Das Hochschulprojekt „Karl May – gefangene Visionen“ geht heute nach 51 Tagen planmäßig zu Ende. Nicht nur die Organisation der Lesung führte zu diesem Erfolg, auch die Arbeit von Technikleiter Falk Ungethüm und Audiotechniker Stefan Sturm war immens wichtig. Die beiden Studenten der Fakultät Medien sorgten während der sieben Wochen dafür, dass die Beleuchtung, Kamera- und Tontechnik im Stadtarchiv funktionierten.
„Es gibt auch bei uns eine klare Trennung zwischen Pflicht und Kür. Zur Pflicht gehört die einwandfreie Funktionalität der Laptops, aus denen vorgelesen wird und das Licht. Der Rest ist nur Zusatz“, so Stefan Sturm. Der Teamleiter fasst die Prioritäten dagegen etwas weiter. „Unsere Herzensangelegenheit ist der Livestream. Ich finde es unerlässlich, dass dieser 24 Stunden täglich online erreichbar ist. Die Mittweidaer Bürger können jederzeit bei uns vorbeikommen, aber für alle anderen ist der Stream die einzige Verbindung zum Projekt“, sagte Falk Ungethüm.
Schreck der ersten Nacht
Die größte Aufregung kam bei den Technikern schon in der ersten Nacht auf. Anfangs gab es nur ein akustisches Störsignal, das sie beheben wollten, doch als dann der Rauchmelder losheulte und die Feuerwehr anrückte, mussten auch die Techniker das Stadtarchiv verlassen. Innerhalb weniger Minuten überlegten sie sich, wie der Weltrekordversuch fortgesetzt werden konnte. Weitergelesen wurde vorübergehend vor dem Gebäude aus einem Buch, während ein Feuerwehrmann als neutraler Zeuge zuhörte.
Sonst gab es keine größeren Zwischenfälle. „Alle Ausfälle oder Probleme, die aufgetreten sind, waren vorhersehbar“, zog Stefan Sturm als Fazit aus den vergangenen sieben Wochen. „Lediglich der Zeitpunkt war manchmal denkbar schlecht. Bei einem Nachtleser beispielsweise sind innerhalb einer Minute nacheinander alle Leuchtmittel der Scheinwerfer durchgebrannt.“ Die nächtliche Arbeit störte den Audiotechniker meist nicht. „Eine Nachtschicht an sich ist nicht schlimm. Nur wenn sie 72 Stunden dauert, wird es anstrengend“, so Sturm.
Weder Teammitglieder noch Pläne
Das aufwendigste war für das kleine Team der Aufbau der Technik im Vorfeld des Weltrekords. „Unser größtes Problem war der Personalmangel, da wir meistens nur zu zweit waren und sich der Rest des Teams mit der Organisation des Weltrekords beschäftigte. Hinzu kam, dass wir keine Pläne vom Stadtarchiv hatten und daher nicht wussten, wie wir die Kabel verlegen können, ohne dass uns gleich die Sicherungen herausspringen“, erklärte Falk Ungethüm. Insgesamt wurden knapp 3.000 Meter Kabel verlegt, die Hälfte davon allein in der ersten Etage, wo sich die Zellen befinden. An die Kabel angeschlossen sind unter anderem mehrere Monitore, davon je einer für jede Lesezelle. Außerdem befinden sich im Übertragungsraum noch zwei Bildmischer, ein Audiomischpult und zwei Streamingrechner. Am wichtigsten aber ist die Stromversorgung der Laptops, Kameras und Scheinwerfer in den Zellen.
„Wir haben die Technik, die während der sieben Wochen durchlaufen muss, auf mehrere Etagen verteilt, denn je mehr Kabel in einer Etage liegen, desto höher ist das Risiko, dass eine Störung entsteht“, sagte Ungethüm. Sobald verschiedene Frequenzkabel zu nah aneinander liegen, entsteht ein Rauschen bei der Übertragung und das wollten die Techniker möglichst vermeiden. Größere Unglücke haben die beiden Verantwortlichen selbst praktisch ausgeschlossen. Da die gesamte Technik doppelt vorhanden war und es einen Notstromkreis gab, war die Funktionalität zu jedem Zeitpunkt gewährleistet.