Online offline treffen

von | 29. Juni 2010

Während soziale Verbindungen durch Zunahme von Kontaktnetzwerken abstumpfen, wollen einige Plattformen wieder reale Kontakte generieren, damit ihre Nutzer gewollt offline bleiben. medienMITTWEIDA stellt einen Vertreter vor.

Um einen Sportpartner zu finden, suchte Frank Schähfer vergebens auf den schwarzen Brettern der Supermärkte nach Anzeigen. Während der anschließenden Suchphase im Internet konnte er auch keine Gleichgesinnten finden. „Dabei bestehen doch heute so viele Online-Freundschaften“, beklagt er im Gespräch. Schähfer ist der Gründer von heuteschonwasvor.de, jenem schwarzen Brett, welches versucht, Kontakte der virtuellen in die reale Welt zu vermitteln.

Beflügelndes Feedback oder Wunschvorstellung?

Anfang 2010 ging die Plattform online. In diesem Akt besteht der eigentliche Widerspruch der Webpräsenz. Die Idee, Kontakte bewusst für die Offline-Welt zu generieren, scheint nicht vereinbar mit einer Anlaufstelle innerhalb des Internets. Um gar nicht erst den Gedanken aufkommen zu lassen, dass es sich bei heuteschonwasvor.de um eine gewöhnliche Community mit Online-Freundschaften handelt, bezeichnet Schähfer das Projekt als Verweis auf dessen Offline-Aktivitäten als Aktivplattform. Des Weiteren benötigt die Plattform wenig reale Daten von ihren Nutzern, weil es, laut Schähfer, nicht in ihrem Interesse liegt, „den Nutzer langfristig an den PC zu binden.“

Seitdem die Präsenz im Internet zur Verfügung steht, erhält Schähfer von den mehr als 1.200 Nutzern sehr motivierende Rückmeldungen, wie er im Gespräch angibt. Leider konnte medienMITTWEIDA bei direkter Suche keine Mitglieder finden, welche wirklich schon reale Kontakte generieren konnten. „Man kommt dazu, jedem kurze Messages zu schicken. Es gibt auch Antworten, aber so viele Leute haben kein Foto und dann geben sie mir ihre Handynummer und ich soll antworten. Das war mir bisher alles etwas suspekt“, ärgert sich beispielsweise Userin „ladymama“ über die schlechte Nutzung der Offline-Angebote.

Anhand der Statistiken könne Schähfer trotz teils nicht veröffentlichter Fotos erkennen, dass die User sehr aktiv innerhalb des Portals agieren: „Es wurde ein Stammtisch gegründet, zudem ich auch einmal hingegangen bin, um zu sehen, ob er auch wirklich existiert.“ Anscheinend kannten sich die Teilnehmer dieser Runde jedoch schon vor der Registrierung wie Nutzerin „Wuermchen“ gegenüber medienMITTWEIDA klarstellt.

Idee gut, Umsetzung noch ausbaufähig

Die Idee und die Motivation sind definitiv gelungen. Wahrscheinlich sei die Webpräsenz jedoch noch zu jung mutmaßen einige der Nutzer. Schähfer ist sich sicher, dass die spektakulärsten Aktionen aber noch kommen werden. Trotz des jungen Alters seines Projektes habe er die berührendste Offline-Aktivität jedoch schon gefunden: „Wenn meine Nachbarin, ein Mensch, der verwitwet, völlig in sich gekehrt und seit zehn Jahren gewissermaßen nur für sich ist, zu einem frühlingshaftem Wanderausflug geht, dann ist das toll.“

Auf diese Weise hat Schäher eine Anlaufstelle gegründet, bei der der Nutzer gleichgesinnte Menschen für Aktivitäten finden können, um dem etwaigen Realitätsverlust von Online-Communities zu entfliehen. Auch wenn noch nicht alle angemeldeten Nutzer aktiv die Generierung von Offline-Kontakten nutzen konnten, sind derartige Portale in der multimedialen Welt bis hin zum Web 5.0 vielleicht die Alternative, um der Flut des „Eyerywhere-Online“ zu entkommen.

<h3>Bianca Schmidl</h3>

Bianca Schmidl