Nur für Deutschland

von | 8. Dezember 2009

Jermaine Jones, Gonzalo Castro und jetzt auch Dennis Aogo. Drei deutsche Fußballnationalspieler, die die Wahl haben. Der Migrationshintergrund wirft die Frage auf, ob sie für Deutschland oder ein anderes Land spielen wollen.

„Wir haben mehrfach betont, wie sehr wir uns darüber freuen, dass wir mehrere Spieler mit Migrationshintergrund in den Reihen der deutschen Nationalmannschaft haben. Wir haben aber immer wieder darauf hingewiesen, dass jemand, der das DFB-Trikot trägt, sich klar zur Nationalmannschaft und Deutschland bekennt.“ Das erklärte Oliver Bierhoff, der Manager der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, auf dfb.de. Anlass für diese Aussage war eine Entscheidung von Jermaine Jones, der im Juni dieses Jahres erklärte, dass er in Zukunft für die amerikanische Nationalelf auflaufen will. Der dreimalige Nationalspieler wurde zwar in Frankfurt am Main geboren, doch da sein Vater ein US-amerikanischer Soldat ist, besitzt Jones sowohl die deutsche als auch die amerikanische Staatsbürgerschaft.

Möglich ist dieser Wechsel aufgrund der im Juni geänderten FIFA-Satzung, laut der nun auch Spieler, die über 21 Jahre alt sind, ein Gesuch über einen Nationalmannschaftswechsel einreichen können, solang sie noch kein Pflichtspiel für eine Nationalelf bestritten haben. Jones spielte für Deutschland gegen Österreich, Weißrussland und England – doch das waren Freundschaftsspiele. Nach seiner Nichtnominierung für die Asien-Reise der deutschen Nationalelf im Juni 2009 gab er daher seinen Wechsel zur amerikanischen Nationalmannschaft bekannt.

Junges Talent entschied sich für Deutschland

Gonzalo Castro hingegen entschied sich für Deutschland. Der in Wuppertal geborene Defensivspieler von Bayer 04 Leverkusen hat spanische Eltern und ein Großteil seiner Verwandtschaft wohnt noch heute in Spanien. Im November 2005 musste er sich entscheiden, denn Interesse an seiner Person wurde sowohl vom Deutschen als auch vom Spanischen Fußballverband bekundet. Für Gonzalo Castro war dies im Endeffekt eine Herzenssache. „Ich fühle mich in Deutschland zuhause. Hier wurde ich ausgebildet und habe das Fußballspielen gelernt. Daher war für mich klar, dass ich gerne für Deutschland spielen würde“, begründete er seine Entscheidung für den Deutschen Fußball-Bund. Für den DFB war dies ein Gewinn, gilt „Gonzo“, wie er von Mitspielern und Fans genannt wird, doch als großes Talent. Schon mit 17 gab er sein Debüt beim Bundesligist Leverkusen und wurde schnell zum Stammspieler.

In diesem Sommer führte Castro die deutsche U21-Nationalmannschaft mit zwei wichtigen Treffern je gegen England zum 1:0 zum Europameister-Titel. Die Auftaktpartie gegen Spanien (0:0) war für ihn natürlich etwas Besonderes, aber der „Defensiv-Allrounder“ fühlt sich als Deutscher und meinte zu seinen spanischen Wurzeln nur lächelnd: „Vielleicht kann ich mit meinen Spanischkenntnissen der Mannschaft etwas helfen, die eine oder andere Situation zu lösen.“ In der A-Nationalelf gab Castro am 28. März 2007, mit gerade einmal 20 Jahren, sein Debüt. Seit dem absolvierte er fünf Spiele für das Team von Joachim Löw.

Aogo muss sich entscheiden

An der Seite von Gonzalo Castro kämpfte in diesem Jahr auch Dennis Aogo um den U21-Europameistertitel. Doch zur WM 2010 in Südafrika könnte der HSV-Spieler für Nigeria, das Heimatland seines Vaters, auflaufen. Aogo sagte gegenüber „SPORT BILD“, dass er für das Land spielen werde, in dem er sich emotional zu Hause fühlt.

Da Aogo in Karlsruhe geboren und in Deutschland aufgewachsen ist, scheint dies klar Deutschland zu sein. Doch trotz des Erfolges mit der deutschen U21-Nationalelf im Sommer sorgen jüngste Ereignisse für Irritation. Wie „SPORT BILD“ berichtete, gab es eine Auseinandersetzung zwischen seinem Vater, Samuel Aogo, mit Beamten des Personenschutzes des türkischen Generalkonsulates Karlsruhe, das direkt gegenüber Aogos Elternhaus liegt. Der Privatparkplatz der Familie sei belegt gewesen und sein Vater habe in der Botschaft nachfragen wollen, ob das Auto einem Gast des Konsulates gehöre. Die Beamten hätten ihm dies nicht geglaubt und mit „ausufernden, unangemessenen Maß der polizeilichen Mittel“ reagiert, wie der Verteidiger von Samuel Aogo die Situation beschrieb. Dennis Aogo berichtete: „Meinem Vater wurde die Würde genommen“.

Polizeipressestelle weist Vorwürfe zurück

Die Pressestelle der Karlsruher Polizei wies diese Vorwürfe allerdings entschieden zurück. Sie bestätigte zwar einen Vorfall und dass es zu einem polizeilichen Eingreifen kam, jedoch sei das weder unbegründet noch überhart gewesen. Samuel Aogo habe die Einfahrt des türkischen Generalkonsulates versperrt und die Beamten hätten somit nur nach Recht und Gesetz gehandelt. Die Familie Aogo hat angekündigt Strafanzeige zu stellen. Diese ist allerdings bis jetzt noch nicht eingegangen.

Egal wie dieses Verfahren ausgeht, die emotionale Verbundenheit Aogos zu Deutschland wird es in keinem Fall fördern. Laut Informationen der „SPORT BILD“ soll es noch im Dezember ein Treffen zwischen Aogo und Verbandsbossen, sowie dem Trainer Nigerias geben. Die Entscheidung, für welches Land er in Zukunft auflaufen wird, könnte also noch dieses Jahr fallen. Wie sich die Spieler entscheiden, kann nie vorhergesehen werden, aber eines ist sicher: Es ist in jedem Fall eine emotionale Entscheidung.

<h3>Therese Galetzka</h3>

Therese Galetzka