie Nachbarn zu machen. „Von daher werden sich vor allem Nutzer treffen, die sich noch nicht kennen“, erklärt Ghanadian. Dabei können neue Bekanntschaften nicht in eine Freundes-Liste eingeordnet werden. Die aktuelle Version von „Niriu“ beinhaltet zumindest noch keine entsprechende Funktion, wie sie bei „Facebook“ oder „Studi-VZ“ bekannt ist. Jedoch arbeitet das Unternehmen an solch einem Feature, damit es den Usern leichter fällt, in Kontakt zu bleiben.

Missbrauchsprävention mit Bewertungssystem

Neue Bekanntschaften in der direkten Umgebung der User stehen im Fokus von „Niriu“ – Treffen sollen unkompliziert und schnell organisiert werden. Dabei steigt auch die Gefahr, unseriöse User zu treffen. „Es liegt am Nutzer dieser Kommunikationsmöglichkeiten, einem möglichen Missbrauch durch den verantwortungsvollen Umgang mit seinen Daten und den persönlichen Details zu begegnen“, erklärt Martina Baumgart vom Landeskriminalamt Hamburg. Auch wenn die Möglichkeit des Missbrauchs von Internetplattformen und Netzwerken ständig gegeben sei, warnt die Expertin: „Grundsätzlich sollten erste Treffen nie alleine, möglichst mit bekannten Personen und an öffentlichen Orten erfolgen. Auch sollten Vertraute wissen, wann und wo man sich trifft.“ Nach Ansicht Baumgarts können sich die Netzwerke kaum gegen Missbrauch und ähnliches wehren. Gefahren mindern soll zumindest das Bewertungssystem auf „Niriu“, das einen ersten Eindruck des Nutzers vermitteln soll. So können andere Netzwerk-Mitglieder ein Treffen mit anderen Usern anhand verschiedener Aspekte bewerten und Anhaltspunkte finden, um etwaigen Risiken vorzubeugen.

Plattform vorerst nur für Hamburg

Zuerst soll das am 10. Dezember startende Netzwerk aber getestet werden: Die Gründer haben deshalb ihren Fokus zunächst auf die Hansestadt Hamburg gelegt. Bevor sich anderen Städten zugewendet werden könne, müsse sich die Plattform erst einmal in Hamburg etablieren. Die Pläne, das Netzwerk auf andere Städte auszuweiten, sind aber bereits vorhanden. „Wir sind natürlich gespannt, wie die Resonanz von Besuchern aus anderen Städten auf unsere Plattform ist, und planen, ‚Niriu‘ zeitnah auch für andere Städte freizuschalten.“

<h3>Stefan Huberth</h3>

Stefan Huberth