Panorama im Sonderformat

von | 10. März 2010

Die Pariser wollten den Rekord, bekommen haben ihn die Dresdner. Ein Panorama der Stadt Dresden stellt zurzeit den Rekord für die wohl größte Collage der Welt. Für das Bild wurden 1.655 Fotos mit jeweils 21,4 Megapixeln aufgenommen und zusammengesetzt.

Bilder im Gigapixel-Bereich gibt es bereits seit Jahren und der technische Hintergedanke ist recht einfach. Mit einer Kamera werden mehrere Bilder in verschiedene Richtungen geschossen und anschließend an ihren Überschneidungskanten aneinander gelegt. Bei einem „normalen“ Panorama für die Zimmerwand werden nur drei bis fünf Bilder benötigt um ausreichend Informationen zur Verfügung zu haben. Diese geringe Anzahl an Bildern kann ein Fotograf noch recht schnell mit einem Stativ per Hand erzeugen. Bei 1.655 wird es schon sehr schwer, die genaue Position des nächsten Bildausschnittes zu finden. Um das Stitchen – zu Deutsch zusammennähen – der Bilder zu vereinfachen, wird eine Art Robotersystem verwendet, welches sehr exakt die Kamera ausrichtet und auch den Auslöser betätigt.

Technische Herausforderungen

Die Aufnahme der 1.655 Bilder hat 172 Minuten gedauert; Zeit, in der die Sonne wanderte und somit die Lichtverhältnisse auf jedem einzelnen Bild verändert. Links im Bild sind Brückenbögen zu sehen, die unterschiedlich dunkle Schatten haben. Es kommt auch vor, dass sich ein Objekt mehrmals wiederfinden lässt, wie zum Beispiel, die auf der Brücke stattfindende Verfolgungsjagd eines weißen Transporters. Neben der Zeit, ist die große Datenmenge zu bewältigen. Da es noch keine 100-Gigabyte-Speicherkarten für Kameras gibt, wurden die anfallenden Daten direkt auf einem mit der Kamera verbundenen Rechner gesichert. Dabei sind 102 Gigabyte an Daten zusammen gekommen. Für diese, für ein einzelnes Bild enorme Datenmenge, wurde ein eigens dafür konzipierter Rechner zusammengestellt, denn zum Berechnen ist sehr viel Arbeitsspeicher notwendig.

Ein Rechner allein kann zwar mit der entsprechenden Software die Bilder grob zusammenfügen, doch für saubere Übergänge ohne sichtbare Nähte, ist noch sehr viel Handarbeit gefragt. Die Helligkeit muss korrigiert und Doppelerscheinungen aus dem Bild entfernt werden. Das fertige Bild hat eine Dateigröße von 61 Gigabyte und benötigte drei Stunden, um es in Photoshop zu öffnen. Diese Datenmenge lässt sich schwer ins Internet übertragen. Dazu wurde das Bild in 120.000 kleine und stark komprimierte JPG-Dateien unterteilt. Beim Hineinzoomen in das Bild werden die Bildkacheln geladen. Auf diese Weise konnte die Datenmenge der Website auf 2,4 Gigabyte reduziert werden.

Wo bleibt der praktische Nutzen?

Das Bild hat 297.500 x 87.500 Pixel, womit eine Fläche von 105 x 35 Metern bedruckt werden könnte, also fast die Größe eines Fußballfeldes. Einmal davon abgesehen, dass es eine beeindruckende Auflösung ist und die Möglichkeit sich online immer und immer tiefer in ein Foto hineinzuzoomen, gibt es nur wenige Spezialfälle, in denen sich so hohe Auflösungen lohnen. Eine LKW-Plane ist definitiv kleiner als ein Fußballfeld und auch eine Häuserfassade bietet nicht unbegrenzt Platz. Dennoch interessieren sich viele Metropolen für diese Technik, da sie eine hohe Aufmerksamkeit bewirkt und so kräftig für die Stadt wirbt.

Viel mehr Anwendungsmöglichkeiten scheint es nicht zu geben und was vergangenes Jahr als Technologie-Testprojekt begann, soll dieses Jahr als Weltrekordversuch fortgesetzt werden. Die 30 Gigapixel-Grenze ist das neu angestrebte Ziel. Es wird derzeit überlegt, welche Kameramarke verwendet werden soll – Canon oder Nikon. Allein eine Hasselblad könnte mit ihren 50 Megapixeln die Auflösung bereits verdoppeln. Doch eines ist rein technisch immer das Problem: Egal wie hoch die Auflösung auch sein mag, die Linsen müssen einen Punkt fokussieren und alles was sich davor oder dahinter befindet ist unscharf. Leider sind die wichtigen Gebäude auf dem 26 Gigapixel-Bild alle unscharf und der doch relativ unwichtige Vordergrund ist sehr gut abgebildet. Schade eigentlich.

<h3>Marcus Koerbs</h3>

Marcus Koerbs