Organe Spenden leicht gemacht

von | 15. Mai 2012

Organspenden können Leben retten. Eine neue Funktion der „Facebook“-Chronik soll die Spenderbereitschaft erhöhen und mehr User animieren, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

„Facebook“-Gründer Mark Zuckerberg hat Anfang Mai eine neue Funktion vorgestellt, über die die Nutzer angeben können, ob sie Organspender sind oder nicht. Dadurch sollen mehr Menschen für das Thema Organspende sensibilisiert werden. Außerdem soll es künftig möglich sein, sich direkt über „Facebook“ als potenzieller Spender auch bei offiziellen Stellen zu melden. Britische und US-amerikanische Nutzer können unter der Einstellung „Gesundheit & Wellness“ bereits jetzt angeben, ob sie im Falle des Todes für eine Transplantation zur Verfügung stehen.

Alles ein Marketing-Gag?

Matthias Jakob, Sprecher der Techniker Krankenkasse (TK) in Sachsen, sieht die neue „Facebook“-Funktion kritisch: „Ein solch persönliches und ernst zu nehmendes Thema sollte nicht trivialisiert werden.“ Die mediale Aufmerksamkeit in sozialen Netzwerken sei enorm wichtig, um sich eine eigene Meinung bilden zu können. Fraglich wäre jedoch, ob „Facebook“ der richtige Ort sei, um die Bereitschaft zur Organspende zu dokumentieren. „Dafür sollte jeder einen Organspendeausweis ausfüllen.“

Dr. Peter Potthoff, der sich als Vorstandsvorsitzender der „Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein“ schon länger für die Aufklärung zum Thema Organspende engagiert, begrüßt die neue Funktion des Sozialen Netzwerkes hingegen: „Alles, was eine vernünftige und sachbezogene Diskussion rund um das Thema Organspende fördert, ist uns Ärzten willkommen.“ Aufgrund der enormen Mitgliederzahl der sozialen Netzwerke würde der Hinweis darauf, dass jemand Organspender ist, auch viele Nutzer erreichen.

Arzt-Patienten-Gespräch ist nicht zu ersetzen

„Ob man Organspender sein möchte oder nicht, ist eine sehr private Angelegenheit, die vor allem im familiären Umfeld diskutiert werden sollte“, empfiehlt Jakob von der TK. Wichtig sei, dass irgendwann eine Entscheidung getroffen werde. „Von Seiten der Politik, Krankenkassen und Ärzteverbände muss deshalb aktiv Aufklärungsarbeit geleistet werden, damit sich Menschen bewusst und informiert mit dem Thema auseinandersetzen“, fordert Jakob und verweist auch auf die aktuelle Organspendetour von TK und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) unter dem Titel „Von Mensch zu Mensch„.

„Wir Ärzte sollten bei diesem Thema verstärkt auf die Patienten zugehen“, sagt Dr. Potthoff von der „Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein“. Zwar könne „Facebook“ helfen, mehr Menschen für das Thema Organspende zu sensibilisieren, allerdings werde dann auch mehr professionelle Aufklärung benötigt. „Was wir dringend brauchen, sind seriöse Informationen zum Thema Organspende, die sich wohl am besten im direkten Arzt-Patienten-Gespräch vermitteln lassen. Ein Arzt kann am besten und am glaubwürdigsten auf die Ängste und Sorgen beim Thema Organspende eingehen“, so der Vorstandsvorsitzende der „Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein“.

Thematik ruft Ängste hervor

Laut der „Deutschen Stiftung Organtransplantation“ warten in der Bundesrepublik mehr als 12.000 Menschen auf ein Spenderorgan, 1.000 Todesfälle pro Jahr gehen als potenzielle Organspenden verloren. Laut Dr. Potthoff sei die generelle Bereitschaft zu spenden sehr hoch. Allerdings zeigen aktuelle Umfragen, dass nur jeder fünfte Deutsche einen Spenderausweis hat. „Wenn es um den Organspendeausweis und den Gedanken an die konkrete Situation geht, sind Ängste im Spiel. Das ist verständlich, denn mit dem Thema Organspende ist unweigerlich der Gedanke an den eigenen Tod und das Sterben verknüpft“, erklärt Dr. Potthoff.

Neue Organspende-Reformen

Die im kommenden Sommer reformierten Regeln für Organspende könnten hier für mehr Entscheidungsfreudigkeit sorgen. Vorgesehen ist, dass die Krankenkassen dazu verpflichtet werden, künftig alle Bürger ab 16 Jahren regelmäßig zu ihrer Spenderbereitschaft zu befragen.

<h3>Anja Wanger</h3>

Anja Wanger